Medizin

Reine Kopfsache

Dank Magnethelm bald überflüssig? Herkömmliche Antidepressiva Foto: imago

Die Zeit, da man sich monate-, gar jahrelang auf die Couch des Psychotherapeuten legen musste, um seine Depressionen loszuwerden, scheint ihrem Ende zuzugehen. Das liegt nicht nur an den enormen Fortschritten, die in den vergangenen Jahren auf dem Gebiet der Psychopharmaka gemacht wurden – auch eine neue Methode, die ganz ohne Chemie auskommt, verspricht glänzende Resultate.

Die Rede ist von der Transkraniellen Magnetstimulation (TMS). Dabei werden starke Magnetfelder ins Gehirn geschickt, die bestimmte Hirnareale stimulieren beziehungsweise hemmen. Gegen neurologische Krankheiten wie Parkinson oder Epilepsie wird die Methode heute schon erfolgreich eingesetzt.

Die in Jerusalem ansässige Firma Brainsway will jetzt einen Helm auf den Markt bringen, der mithilfe der TMS auch Depressionen zum Verschwinden bringen soll. In einer klinischen Studie seien damit nach Aussage der Firma bei einem knappen Drittel der Probanden die depressiven Symptome vollständig verschwunden, bei einem weiteren Drittel seien immerhin erhebliche Verbesserungen erzielt worden.

Erfolg Das ist nach Meinung von Medizinern eine ordentliche Erfolgsrate, wenn man es etwa mit der Wirkung von Antidepressiva vergleicht. Abraham Zangen, Neurobiologe an der Ben-Gurion-Universität und Miterfinder des Brainsway-Helms, macht darauf aufmerksam, dass die meisten Teilnehmer der Studie zuvor erfolglos mit Medikamenten gegen ihre Depressionen behandelt wurden. »Solchen Patienten können wir jetzt helfen«, so Zangen.

Doch nicht nur gegen Depressionen soll die Transkranielle Magnetstimulation wirken. Auch wer unter Süchten leidet, etwa vom Nikotin nicht loskommt, kann dank Brainsway jetzt neue Hoffnung schöpfen. In einer Studie mit Rauchern, die ebenfalls von Abraham Zangen durchgeführt wurde, ließen sich jedenfalls erste Erfolge erzielen. Die Probanden mussten sich dazu in insgesamt 13 Sitzungen zu je 15 Minuten den Helm aufsetzen und ganz entspannt abwarten, wie die Magnetfelder gezielt auf das Belohnungszentrum im Gehirn einwirken, welches bei der Suchtentstehung eine Rolle spielt.

Der deutsche Fernsehsender n-tv berichtete kürzlich über mehrere Teilnehmer der Studie, die tatsächlich eine Zeitlang rauchfrei blieben, nach mehreren Monaten aber dann doch wieder verlangen nach der Zigarette verspürten. Aber vielleicht sind ein paar wiederholte Sitzungen unter dem Magnethelm pro Jahr doch der lebenslangen Nikotinsucht vorzuziehen.

Berlin

Erste Ausstellung über den Architekten Ossip Klarwein

Präsentiert werden mehr als 100 Entwürfe und Modelle, darunter ikonische Bauten des 1933 nach Palästina geflohenen jüdischen Architekten

 17.06.2025

Nachruf

Chronist einer ganzen Epoche

Michel Bergmann war ein Schriftsteller, der viele Genres beherrschte

von Ellen Presser  17.06.2025

Los Angeles

Neues Album von Haim: »Manchmal muss man loslassen«

Auf ihrem vierten Album singen die Haim-Schwestern von Trennung, Abschied und Neuanfang. Dabei betritt das Trio mit beinahe jedem Song ein anderes musikalisches Terrain

von Philip Dethlefs  17.06.2025

Diskurs

»Die Erinnerungsrepublik Deutschland ist zu Ende«

Auszüge aus der Heidelberger Hochschulrede des Grünen-Politikers Sergey Lagodinsky

 16.06.2025

Literatur

Michel Bergmann ist tot

Der jüdische Schriftsteller starb im Alter von 80 Jahren

 17.06.2025 Aktualisiert

Taormina Film Fest

Michael Douglas entschuldigt sich für Politik der US-Regierung

Der Darsteller erhält von Iris Knobloch eine Ehrung für sein Lebenswerk. Die Vergabezeremonie in Sizilien nutzt er für Kritik an seinem Land

 16.06.2025

Fernsehen

Luftraum in Israel gesperrt: »Fernsehgarten« ohne Kiewel

Die Moderatorin lebt in Tel Aviv - doch zu ihrer Jubiläumssendung konnte sie nicht anreisen

 15.06.2025

Leo Baeck Institut

»Die Wissenschaft ist keine Oase«

Michael Brenner über das vor 70 Jahren gegründete Archiv der Geschichte und Kultur des deutschsprachigen Judentums, freie Forschung und bedrohte Demokratie

von Ayala Goldmann  15.06.2025

Kunst

Öffnet die Herzen!

Die Israelin Bracha Lichtenberg Ettinger fordert mit einer intensiven Einzelschau in Düsseldorf die Besucher heraus

von Eugen El  15.06.2025