»Son of Saul«

Premiere in Berlin

Diskussion nach der Filmvorführung Foto: CC

Es ist einer der wichtigsten Filme des Jahres, nominiert für einen Oscar als bester fremdsprachiger Film und bereits ausgezeichnet mit einem Golden Globe: das Schoa-Drama Son of Saul des ungarischen Regisseurs László Nemes. Am Dienstagabend hat der Film im Berliner Delphi Filmpalast aus Anlass des Holocaust-Gedenktag seine Premiere.

Saul Fia heißt das kraftvoll-verstörende Debüt von Lászlo Nemes über Saul Ausländer, ein Mitglied der berüchtigten »Sonderkommandos« in Auschwitz, im ungarischen Originaltitel.

Der in 35mm und 4:3 in Farbe gedrehte Film wird aus der Perspektive von Saul Ausländer erzählt. Man sieht ihm während des ganzen Films über ins Gesicht, der Hintergrund verschwimmt oft in Unschärfen.

Zynismus Ausländer wird gezwungen, den Deutschen beim industriellen Massenmord an den Juden zu helfen. Der ganze Zynismus der mörderischen Vernichtungsmaschinerie der Deutschen kommt vor allem über die Tonebene zum Tragen. So hört man immer wieder die lügenhafte Propaganda der Nationalsozialisten, die vom Vergasen ablenken soll.

Regisseur Nemes hat viele Angehörige in den deutschen Konzentrationslagern verloren. Seine Trauerarbeit – Saul versucht einen toten Jungen zu beerdigen und einen Rabbiner für ihn Kaddisch sprechen zu lassen – ist kein versöhnliches Werk.

Deshalb legte der Hauptdarsteller Géza Röhrig in der anschließenden Diskussion auch Wert darauf, dass man die Zuschauer nicht zum Weinen bringen möchte, es in diesem Film nicht über die Überlebenden gehe, sondern um die Toten.

Präsentiert wurde diese einmalige Sondervorführung von der Claims Conference, die erstmals einen Spielfilm auch finanziell unterstützte. Greg Schneider, Vize-Präsident der Claims Conference, moderierte das Filmgespräch und erläuterte, warum seine Organisation den Film unterstützt hat. »Die Grauen, wie es die Protagonisten im Film erleben, begleitet die Überlebenden ein Leben lang und holt sie im Alter mit vielfacher Wucht wieder ein. Wir dürfen ihre Leiden nicht vergessen«, erklärte Schneider.

Würde Rüdiger Mahlo, Repräsentant der Claims Conference in Deutschland, sagte: »Es ist jetzt die letzte Gelegenheit, Sorge dafür zu tragen, dass die NS-Opfer ihren Lebensabend in Würde verbringen können. Für sie stehen wir in den nächsten Jahren noch in der Verantwortung.«

Kritisch setzten sich die Diskussionsteilnehmer wie die aus Ungarn angereisten Produzenten Gabor Sipos und Gabor Rajna auch mit dem heutigen Deutschland auseinander. Deutsche Produzenten hätten kein Interesse an dem Filmstoff gehabt.

Und weil sich aus diesem Grund auch kein deutscher Filmverleiher für den in über 80 Länder verkauften Film fand, kommt das Werk am 10.März von der deutschen Tochterfirma der amerikanischen Sony Pictures Classic in die Kinos.

www.youtube.com/watch?v=5azMcu4VQ7s

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 28.11.2025 Aktualisiert

Fernsehen

»Scrubs«-Neuauflage hat ersten Teaser

Die Krankenhaus-Comedy kommt in den Vereinigten Staaten Ende Februar zurück. Nun gibt es einen ersten kleinen Vorgeschmack

 28.11.2025

Eurovision Song Contest

Spanien bekräftigt seine Boykottdrohung für ESC

Der Chef des öffentlich-rechtlichen Senders RTVE gibt sich kompromisslos: José Pablo López wirft Israel einen »Genozid« in Gaza und Manipulationen beim Public Voting vor und droht erneut mit dem Austritt

 28.11.2025

Imanuels Interpreten (15)

Elvis Presley: Unser »King«

Fast ein halbes Jahrhundert nach Elvis’ Tod deutet viel darauf hin, dass er Jude war. Unabhängig von diesem Aspekt war er zugleich ein bewunderns- und bemitleidenswerter Künstler

von Imanuel Marcus  28.11.2025

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 27. November bis zum 3. Dezember

 27.11.2025

Fernsehen

Zieht Gil Ofarim ins Dschungelcamp? 

RTL kommentiert noch keine Namen - doch die Kandidaten-Gerüchte um Gil Ofarim und Simone Ballack sorgen schon jetzt für reichlich Gesprächsstoff

von Jonas-Erik Schmidt  27.11.2025

Rezension

Ein Feel-Good-Film voller kleiner Wunder

Ein Junge, der nicht laufen kann, Ärzte, die aufgeben, eine Mutter, die unbeirrt kämpft. »Mit Liebe und Chansons« erzählt mit Herz und Humor, wie Liebe jede Prognose überwindet

 27.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Imanuel Marcus, Katrin Richter  27.11.2025