Musik

»Kein Klezmer«

»Ein jüdisches Festival hatte ich schon lange auf der Liste«: Elbphilharmonie-Generalintendant Christoph Lieben-Seutter Foto: dpa

An diesem Samstag beginnt in der Elbphilharmonie Hamburg das achttägige Musikfestival »Sounds of Israel«. Wie sind Sie als Generalintendant auf diese Idee gekommen?
Die Elbphilharmonie gibt es noch nicht. Die Fertigstellung des Baus hat sich bekanntlich verzögert. In der Zwischenzeit machen wir eine Art Vorbereitungsprogramm. Die Veranstaltungen werden Elbphilharmonie-Konzerte genannt, finden aber in der Laeiszhalle und an anderen Orten in der Stadt statt. Da wir ein neues Publikum anlocken wollen, gehen wir einerseits mit unseren Konzerten an ungewöhnliche Orte und machen andererseits thematische Schwerpunkte, die quer durch alle Genres gehen. In diesem Rahmen ein jüdisches Musikfest zu machen, habe ich schon lange auf der Liste.

Was verstehen Sie unter jüdischer Musik?
Wir haben das nicht fokussiert auf Klezmer, der hier ja am bekanntesten ist. Wir präsentieren ein Festival mit Klassik, Jazz, traditioneller Volksmusik, Pop und elektronischer Musik. Unser thematischer Schwerpunkt ist dabei Israel, weil die Auseinandersetzung mit der politischen Situation des Landes in Deutschland allgegenwärtig ist. Mit Daniel Barenboim habe ich nach Konzerten, die ich in Wien mit ihm gemacht habe, zusammengesessen. Er hat sich nach dem Essen eine Zigarre angezündet und dann stundenlang über seine Projekte und die Situation in Israel gesprochen. Das hat meinen Blick dafür geschärft, dass Israel mehr ist als das, was man in den Nachrichten darüber erfährt.

Sie haben große Namen auf dem Programm wie die Sängerin Noa, den Jazzer Avishai Cohen und das Jerusalem Chamber Music Festival. Wie haben Sie die gewonnen?
Wir haben zunächst die paar Künstler, die uns ein Begriff waren, angerufen und gefragt, ob sie Zeit haben. Die haben uns weitere Empfehlungen gegeben, bald mehr, als wir hätten realisieren können. Andere Kontakte bestanden schon länger. Elena Bashkirova zum Beispiel, die Organisatorin des Jerusalem Chamber Music Festivals, kenne ich seit vielen Jahren als Pianistin und Ehefrau von Daniel Barenboim.

Worauf sind Sie besonders stolz?
Auf das Konzert mit Noa, das zustande kam, weil wir im letzten Jahr schon etwas Ähnliches hatten, als Chava Alberstein mit den Hamburger Symphonikern gespielt hat. Daniel Kühnel, der Intendant der Symphoniker, hatte die Idee. Er stammt ebenfalls aus Israel, kommt aus Jerusalem.

Welche Künstler hätten Sie noch gerne eingeladen?
Gerne hätte ich auch Yasmin Levy mit dabeigehabt, um eine sefardische Künstlerin zu präsentieren. Sie war schon gebucht, musste dann aber wieder absagen, weil ihr Konzert ihre USA-Tour unterbrochen hätte. Und gerne hätte ich als Klangfarbe auch die Hip-Hop-Band Hadag Nahash eingeladen, aber das hätte am Ende unser Budget gesprengt. Die Pop- und Rockschiene fehlt mir ein wenig innerhalb der 14 Konzerte.

Wer ist Ihr persönlicher Favorit unter den israelischen Gästen?
Am meisten freue ich mich auf Avishai Cohen, weil ich ihn noch nie live gesehen habe und weil mir seine neue CD »Seven Seas« so gut gefällt. Und besonders gespannt bin auf den Oud-Virtuosen Yair Dalal.

www.elbphilharmonie.de/sounds-of-israel.de

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.11.2025

Film

Dekadenz, Krieg und Wahnsinn

»Yes« von Nadav Lapid ist provokativ und einseitig, enthält aber auch eine tiefere Wahrheit über Israel nach dem 7. Oktober

von Sascha Westphal  13.11.2025

Kolumne

Hineni!

Unsere Autorin trennt sich von alten Dingen und bereitet sich auf den Winter vor

von Laura Cazés  13.11.2025

Zahl der Woche

-430,5 Meter

Fun Facts und Wissenswertes

 12.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 13. November bis zum 20. November

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Interview

»Erinnern, ohne zu relativieren«

Kulturstaatsminister Wolfram Weimer über das neue Gedenkstättenkonzept der Bundesregierung, Kritik an seiner Vorgängerin Claudia Roth und die Zeit des Kolonialismus in der deutschen Erinnerungskultur

von Ayala Goldmann  12.11.2025

Erinnerungspolitik

Weimer: Gedenkstätten sind zentrale Pfeiler der Demokratie

Das Bundeskabinett hat ein neues Konzept für Orte der Erinnerung an die NS-Verbrechen und die SED-Diktatur beschlossen. Die Hintergründe

von Verena Schmitt-Roschmann  12.11.2025 Aktualisiert