Der französische Publizist und Philosoph Bernard-Henri Levy (74) sieht sich in Sachen Liebe nach wie vor als Anfänger. In diesem Feld lerne man nicht aus seinen Erfahrungen, sagte er im Interview des Magazins der »Süddeutschen Zeitung« vom Freitag. »Man bleibt genauso naiv, hat die gleichen Gedanken.«
Die Würfel fielen in diesem Bereich früh im Leben, fügte Levy hinzu. »Je mehr man liest, desto schlauer wird man, je mehr man schreibt, desto besser wird man. Aber in der Liebe ist das Spiel vorbei, bevor es beginnt.«
Jüdische Identität Der Autor äußerte sich auch zu seinem Engagement für die Menschenrechte. »Warum werfe ich mich in Angelegenheiten, die nicht die meinen sind? Warum mache ich das Schicksal fremder Menschen, fremde Probleme zu meinen? All das hängt mit meiner Vorstellung zusammen, was es heißt, Jude zu sein.« Als junger Mensch habe er nicht gewusst, was dies bedeute. Durch die Lektüre zentraler jüdischer Texte habe er begonnen, sich »eine jüdische Identität aufzubauen«.
Der Antisemitismus sei in Frankreich wieder salonfähig geworden, sagte Levy. Er selbst habe indes nie das Gefühl gehabt, »als Jude wahrgenommen zu werden. Und wenn, war es mir egal.« Er wehre sich gegen Antisemitismus, fühle sich jedoch stärker als die Antisemiten: »Es definiert mich nicht, es ist nicht mein Schicksal.«
Auf die Frage, was ihm Hoffnung für die Zukunft gebe, antwortete der Philosoph: »Das ukrainische Volk. Der Kampf der Ukraine ist so respekteinflößend, so würdevoll.« Er empfinde die »Fähigkeit der Menschheit, schrecklichen Situationen mit Würde zu begegnen, mit Mut und Opferbereitschaft«, als erstaunlich.
An ein Leben nach dem Tod glaube er indes nicht, so Levy. »Er ist das Ende. Es kommt nichts danach.« Bücher und Filme lebten jedoch weiter: Sie erwachten zum Leben, »wenn sie von anderen gelesen oder gesehen werden. Die Art, wie sich ein Buch mit einem anderen Bewusstsein verbindet, wie es sich verwandelt, das ist ein neues Leben.« Diese Vorstellung sei für ihn ein kleiner Trost, »wenn ich mich vor dem Tod fürchte, was durchaus passiert«. kna