Osnabrück

Neue Bilder werfen neues Licht auf jüdischen Maler Felix Nussbaum

Felix-Nussbaum-Haus, Kunstmuseum, Architekt Daniel Libeskind, Osnabrück Foto: picture alliance / imageBROKER

Das Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück hat drei bislang unbekannte Bilder von Felka Platek (1899-1944) geschenkt bekommen. Diese Werke der Ehefrau und Künstlerkollegin des Malers Felix Nussbaum (1904-1944) ließen die letzten zehn Monate des jüdischen Paares bis zu seiner Ermordung im Vernichtungslager Auschwitz durch die Nazis in einem neuen Licht erscheinen, sagte der Direktor des Museums, Nils Arne Kässens, am Dienstag. Nussbaum und Platek hätten sich offenbar noch in mindestens einem weiteren Versteck in ihrem Exil in Brüssel aufgehalten, als bisher bekannt gewesen sei.

Auch das Gesamtwerk Plateks, von dem ein Großteil verschwunden sei, bekomme durch die neuen Gemälde eine weitere Facette, betonte Kässens. Die Osnabrücker Sammlung der Bilder von Platek umfasse somit nun 33 Werke: »Insofern kommt die Schenkung für uns einer doppelten Sensation gleich.«

Das Nussbaum-Haus erhielt die Bilder von Maryvonne Collot, einer Nachfahrin der mit Nussbaum befreundeten Familie Giboux-Collot aus Brüssel. Die drei Porträts stellen nach Angaben der Schenkerin drei ihrer Verwandten dar. Sie habe sie 2023 beim Ausräumen des Hauses ihrer Verwandten in einer Garage entdeckt.

In einer Garage entdeckt

In diesem Haus in der Rue Général Gratry 23 in Brüssel hatte Nussbaum in einem Kellerversteck ein Atelier eingerichtet. Dass er offensichtlich gemeinsam mit Felka Platek auch dort gewohnt habe, sei eine neue Erkenntnis, die aus den Erzählungen Collots deutlich geworden sei, erläuterte Kuratorin Anne Sibylle Schwetter. Sie gehe davon aus, dass Nussbaum und Platek offenbar unter großer Gefahr, entdeckt oder verraten zu werden, noch nach weiteren Ausweichquartieren gesucht haben.

Die Familie Giboux-Collot habe ein freundschaftliches Verhältnis zu dem Künstlerpaar gepflegt. Davon zeugten Familienfotos aus den 1960er-Jahren. Sie zeigen, dass die Wände des Hauses in der Rue Général Gratry 23 zahlreiche Bilder Nussbaums und Plateks zieren.

»Wir müssen die Geschichte von Felix Nussbaum und Felka Platek in den Jahren 1943/44 neu schreiben und in den kommenden Monaten genauer erforschen«, sagte die Kuratorin. Die bisherige Geschichtsschreibung folge den Berichten des Brüsseler Kunsthändlers Willy Billestraet, hieß es. Er habe einen Großteil der Werke Nussbaums und Plateks in den 1970er-Jahren dem Osnabrücker Museum zum Kauf angeboten. Billestraet sei zwar mit einer der Porträtierten, Yvonne Giboux, liiert gewesen, habe die Rolle der Familie Giboux gegenüber dem Osnabrücker Museum allerdings nicht erwähnt. epd

Berlin

Neue Nationalgalerie zeigt, wie Raubkunst erkannt wird

Von Salvador Dalí bis René Magritte: Die Neue Nationalgalerie zeigt 26 Werke von berühmten Surrealisten. Doch die Ausstellung hat einen weiteren Schwerpunkt

von Daniel Zander  17.10.2025

Theater

K. wie Kafka wie Kosky

Der Opernregisseur feiert den Schriftsteller auf Jiddisch – mit Musik und Gesang im Berliner Ensemble

von Christoph Schulte, Eva Lezzi  17.10.2025

Frankfurter Buchmesse

Schriftsteller auf dem Weg zum Frieden

Israelische Autoren lesen an einem Stand, der ziemlich versteckt wirkt – Eindrücke aus Halle 6.0

von Eugen El  17.10.2025

Kino

So beklemmend wie genial

Mit dem Film »Das Verschwinden des Josef Mengele« hat Kirill Serebrennikow ein Meisterwerk gedreht, das kaum zu ertragen ist

von Maria Ossowski  17.10.2025

Meinung

Entfremdete Heimat

Die antisemitischen Zwischenfälle auf deutschen Straßen sind alarmierend. Das hat auch mit der oftmals dämonisierenden Berichterstattung über Israels Krieg gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas zu tun

von Philipp Peyman Engel  16.10.2025

Esther Abrami

Die Klassik-Influencerin

Das jüngste Album der Französin ist eine Hommage an 14 Komponistinnen – von Hildegard von Bingen bis Miley Cyrus

von Christine Schmitt  16.10.2025

Berlin

Jüdisches Museum zeichnet Amy Gutmann und Daniel Zajfman aus

Die Institution ehrt die frühere US-Botschafterin und den Physiker für Verdienste um Verständigung und Toleranz

 16.10.2025

Nachruf

Vom Hilfsarbeiter zum Bestseller-Autor

Der Tscheche Ivan Klima machte spät Karriere – und half während der sowjetischen Besatzung anderen oppositionellen Schriftstellern

von Kilian Kirchgeßner  16.10.2025

Kulturkolumne

Hoffnung ist das Ding mit Federn

Niemand weiß, was nach dem Ende des Krieges passieren wird. Aber wer hätte zu hoffen gewagt, dass in diesen Zeiten noch ein Tag mit einem Lächeln beginnen kann?

von Sophie Albers Ben Chamo  16.10.2025