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Luftkampf über Tel Aviv

Freiwilliger Flieger: Ein amerikanischer Pilot in Israel 1948 Foto: GPO / Kluger Zoltan

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Luftkampf über Tel Aviv

Drei US-Filmemacher arbeiten derzeit parallel an Doku-Projekten über Israels amerikanische Kampfpiloten 1948

von Tom Tugend  12.08.2013 20:55 Uhr

Konkurrenz belebt das Geschäft. Gleich drei Filmemacher arbeiten derzeit an Dokumentationen über die vor allem amerikanischen Freiwilligen, die in Israels Unabhängigkeitskrieg die Luftwaffe des jüdischen Staates gründeten. Zwei Drittel der Zahal-Piloten waren US-Amerikaner. Sie gehörten zu den rund 4000 Angehörigen von Machal, der hebräischen Abkürzung für »Freiwillige aus dem Ausland« (»Mitnadvei Chutz LaAretz«).

Der bekannteste Name unter den Produzenten ist Spielberg. Nicht Steven allerdings, sondern seine jüngste Schwester Nancy. Die New Yorkerin will 2015 ihr Projekt Above and Beyond: The Creation of the Israeli Air Force in die Kinos bringen. »Diese Männer waren Helden«, sagt sie. »Ihre Leistungen waren unglaublich. Diese Geschichte will ich zeigen.« Nancy Spielbergs großer Bruder beteiligt sich an den rund 1,3 Millionen Dollar Produktionskosten und hat angedeutet, dass, falls die Dokumentation beim Publikum gut ankommt, er sich vorstellen könnte, das Thema zu einem Spielfilm weiterzuentwickeln.

Familienehre Spielbergs größter Konkurrent ist Mike Flint. Für den früheren Chef der Entwicklungsabteilung bei Paramount ist sein Film auch eine Frage der Familienehre: Flints Vater Mitchell gehörte selbst zu den amerikanischen Kampfpiloten, die 1948 in Israels legendärer 101. Flugschwadron flogen. »Ich habe im Grunde genommen mein ganzes Leben auf diesen Film hingearbeitet, seit mein Vater mir als Junge von seinen Kriegserfahrungen erzählte.«

Flints Budget ist mit rund vier Millionen Dollar dreimal so groß wie das von Nancy Spielberg. Einer seiner Hauptinvestoren trägt einen berühmten Namen. Es ist Mark Lansky, der Neffe des berühmt-berüchtigten Gangsterbosses Meyer Lansky. Mark Lansky, der seine Unterstützung für Flints Doku als Mizwa begreift – »Gesegnet sind diejenigen, die Israel unterstützen«, sagt er –, betreibt gleichzeitig ein eigenes Filmprojekt. The Devil Himself (»Der Teufel selbst«) soll die besseren Seiten seines Onkels Meyer zeigen: Der Kopf der organisierten Kriminalität sorgte in den 30er-Jahren dafür, dass Demos amerikanischer Nazisympathisanten von seinen Leuten gewaltsam gesprengt wurden; und Meyer Lansky half in den Jahren der Gründung Israels, Geld und Waffen in den Jischuw zu schmuggeln.

spitfire Der dritte Filmemacher ist Israeli. Boaz Dvir lehrt Dokumentarfilm an der University of Florida und arbeitet seit 2007 an seinem Projekt A Wing and a Prayer. Auch er hat einen persönlichen Bezug zum Thema: »Mein Vater hat mir erzählt, wie er als kleiner Junge 1948 in Tel Aviv auf dem Balkon stand, als eine ägyptische Spitfire anflog, um die Stadt zu bombardieren. Dann kam ein Machal-Flieger und schoss die Spitfire ab. Ohne diese Männer gäbe es mich wahrscheinlich nicht.« Dvirs Handycap: Es fehlen ihm die finanziellen Mittel. Bisher hat er nur ein Budget von 189.000 Dollar zusammen, das meiste davon eigenes Geld.

Aber warum müssen drei Filmemacher gleichzeitig an drei verschiedenen Produktionen zum selben Thema arbeiten? Wäre es nicht sinnvoller, wenn Spielberg, Flint und Dvir ihre kreativen und finanziellen Ressourcen zusammenwerfen würden, um eine gemeinsame Dokumentation zu produzieren? Wer so fragt, kennt die Filmbranche nicht, wo Klischees wie »künstlerische Differenzen« und »Persönlichkeitskonflikte« zum Alltag gehören.

Dvir sagt, dass er Flint und Spielberg vergeblich eine Zusammenarbeit vorgeschlagen habe. Mike Flint gibt an, Nancy Spielberg mehrmals eine Kooperation angeboten zu haben. Sie habe nicht nur nicht reagiert, sondern ihm auch einige der Piloten, die er interviewen wollte, »weggeschnappt«. Das dementiert Spielberg. Im Übrigen könne sie sich eine Zusammenarbeit mit Flint nicht vorstellen: »Das würde einfach nicht passen.«

Weil Hollywood Hollywood ist, kann man derzeit nicht mit Sicherheit sagen, ob irgendwann einmal alle drei Filme in die Kinos kommen werden oder nur einer von ihnen oder am Ende vielleicht keiner. Wobei Letzteres schade wäre. Die Machal-Piloten von 1948 sind, sofern sie noch leben, alte Männer. Viel Zeit bleibt nicht mehr, ihnen noch zu Lebzeiten die cineastische Ehre zu erweisen, die ihnen gebührt.

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