Musik

»Musik ermöglicht Begegnung«

»Zuhören, Verstehen und gedankliche Auseinandersetzung«: Michael Sanderling Foto: Marco Borggreve

Herr Sanderling, was ist das »Young Philharmonic Orchestra Jerusalem Weimar«?
Dieses Orchester wird nach seiner Premiere vor zwei Jahren in diesem Sommer zum zweiten Mal gebildet und ist ein Joint Venture der beiden Musikhochschulen in Jerusalem und Weimar.

Ist die Zusammenarbeit junger Israelis und Deutscher in dem Ensemble auf Musik begrenzt? Oder geht es um mehr?
»Musik ermöglicht Begegnung. Musik fördert Zuhören, intuitives Verstehen und gedankliche Auseinandersetzung. Sie schafft Gemeinschaft und macht, insbesondere im Erlebnis des Konzerts, durch ihre radikale Gegenwärtigkeit den Wert menschlichen Miteinanders erlebbar«, heißt es auf der offiziellen Website des Orchesters. Für Musiker aus diesen beiden Nationen erscheint mir ein gemeinschaftliches Bühnen-Erlebnis besonders sinnvoll. Es kann die emotionalen Gemeinsamkeiten aufzeigen und hilft so, geschichtlich begründete Vorbehalte zueinander zu überwinden. Völkerverständigung beginnt für mich in der kleinsten Keimzelle, dem respektvollen Umgang von mindestens zwei Menschen miteinander!

Das Orchester beginnt am 27. Juli eine Konzertreise in Weimar, tritt am 30. Juli in Berlin und am 2. August in Dresden auf. Was steht auf dem Programm?
Auf dem Programm stehen die Passacaglia für Orchester op. 4 von Berthold Goldschmidt sowie Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy, Dmitri Schostakowitsch und Lieder aus »Des Knaben Wunderhorn« von Gustav Mahler.

Warum Berthold Goldschmidt?
Goldschmidt ist zum einen ein zu Unrecht viel zu selten gespielter, sehr interessanter Komponist des letzten Jahrtausends. Als deutscher Jude, der am eigenen Leib das gesamte Drama des Nationalsozialismus und Faschismus zu erleiden hatte, gehört für mich eines seiner Werke einfach zum Repertoire eines solchen Orchesters dazu!

Was planen die Musiker für die nächste Saison?
Das Orchester trifft sich, wie oben bereits beschrieben, im Turnus von zwei Jahren in wechselnden Besetzungen. Auch der Dirigent wechselt, sogar manchmal zwischen den beiden Konzertphasen in Deutschland und Israel. Insofern freue ich mich auf ein singuläres Ereignis für mich!

Die Fragen stellte Jonathan Pauzner.

Konzerttermine:
27. Juli, 19.30 Uhr, Weimar, Weimarhalle: Benefizkonzert des Bundespräsidenten
28. Juli, 15 Uhr, Kloster Chorin: Choriner Musiksommer
30. Juli, 19.30 Uhr, Berlin, Konzerthaus: Young Euro Classic 2013
31. Juli, 19.30 Uhr, Bayreuth, Stadthalle
2. August, 19.30 Uhr, Dresden, Frauenkirche
1. Oktober, Tel Aviv, Museum
2. Oktober, Haifa, Rapaport Hall
3. Oktober, Jerusalem, Henry Crown Symphony Hall

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  02.12.2025

Streaming

Gepflegter Eskapismus

In der Serie »Call my Agent Berlin« nimmt sich die Filmbranche selbst auf die Schippe – mit prominenter Besetzung

von Katrin Richter  02.12.2025

Jean Radvanyi

»Anna Seghers war für mich ›Tschibi‹«

Ein Gespräch mit dem Historiker über die Liebesbriefe seiner Großeltern, Kosenamen und hochaktuelle Texte

von Katrin Richter  02.12.2025

TV-Kritik

Politisierende Ermittlungen

In »Schattenmord: Unter Feinden« muss eine arabisch-stämmige Polizistin den Mord an einem jüdischen Juristen aufklären

von Marco Krefting  02.12.2025

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Rache

»Trigger-Thema« für Juden

Ein Filmseminar der Jüdischen Akademie untersuchte das Thema Vergeltung als kulturelle Inszenierung

von Raquel Erdtmann  01.12.2025

Wuppertal

Schmidt-Rottluff-Gemälde bleibt in Von der Heydt-Museum

»Zwei Frauen (Frauen im Grünen)« von Karl Schmidt-Rottluff kann im Von der Heydt Museum in Wuppertal bleiben. Nach Rückgabe an die Erbin erwarb die Stadt das Bild von ihr. Vorausgegangen waren intensive Recherchen zur Herkunft

 01.12.2025

Dorset

»Shakespeare In Love« - Dramatiker Tom Stoppard gestorben

Der jüdische Oscar-Preisträger war ein Meister der intellektuellen Komödie. Er wurde 88 Jahre alt

von Patricia Bartos  01.12.2025