Das Land Baden-Württemberg hat eine wertvolle Porzellan-Sammlung eines jüdischen Sammlers erworben, die zuvor als NS-Raubgut an die Erben zurückgegeben worden war. Die »Sammlung Gallinek« ist nach Angaben des Stuttgarter Kunstministeriums ein einzigartiges Beispiel für das bürgerliche Sammeln in den 20er- und 30er -Jahren in Deutschland und eine der wenigen erhaltenen Vorkriegssammlungen. »Der Ankauf ist ein Glücksfall für das Land«, sagte Kunststaatssekretärin Petra Olschowski (Grüne) bei der Präsentation im Badischen Landesmuseum.
Die Sammlung umfasst 466 Objekte, darunter Meißener Geschirr, Vasen, Figuren und Fayencen aus der Zeit des Rokoko, ostasiatische Porzellane, Miniaturen sowie drei große flämische Bildteppiche. Ein Teil wurde am Mittwoch zum »Tag der Provenienzforschung« vorgestellt.
Der 1865 in Breslau geborene Ernst Gallinek war 1935 nach Baden-Baden gezogen, wo er 1940 unverheiratet und kinderlos starb. Nach seinem Tod konfiszierte der NS-Staat 1941 die Sammlung, statt sie an die im Testament bestimmten Erben weiterzugeben.
LOST ART Das Badische Landesmuseum hatte die Sammlung 2008 als NS-Raubgut identifiziert und in die Datenbank Lost Art eingestellt. Nach einer gerichtlichen Klärung der Erben wurde sie an diese restituiert. Die Sammlung befand sich seitdem als Dauerleihgabe im Museum. Sie wurde mit Mitteln der Museumsstiftung Baden-Württemberg (1,5 Millionen Euro) und der Kulturstiftung der Länder (300 000 Euro) erworben.
Für Museumsdirektor Eckart Köhne ist es ein großer Erfolg, dass die ganze Sammlung im Land als kulturelles Erbe bleibt. Zugleich werde an das große Unrecht erinnert, das dem Sammler und seiner Familie angetan wurde. Die Sammlung ist im Digitalen Katalog des Badischen Landesmuseums zu sehen. dpa