Campus-Kampf

Männer, Frauen, Krieg

Die folgende Sendung enthält viele schlimme Wörter, und aufgrund ihres Inhalts sollte sie von niemandem angesehen werden.» An diesen ironischen Disclaimer im Vorspann der Zeichentrickserie «South Park» fühlt man sich bei den Worten Michael Jäckels erinnert: Der Präsident der Universität Trier sagte über den renommierten israelischen Militärhistoriker Martin van Creveld, dieser habe seine Trierer Gastprofessur «für die Darstellung von Thesen verwandt, die sich aufgrund des Inhalts einer sachlichen Diskussion entziehen».

Eigentlich hätte van Creveld, der bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2008 an der Hebräischen Universität Jerusalem lehrte, drei Monate lang am Historisch-Kulturwissenschaftlichen Forschungszentrum (HKFZ) der Uni Trier als Gastwissenschaftler lehren sollen. Thema seines ersten Vortrags am 17. Oktober, der auch auf der Universitäts-Website genau so angekündigt worden war: «Männer, Frauen, Kriegsspiele und Kultur». Es ging darin unter anderem um die Rolle, die Frauen bei der Entstehung und Aufrechterhaltung bewaffneter Konflikte spielen, auch wenn sie nicht selbst auf dem Schlachtfeld in Erscheinung treten. Im Anschluss an seinen Vortrag habe es eine angeregte, keineswegs feindselige Diskussion gegeben, erinnert sich van Creveld.

Protest Doch dem ASTA und einigen linken Studentengruppen passte das nicht. Sie protestierten in einem offenen Brief gegen van Creveld. Dessen Thesen seien «frauenfeindlich, militaristisch, latent antiisraelisch». (Der dritte Punkt des Sündenregisters sollte wohl dem Verdacht vorbeugen, man störe sich an van Crevelds Nationalität.) In seinem Vortrag, so der ASTA, habe der Historiker etwa gesagt, dass «viele Frauen es genießen, wie Männer sich gegenseitig abschlachten». Ob man derlei polemische Zuspitzungen nun mag oder nicht – die Reaktion der Universität ist in jedem Fall erstaunlich: Prompt setzte das HKFZ seinen israelischen Gast vor die Tür und sagte alle weiteren Veranstaltungen mit ihm ab. Der Brüskierte spricht von Zensur und fühlt sich an die Bücherverbrennung 1933 erinnert.

Mag dies ebenso überspitzt sein wie seine Thesen (oder der Protest dagegen) – ein eigenartiges Verständnis von akademischer Freiheit ist es allemal, einen Gastprofessor auszuladen, statt mit ihm zu diskutieren. Dazu müsste man dann natürlich bessere Argumente auffahren als den Gemeinplatz «Männer machen Kriege».

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 18. September bis zum 2. Oktober

 18.09.2025

Fußball

Mainz 05 und Ex-Spieler El Ghazi suchen gütliche Einigung

Das Arbeitsgericht Mainz hatte im vergangenen Juli die von Mainz 05 ausgesprochene Kündigung für unwirksam erklärt

 18.09.2025

Hochstapler

»Tinder Swindler« in Georgien verhaftet

Der aus der Netflix-Doku bekannte Shimon Hayut wurde auf Antrag von Interpol am Flughafen festgenommen

 18.09.2025

Berlin

Mut im Angesicht des Grauens: »Gerechte unter den Völkern« im Porträt

Das Buch sei »eine Lektion, die uns lehrt, dass es selbst in den dunkelsten Zeiten Menschen gab, die das Gute dem Bösen vorzogen«, heißt es im Vorwort

 17.09.2025

Israel

»The Sea« erhält wichtigsten israelischen Filmpreis

In Reaktion auf die Prämierung des Spielfilms über einen palästinensischen Jungen strich das Kulturministerium das Budget für künftige »Ophir«-Verleihungen

von Ayala Goldmann  17.09.2025

Berlin

»Stärker als die Angst ist das menschliche Herz«

Die Claims Conference präsentiert in einem Bildband 36 Männer und Frauen, die während der Schoa ihr Leben riskierten, um Juden zu retten

von Detlef David Kauschke  17.09.2025

Auszeichnung

Theodor-Wolff-Preis an Journalisten vergeben

Der Theodor-Wolff-Preis erinnert an den langjährigen Chefredakteur des »Berliner Tageblatts«, Theodor Wolff (1868-1943)

 17.09.2025

Los Angeles

Barbra Streisand über Dreh mit Robert Redford: »Pure Freude«

Mit dem Klassiker »The Way We Were« (»So wie wir waren«) brachen die beiden Stars in den 70er-Jahren Millionen Herzen. Nach dem Tod von Redford blickt Hollywood-Ikone Streisand zurück auf den Dreh

von Lukas Dubro  17.09.2025

Kritik

Toni Krahl hat »kein Verständnis« für israelfeindliche Demonstrationen

Was in der Region um Israel passiere, sei ein Drama, das sich über Jahrzehnte entwickelt habe, sagte Krahl

 17.09.2025