Wuligers Woche

Klima-Greta und der Messias

Geht die Welt unter? Oder nicht? Foto: Getty Images / istock

Wuligers Woche

Klima-Greta und der Messias

Warum der Weltuntergang ausfällt

von Michael Wuliger  31.01.2019 10:12 Uhr

Teenager sind von Natur aus pessimistisch. Dass die Welt schlecht ist, entdecken sie mit dem Einsetzen der Pubertät. »Immer machen die Leute einem was kaputt«, wusste schon Holden Caulfield, der Ich-Erzähler in J.D. Salingers Roman Der Fänger im Roggen.

Auch Greta Thunberg (16), von der Bild-Zeitung liebevoll »Klima-Greta« getauft, sieht schwarz: »Ich will, dass ihr in Panik geratet, dass ihr die Angst spürt, die ich jeden Tag spüre«, hat die bezopfte Öko-Nachwuchsaktivistin beim Weltwirtschaftsgipfel in Davos den Mächtigen der Welt zugerufen. »Ich will, dass ihr handelt, als würde euer Haus brennen, denn das tut es!« Greta, die seit Jahren jeden Freitag, statt in den Unterricht zu gehen, gegen den Klimawandel demonstriert, ist sich sicher, dass die Erde kurz vor dem Untergang steht.

WAHLEN Da ist Rav Chaim Kanievsky aus Bnei Brak in Israel weit optimistischer. Nicht das Ende der Welt steht bevor, weiß der 91-Jährige, sondern, im Gegenteil, ihre Errettung. In wenigen Wochen, so hat er es seinen Anhängern gesagt, wird der Messias kommen, noch vor den für April angesetzten israelischen Wahlen. Die Charedim könnten sich deshalb, so der Rav, die Mühe sparen, sich in das Wählerregister einzutragen. Israels Oppositionsparteien werden das gerne hören. In diesem Fall wäre sichergestellt, dass Bibi Netanjahu nicht noch einmal Premierminister wird.

Chaim Kanievsky muss es schließlich wissen. Er ist nicht irgendein Feld-, Wald- und Wiesenrabbi, sondern einer der anerkannten geistigen Führer der Ultraorthodoxie. Seine halachischen Urteile, unter anderem jenes, das besagt, dass Cannabis koscher le Pessach ist, werden von den Frommen befolgt und respektiert.

Ein Mitstreiter von Rav Kanievsky weiß es sogar noch genauer. Rabbi Matityahu Glazerson hat sein Leben lang Gematria studiert, eine Geheimwissenschaft, bei der mittels der Zahlenwerte der hebräischen Lettern die verborgenen Botschaften der Tora entschlüsselt werden.

BESÄUFNIS Dank dieser Technik hat der 81 Jahre alte Gelehrte im 3. Buch Mose, Vers 28, eine Stelle gefunden, in der nicht nur das Kommen des Messias für dieses jüdische Jahr 5779 angekündigt wird, sondern auch das exakte Datum. Es wird an Purim sein, sagt Rabbi Glazerson, nach weltlichem Kalender der 21. März. Das traditionelle Besäufnis zu diesem Feiertag muss diesmal also leider ausfallen.

Der Weltuntergang ist damit also vom Tisch. Stattdessen brechen in nur sieben Wochen herrliche Zeiten an. Gerechtigkeit und Frieden werden auf der Erde herrschen. Und wenn dies auch in der Heiligen Schrift nicht explizit vermerkt ist, wird es im messianischen Zeitalter bestimmt auch keinen Klimawandel mehr geben, oder wenn doch, dann nur einen zum Guten mit angenehmen Temperaturen.

Die ganze Menschheit wird frohlocken. Nur Greta Thunberg nicht. Ohne Öko-Katastrophe wird sie dann freitags wieder in die Schule gehen müssen.

Aufgegabelt

Vegane Halva-Schoko-Kekse

Rezepte und Leckeres

 07.09.2025

Filmfest Venedig

Leises Kino statt Moral-Anklage: Jarmusch gewinnt in Venedig

»Ich mag es nicht, zu verallgemeinern«, sagte der diesjährige Gewinner des Goldenen Löwen. Der Große Preis der Jury ging dagegen an politisches Überwältigungskino über den Nahost-Konflikt

von Lisa Forster  07.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  07.09.2025 Aktualisiert

Essay

Das Gerücht über Israel

Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Lüge. Was früher dem Juden als Individuum unterstellt wurde, wird nun Israel als Nation vorgeworfen

von Daniel Neumann  06.09.2025 Aktualisiert

Schweden

Jazz-Musiker David Hermlin wirft Festival Cancelling vor

Der Musiker habe auf einem Swing-Festival propalästinensischen Aktivisten Fragen gestellt. Plötzlich sei ihm »Einschüchterung« vorgeworfen worden

 05.09.2025

TV-Tipp

Über 100 Jahre alt - und immer noch prägend - In einer Arte-Doku machen fünf Frauen ein Jahrhundert lebendig

Arte begleitet fünf Frauen, die über 100 Jahre alt sind. Sie alle haben mit außergewöhnlicher Willenskraft auf ihre jeweilige Weise Großes geleistet. Ihre Lebenswege führen von Atatürk bis zur kubanischen Revolution

von Esther Buss  05.09.2025

Fürth

Ruth Weiss ist gestorben

Sie engagierte sich ihr Leben lang gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Nun ist die in Franken geborene Schriftstellerin mit 101 Jahren gestorben

 05.09.2025 Aktualisiert

Kolumne

Hoffnung als portatives Vaterland

Ein Trost trotz Krieg und viel zu vielen Toten: Mitten in Stockholm spielt ein mutiger Musiker die Hatikwa, die israelische Nationalhymne

von Ayala Goldmann  05.09.2025

Berlin

Festival erinnert an Hans Rosenthal

Der jüdische Entertainer wurde vor 100 Jahren geboren. Ein Event stellt den Moderator, der schon in jungen Jahren beim Radio von sich reden machte, in den Mittelpunkt

 05.09.2025