Berlin

Rund wie ein Bagel

Soll am 17. Mai 2020 eröffnen: das Kindermuseum des Jüdischen Museum Berlin Foto: dpa

Im Halbdunkeln auf dem Rücken liegen und hören, wie ein Sturm heraufzieht. Wind, Donner, gurgelnde Wassermassen. Eine Flut - die Sintflut. Die uralte Erzählung von Noah, der dem Wasser mit seiner Arche entkam und seine Familie sowie die Tiere der Welt rettete, steht im Zentrum des neuen Kindermuseums, das das Jüdische Museum Berlin am 17. Mai 2020 eröffnen will.

Ein Projekt für »alle Sinne« - so stellt es sich Alan Maskin vor, verantwortlicher Architekt und Designer des amerikanischen Büros »Olson Kundig Architecture and Exhibit Design« aus Seattle.

Der Name des neuen Kindermuseums in Berlin-Kreuzberg lautet »ANOHA«.

Dazu gehört neben den Geräuschen und Lichteffekten, die die nahende Sturmflut ankündigen sollen, vor allem die Arche Noah selbst. Die sieben Meter hohe, ringförmige Holzkonstruktion - in ihrer Form »rund wie ein Bagel« - soll das Zentrum der Ausstellung bilden, wie Maskin am Donnerstag bei einer Baustellenbegehung erklärte.

SPENDEN Das Konstrukt hat einen Durchmesser von 28 Metern. Die Gesamtkosten für Bau und Ausstellung belaufen sich auf rund neun Millionen Euro und werden größtenteils vom Bund sowie durch Spenden finanziert.

»ANOHA« - so der Name des Kindermuseums, das derzeit in der ehemaligen Blumengroßmarkthalle gegenüber vom Hauptgebäude des Museums in Berlin-Kreuzberg auf 2700 Quadratmetern gebaut wird. Es soll ein Ort zum Erforschen und Spielen für Kinder von drei bis zehn Jahren werden.

Ein Museum zum Anfassen - »hands on«, wie es der Geschäftsführende Direktor des Jüdischen Museums, Martin Michaelis, formuliert. Der Name »ANOHA« greife die Bezeichnung »Arche Noah« spielerisch auf und orientiere sich in seiner leichten Vokalabfolge »an den Bedürfnissen von ganz Kleinen, Nicht-Muttersprachlern und Leseanfängern«, so Michaelis.

Es soll ein Museum zum Anfassen werden, heißt es am Donnerstag bei einer Baustellenbegehung.

»Die Rückbesinnung auf die Arche Noah ist ein zutiefst jüdisches Element«, erklärt er. Dennoch handele es sich um »kein religiöses Museum«. Allgemeingültige kulturelle Aspekte stünden im Mittelpunkt. »Die Erzählung von der großen Flut kennen nicht nur Juden und Christen, sondern zahlreiche Kulturen«, betont Architekt Maskin. Es gebe bereits Überlieferungen aus vorbiblischer Zeit.

ÖKOLOGIE Der Bau als »Haus im Haus« verbinde »Vergangenes und Zukünftiges und gibt den Impuls, die Erzählung von der Sintflut und einer rettenden Arche vor dem Hintergrund aktueller gesellschaftlicher und ökologischer Fragen neu zu deuten«, so die Ausstellungsmacher.

»Tikkun Olam« (Reparatur der Welt) heißt das jüdische Konzept, das Kinder für ein achtsames Miteinander von Mensch, Tier und Natur sensibilisieren soll. Die Arche mit 150 Tieren kann von den jungen Besuchern auf eigene Faust betreten, beklettert sowie erkundet werden - 170 gleichzeitig im Höchstfall.

Über eine Giraffenrutsche gelangen Kinder und Erwachsene in die Riesenarche, die aus 300 Fichtenholzteilen gefertigt wurde. Dabei wurde auf Nachhaltigkeit großen Wert gelegt. Die Belüftung erfolgt natürlich, die Böden und Möbel sind aus durablem Hartholz, Wände und Decken aus heimischen, nachhaltigen Rohstoffen. Auch die Tiere - von der sieben Zentimeter großen Kakerlake bis zum drei Meter großen Mammut - wurden aus Fundstücken, gebrauchten Alltagsgegenständen und recycelten Materialien entworfen und gebaut.

»Für ein kulturhistorisches Museum haben wir ein ungewöhnlich junges Publikum - jeder fünfte ist unter 20 Jahre alt«, sagt der JMB-Direktor.

KONZEPT Anders als in der Bibel: Die Tiere treten nicht paarweise auf. Dies sollte laut Überlieferung den Fortbestand des Lebens nach der Flut gewährleisten. Stattdessen habe man die Tiere aufgrund bestimmter Eigenschaften ausgewählt, sagt Kunsthistorikerin Barbara Höffer, die für die Ausstellungskonzeption verantwortlich ist: »Ausgestorbene und bedrohte Tiere wie etwa das Mammut und der Eisbär lenken die Kinder auf Umweltprobleme und ihre Folgen«.

Die Idee, dem Jüdischen Museum ein eigenes Museum für Kinder anzugliedern, sei deshalb entstanden, weil »wir auf unsere jungen Besucher gehört haben«, so Michaelis. »Für ein kulturhistorisches Museum haben wir ein ungewöhnlich junges Publikum - jeder fünfte ist unter 20 Jahre alt.« Entsprechend ist bei der Planung des neuen Museums auch ein Kinderbeirat beteiligt, dem rund 20 Berliner Schüler angehören.

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