London

Kneecap und Massive Attack wollen andere israelfeindliche Bands unterstützen

Massive Attack spielt am 18. Juli beim Unaltrofestival in Mailand. Foto: picture alliance / NurPhoto

Eine Reihe prominenter Musiker und Bands, darunter Massive Attack, Brian Eno, die Fontaines DC und Kneecap, haben sich zu einer Initiative zusammengeschlossen. Deren Ziel ist es nach eigenen Angaben, Künstler zu schützen, die sich öffentlich zum militärischen Vorgehen Israels im Gazastreifen äußern. Die Gründer erklärten, viele Musiker, insbesondere junge Talente, seien »durch gezielte Kampagnen von pro-israelischen Organisationen unter Druck geraten«, ihre Meinung nicht zu äußern.

Im Zentrum der Kritik steht dabei die Organisation »UK Lawyers for Israel« (UKLFI), die mehrfach rechtliche Schritte gegen Musiker eingeleitet hat. So wurde etwa die Band Bob Vylan angezeigt, nachdem sie bei einem Auftritt auf dem Glastonbury-Festival einen Gewaltaufruf gegen die israelischen Streitkräfte (IDF) skandiert hatte (»Death to the IDF«). In der Folge kam es zu mehreren Absagen geplanter Auftritte.

Auch die Band Kneecap sah sich mit Vorwürfen konfrontiert, die bis hin zu Terrorismusanklagen reichen, nachdem ein Mitglied eine Flagge der Hisbollah bei einem Konzert zeigte. Auch den Terror der Hamas sollen die Kneecap-Musiker verherrlicht haben. Sie erlebten daraufhin Konzertabsagen, auch in Deutschland, nach Interventionen von UKLFI.

»Völkermord« und »Mittäterschaft«

Die Bands hinter dem neuen Netzwerk beklagen sich über »Einschüchterungsversuche und Zensur innerhalb der Musikbranche«, die darauf abzielten, »kritische Stimmen mundtot« zu machen. In einem gemeinsamen Aufruf auf Instagram betonten sie, sie wollten nicht zulassen, dass andere Künstler – insbesondere jene am Anfang ihrer Karriere – durch derartige Maßnahmen »zum Schweigen gebracht« würden. Israel warfen sie »Völkermord« vor. Großbritannien beschuldigten sie einer »Mittäterschaft«.

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Die Initiative fordert unter anderem »einen sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand im Gazakonflikt, uneingeschränkten Zugang von Hilfsorganisationen in das Gebiet sowie ein Ende von Waffenexporten und Lizenzvergaben des Vereinigten Königreichs an Israel«. Weder den palästinensischen Terror verurteilten sie, noch die Weigerung der Hamas, 50 Geiseln freizulassen, die sich seit 651 Tagen in ihrer Gewalt befinden und von denen 30 bereits tot sind. Von Gewaltaufrufen sahen sie in ihrer Erklärung ab.

Massive Attack erklärte in einem Statement gegenüber der britischen Presse, viele Künstler äußerten sich trotz ihres »Engagements für Frieden und Menschenrechte« aus »Angst vor Repressionen und juristischen Angriffen« nicht öffentlich. Die neue Initiative soll »Betroffenen Solidarität bieten und ermutigen, trotz des Drucks weiter Position zu beziehen«.

»Trauriger Tag für die Musik«

Die Organisation UKLFI wies die Vorwürfe zurück und erklärte, sie setze sich zwar für freie Meinungsäußerung ein, habe aber Beschwerden von Zuschauern über einen Auftritt von Massive Attack erhalten. Anlass war unter anderem eine Darstellung, in der das Vorgehen Israels mit dem Holocaust verglichen worden sei.

Auf Instagram übten einige User unter der Erklärung von Massive Attack Kritik: »Ihr Hamas-liebenden Verrückten, dies ist ein trauriger Tag für die Musik und alle Menschen, die sich gegen den Terrorismus wenden«, schrieb einer von ihnen. »Man sollte miteinbeziehen, dass all dies mit einem Massaker bei einem Musikfestival begonnen hat.«

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