Stuart Weitzman

»Schuhe sind meine Goldmedaillen«

Popdiva Beyoncé hat »schon tausend Meilen in seinen wunderschönen Schuhen getanzt«, First Lady Jill Biden forderte mit dem Wort »Vote« auf seinen Stiefeln ihre Landsleute zum Wählen auf - und auch Stars wie Herzogin Meghan oder Tennis-Profi Serena Williams zeigen sich immer wieder in Schuhen von Stuart Weitzman. Der amerikanisch-jüdische Designer, der heute 80 Jahre alt wird, hat sich in seiner jahrzehntelangen Karriere zum Lieblings-Fuß-Dekorateur vieler Stars gemeistert.

Schuhe seien bei weitem keine »albernen Accessoires«, sagte Weitzman einmal bei einer Ehrung in der New Yorker Historical Society. »Es gibt Schuhe, die vor einer Frau den Raum betreten und ihn erst nach ihr wieder verlassen - so einen großen Eindruck können sie erzeugen.« Für ihn seien Schuhe seine »Goldmedaillen«.

LEIDENSCHAFT Die Leidenschaft scheint angeboren: Schon Weitzmans Vater besaß eine Schuhfabrik im US-Bundesstaat Massachusetts, seine beiden Söhne übernahmen das Unternehmen. Stuart Weitzman studierte allerdings erst noch Wirtschaft und überlegte, an die Wall Street zu gehen - doch schon währenddessen zeichnete er immer wieder Schuh-Entwürfe. »Ich habe dann zu meinem Bruder gesagt, dass ich es gerne mal für ein Jahr als Designer ausprobieren würde. Vielleicht würde ich es ja mögen.«

Sein erstes Paar High Heels nannte Weitzman »Eve«. »Ich habe mir immer sehr viel Mühe mit den Namen meiner Schuhe gegeben, denn - ich will nicht sagen, sie sind wie meine Kinder, aber doch: Die Schuhe sind wie meine Kinder.« Die Probezeit führte zu einer jahrzehntelangen Karriere, in der Weitzman schließlich Chef-Designer und Geschäftsführer der dann auch nach ihm benannten Firma wurde.

Die Kombination aus Wirtschafts-Wissen und Design-Talent führte zum Erfolg: Weitzman entschied sich wegen der deutlich geringeren Nachfrage gegen Männer-Schuhe, und kaufte seine Fabriken, um so günstiger zu produzieren und Trends schneller umsetzen zu können. Seine High Heels stattete er mit Polstern aus, um sie bequemer zu machen.

Außerdem setzte Weitzman auf raffinierte Marketing-Tricks. So ließ er beispielsweise 2002 die Schauspielerin Laura Harring mit sogenannten »Millionen-Dollar-Schuhen« über den roten Teppich der Oscar-Verleihung laufen - und plötzlich sprachen alle nur noch von den diamantenbesetzten Schuhen. Spätestens seitdem spielen die Modelle von Weitzman in derselben Liga wie die von Star-Designern wie Manolo Blahnik, Christian Louboutin und Sergio Rossi - sind aber meist deutlich günstiger.

BRIEFMARKEN Mit dem so verdienten Geld erfüllte sich Weitzman die verrücktesten Träume der Sammelleidenschaft seiner Kindheit. »Ich habe damals begonnen, Alben mit allem, was ich finden konnte, zu füllen. Ich hatte ein Album für weltberühmte internationale Marken und ganz oben auf der Seite war ein großer leerer Platz für die British Guiana«, sagte der Designer einmal der »New York Times« - kurz nachdem er eben jene Briefmarke für den Rekordpreis von 9,5 Millionen Dollar ersteigert hatte. »Sie hat mich in meine Kindheit zurückversetzt.«

Vor kurzem versteigerte Weitzman die »British Guiana« und andere seltene Briefmarken und Münzen wieder. »Ich hatte mein Leben lang den Traum, die größten Raritäten in den beiden großen Sammlerwelten der Briefmarken und Münzen zu sammeln und diese über Jahrzehnte versteckten außergewöhnlichen Schätze dann der Öffentlichkeit zur Betrachtung zur Verfügung zu stellen. Das wollte ich machen und das habe ich gemacht. Das war mein Traum. Heute ist es mein Traum, etwas für den guten Zweck zu hinterlassen, und dafür werde ich die Einnahmen aus diesen Verkäufen verwenden.«

Seine Sammlung historischer Schuhe, die mit einem Geburtstagsgeschenk seiner Frau begann und auch schon einmal in einer Ausstellung in der New Yorker Historical Society zu sehen war, hat der Designer behalten. »Schuhe machen soviel mehr, als Füße zu bedecken«, sagte Weitzman bei der Ausstellungseröffnung. »Schuhe erzählen Geschichten.«

RUHESTAND Sein Unternehmen hat Weitzman, der mit Ehefrau Jane zwei Töchter hat, inzwischen verkauft und zieht sich ganz langsam aus der alltäglichen Design-Arbeit zurück. »Ich habe in den vergangenen 40 Jahren 350 Tage im Jahr 16 Stunden am Tag gearbeitet. Als ich angefangen habe über den Ruhestand nachzudenken, habe ich mich gefragt, wie ich den Tag füllen könnte. Dann habe ich angefangen, eine Liste mit Sachen zu erstellen, die ich gerne machen würde.« Darauf stehen unter anderem Tischtennis-Turniere, Museen gründen und Musicals produzieren.

Aber auch vom Design wird Weitzman wohl nie loskommen. »Ein Produkt zu entwerfen und dann zu sehen, wie Frauen es lieben - das hat mich ins Spiel gebracht. Schon von Beginn an fand ich es unglaublich, dass ich etwas machen konnte, was sie wollte. Und das hat sich seitdem nie verändert.«

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  30.04.2025

Medien

Leon de Winter wird Kolumnist bei der »Welt«

Bekannt wurde er vor mehr als 30 Jahren mit Romanen wie »Hoffmanns Hunger«. Jetzt will der niederländische Autor Leon de Winter in Deutschland vermehrt als Kolumnist von sich hören lassen

von Christoph Driessen  29.04.2025

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  29.04.2025

Berlin

Antisemitismusbeauftragter für alle Hochschulen soll kommen

Details würden derzeit noch im Senat besprochen, sagte Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra

 29.04.2025

Jerusalem

Seltenes antikes Steinkapitell wird in Israel ausgestellt

Ein Fund aus dem Jahr 2020 gibt israelischen Archäologen Rätsel auf. Die Besonderheit des Steinkapitells aus römischer Zeit: Es ist mit einem mehrarmigen Leuchter - im Judentum Menorah genannt - verziert

 29.04.2025

Berlin

Jüdisches Museum erforscht Audio-Archiv von »Shoah«-Regisseur

Claude Lanzmann hat mit seiner epochalen Dokumentation »Shoah« Geschichte geschrieben. Das Jüdische Museum Berlin nimmt ein Doppeljubiläum zum Anlass, um das umfangreiche Recherchematerial des Regisseurs zu erschließen

von Alexander Riedel  29.04.2025

Köln

»Charlie Hebdo«-Überlebender stellt Comic zu NS-Raubkunst vor

»Zwei Halbakte« heißt ein 1919 entstandenes Gemälde von Otto Mueller. Die Geschichte des Kunstwerks hat der französische Zeichner Luz als Graphic Novel aufgearbeitet. Mit teils sehr persönlichen Zugängen

von Joachim Heinz  28.04.2025

Berlin

»Eine Zierde der Stadt«

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum im denkmalgeschützten Gebäude der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte eingeweiht

 28.04.2025

Paris

»Bambi«-Neuverfilmung: Nah an Felix Saltens Original

Ganz ohne Spezialeffekte und Animation: In Michel Fesslers »Bambi«-Neuauflage stehen echte Tiere vor der Kamera. Das Buch wurde einst von den Nazis verboten

von Sabine Glaubitz  28.04.2025