Vom 3. bis 16. November laden die Jüdischen Kulturwochen Stuttgart zu zwei Wochen voller Kultur, Musik und Geschichte ein. Sie sind längst ein fester Bestandteil des städtischen Lebens. Die Jüdischen Kulturwochen Stuttgart seien ein Zeichen einer reichen jüdischen Identität, erklärte Josef Schuster, der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, der zugleich einer der Schirmherren der Kulturwochen ist. »Sie sind ein Bekenntnis dazu, dass die jüdische Gemeinschaft eine lebendige ist, deren kulturelles Erbe die Schoa überlebte. Und dass es an uns ist, es zu bewahren und mit Leben auszufüllen.«
Das Motto des von der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs (IGRW) organisierten Events mit Festivalcharakter lautet »Mitten dabei!«. »Leben kehrt als universales Prinzip zurück, selbst wenn es im ersten Moment noch so unwahrscheinlich erscheint, erklärte der Vorstand der IGRW. «So vor acht Jahrzehnten, als – nur Wochen nach der Befreiung Stuttgarts – der amerikanische Militärrabbiner Herbert S. Eskin sel. A. begonnen hatte, Überlebende in Stuttgart zu versammeln und sie zur Wiedergründung unserer jüdischen Gemeinde ermutigt hat. Mitten dabei – 80 Jahre jüdisches Leben in Stuttgart!»
Frank Nopper (CDU), der Oberbürgermeister Stuttgarts, ist wie Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) ebenfalls an der Schirmherrschaft beteiligt. «Die (...) Jüdischen Kulturwochen sind zu einer liebgewonnenen Tradition in unserer Stadt geworden», erklärte Nopper im Vorfeld. «Das anspruchsvolle Programm macht bekannt mit verschiedenen Aspekten des jüdischen Lebens. Zudem ermöglicht es den interkulturellen und interreligiösen Dialog, der für das gegenseitige Verständnis unverzichtbar ist.»
«Alice – Spiel um dein Leben»
In einer Zeit, in der antisemitische Vorfälle in erschreckendem Maße wieder zunähmen, sei es umso wichtiger, jüdisches Leben auch mit den Kulturwochen sichtbar zu machen, Vorurteile abzubauen und für ein respektvolles Miteinander einzutreten, schrieb Kretschmann. «Die Landesregierung steht fest an der Seite der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Württemberg, bekennt sich klar zum Schutz und zur Förderung jüdischen Lebens und stellt sich entschieden gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form von Menschenfeindlichkeit.»
Zu den Highlights der Veranstaltungen im Rahmen der Jüdischen Kulturwochen gehört das Theaterstück «Alice – Spiel um dein Leben» über die 2014 verstorbene Zeitzeugin Alice Herz-Sommer. Die Pianistin überlebte mit ihrem Sohn Theresienstadt – auch indem sie dort laufend Konzerte gab. Bereits am Sonntag, vor dem offiziellen Beginn der Kulturtage, wird das Stück im Alten Schauspielhaus aufgeführt.
Ein Prolog-Konzert ist ebenfalls vorgesehen: Am Samstagabend geben die Mosaic Voices ein Konzert in der Synagoge der IRGW. Das A-Cappella-Ensemble tritt regelmäßig in der Londoner West End Synagogue auf. Geboten werden Chorwerke.
Jiddish Soulfood
Vom 3. November an gibt es unter anderem die Ausstellung «Schlamassel Top - Wie jüdisch ist Deutsch?» im Rathaus, eine Talkrunde mit dem Titel «Mitten dabei – Jüdisches Leben aus Sicht dreier Generationen» mit Daniel Cohn-Bendit, Daniel Neumann und Noemi Goldberg, eine Führung durch die Synagoge sowie eine Lesung mit Alois Prinz zum Thema «Hannah Arendt und die Liebe zur Welt».
Dmitrij Kapitelman liest aus seinem Buch Russische Spezialitäten, das Quartett Rosenthal and Friends spielt laut Programm moderne israelische Melodien und zeitlose Jiddisch-Klassiker und die Sängerin Sharon Brauner präsentiert mit ihren «ToyGoys» Jiddish Soulfood. Viele weitere Lesungen, Vorträge, Zusammenkünfte und Konzerte sind ebenfalls geplant.
Zu letzteren gehört auch das Konzert der Gewinner des 19. Internationalen Karl-Adler-Musikwettbewerbs. Der Wettbewerb fördert junge Musiker aus der Region und international. Unter ihnen befinden sich zahlreiche Preisträger von «Jugend musiziert» auf Bundesebene, die ein breites Repertoire von Klassik über Jazz bis Pop präsentieren. im
Das komplette Programm der Jüdischen Kulturwochen Stuttgart ist hier einsehbar.