Hören!

Missglückter Brückenschlag

Jazz mit Folkeinflüssen: Amos Hoffmans neues Album Foto: promo

Hören!

Missglückter Brückenschlag

Amos Hoffmans neue Jazz-CD »Carving«

von Jonathan Scheiner  14.06.2010 17:30 Uhr

Wer von Amos Hoffman spricht, muss zuvor Avishai Cohen erwähnen. Dessen CD Aurora war zweifelsohne eines der besten Jazzalben des vergangenen Jahres. Und wesentlichen Anteil daran hatte Hoffman, der mit seinem grandiosen Ud-Spiel den Kompositionen ein köstliches arabisches Klangaroma verlieh. Kein Wunder, dass die Erwartungen groß sind, wenn der 1970 in Tel Aviv geborene Israeli mit Carving ein eigenes Jazzalbum mit Folkeinflüssen auf den Markt bringt, sein viertes Solo nach The Dreamer (1999), Na’ama (2006) und Evolution (2008).

Klangsphäre Die elf Titel auf der CD hat Hoffman selbst komponiert. Begleitet wird er von vier Landsleuten: Querflöte spielt Ilan Salem, Percussion Ilan Katchka, Schlagzeug Amir Bresler und Bass Gilad Abro. Doch Hoffman selbst tritt erstaunlicherweise, statt als Ud-Spieler, bei der Hälfte der Songs als Gitarrist auf. Das macht biografisch vielleicht Sinn, weil der Musiker als Sechsjähriger zuerst Gitarre spielen lernte und erst später die arabische Kurzhalslaute. Musikalisch ist dieser Instrumentenwechsel aber problematisch. Der erwartete Brückenschlag zwischen Orient und Okzident kommt nicht zustande. Zwar kann man in manchen Songs arabische Koloraturen heraushören, etwa bei Brown Sugar, das auf einem schnellen treibenden Beat basiert, zu dem Hoffman auf der Ud großartig improvisiert. Doch gleich im nächsten Stück, einer »Blue Note« mit dem Titel A Minute To Smell A Flower, wird der Bruch hörbar. Hoffman spielt hier ganz traditionalistisch im Stil von klassischen Jazzgitarristen wie Jim Hall oder Wes Montgomery. So schön das auch klingen mag, man hat es doch schon tausendmal gehört. Die beiden Klangsphären West und Ost bekommt Amos Hoffman auf diesem Album nicht unter einen Hut. Vielleicht wollte er es auch gar nicht. So bleibt aufs Ganze gesehen ein zweigeteiltes Hörvergnügen.

Amos Hoffman: »Carving«, Rykodisc (Warner) 2010

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  25.12.2025

ANU-Museum Tel Aviv

Jüdische Kultobjekte unterm Hammer

Stan Lees Autogramm, Herzls Foto, das Programm von Bernsteins erstem Israel-Konzert und viele andere Originale werden in diesen Tagen versteigert

von Sabine Brandes  25.12.2025

Menschenrechte

Die andere Geschichte Russlands

»Wir möchten, dass Menschen Zugang zu unseren Dokumenten bekommen«, sagt Irina Scherbakowa über das Archiv der von Moskau verbotenen Organisation Memorial

 25.12.2025

Rezension

Großer Stilist und streitbarer Linker

Hermann L. Gremliza gehört zu den Publizisten, die Irrtümer einräumen konnten. Seine gesammelten Schriften sind höchst lesenswert

von Martin Krauß  25.12.2025

Glastonbury-Skandal

Keine Anklage gegen Bob-Vylan-Musiker

Es lägen »unzureichende« Beweise für eine »realistische Aussicht auf eine Verurteilung« vor, so die Polizei

 24.12.2025

Israel

Pe’er Tasi führt die Song-Jahrescharts an

Zum Jahresende wurde die Liste der meistgespielten Songs 2025 veröffentlicht. Eyal Golan ist wieder der meistgespielte Interpret

 23.12.2025

Israelischer Punk

»Edith Piaf hat allen den Stinkefinger gezeigt«

Yifat Balassiano und Talia Ishai von der israelischen Band »HaZeevot« über Musik und Feminismus

von Katrin Richter  23.12.2025

Los Angeles

Barry Manilow teilt Lungenkrebs-Diagnose

Nach wochenlanger Bronchitis finden Ärzte einen »krebsartigen Fleck« in seiner Lunge, erzählt der jüdische Sänger, Pianist, Komponist und Produzent

 23.12.2025

Hollywood

Timothée Chalamet – der neue Leonardo DiCaprio?

Er gilt aktuell als einer der gefragtesten Schauspieler. Seine Karriere weckt Erinnerungen an den Durchbruch des berühmten Hollywood-Stars, der ihm einen wegweisenden Rat mitgab

von Sabrina Szameitat  22.12.2025