München

Jüdische Stimmen

Kippastreit, Stolpersteindiskussion, Beschneidungsdebatte: Jüdisches interessiert die Öffentlichkeit. Doch wie geht man mit diesem Interesse um? Wie macht man den eigenen Standpunkt deutlich, bringt Themen in die Öffentlichkeit und vermittelt diese verantwortlich und professionell? Diese Fragen soll ein neues Lehrangebot der Europäischen Janusz Korczak Akademie (EJKA) beantworten, das am Sonntag im Münchner Presseclub vorgestellt wurde. Dazu gehört eine Website (www.jmedien.info), die jetzt mit einem E-Book und vielen weiteren Informationen online gegangen ist. In wenigen Wochen soll das 240-seitige Handbuch auch in gedruckter Form vorliegen.

»Es ist ein im deutschsprachigen Bereich einmaliges und wegweisendes Projekt«, sagte EJKA-Präsidentin Eva Haller. Die gewachsene jüdische Gemeinschaft sei ins Rampenlicht gerückt, die Öffentlichkeitsarbeit stelle eine wichtige Aufgabe dar. Haller betonte, dass die jüdische Gemeinschaft großen Herausforderungen gegenüberstehe. »Denen müssen wir uns stellen, und dabei wollen wir helfen.«

Projekt EJKA-Direktor Stanislav Skibinski erzählte, dass die Idee zu dem Projekt in der Zeit der Beschneidungsdebatte und des Gazakrieges entstand, als viele, insbesondere junge, Juden mit der Berichterstattung und Diskussion unzufrieden waren, aber nicht wussten, was sie dagegen unternehmen sollten.

Seit 2013 betreibt die Akademie ein Jüdisches Zentrum für Medienkompetenz. Dort steht sowohl die Produktion eigener Medieninhalte, als auch die Vermittlung medientheoretischer Erkenntnisse im Fokus. »Nun wird das Angebot mit der neuen Lehrplattform ergänzt, das eine systematische Hilfestellung geben kann.« Junge jüdische Medienschaffende sollen mit dem nötigen Know-how ausgestattet werden. Zielgruppe seien Akteure, die ein eigenes mediales Projekt auf die Beine stellen wollen. »Man soll nicht nur über uns, sondern mehr mit uns reden«, sagte Skibinski.

Die Lehrplattform gibt eine Übersicht über verschiedener Medienformate und Tipps zur Projektarbeit, thematische Hintergründe und eine umfangreiche Ressourcensammlung. Autoren sind unter anderem Melody Sucharewicz, Alex Feuerherdt und Ulrich W. Sahm.

Podium Zum Auftakt am Sonntag wurden auch bei einer Podiumsdiskussion die Fragen der Lehrplattform debattiert: Gibt es so etwas wie einen jüdischen Standpunkt in der deutschen Öffentlichkeit, wie können sich jüdische Stimmen Geltung verschaffen? Dabei diskutierten – moderiert von Ilanit Spinner, Fernsehjournalistin beim Bayerischen Rundfunk – die Berliner Bloggerin (»Irgendwie jüdisch«) und Museumsfrau Juna Grossmann, der Wiener Publizist Peter Menasse und der Berliner Buchautor (»Russland meschugge«), Kolumnist und Startup-Unternehmer Filipp Piatov.

EJKA-Präsidentin Eva Haller freute sich über die Vielfalt der jüdischen Stimmen, von denen es noch viele weitere gibt, die nun durch die neue Lehrplattform unterstützt bald mehr Gehör finden können. Das Projekt wird von der Jewish Agency und der Genesis-Stiftung finanziell gefördert. ddk

Lesen Sie mehr dazu in der Printausgabe am kommenden Donnerstag.

Aufgegabelt

Plätzchen mit Halva

Rezepte und Leckeres

 05.12.2025

Kulturkolumne

Bestseller sind Zeitverschwendung

Meine Lektüre-Empfehlung: Lesen Sie lieber Thomas Mann als Florian Illies!

von Ayala Goldmann  05.12.2025

TV-Tipp

»Eigentlich besitzen sie eine Katzenfarm« - Arte-Doku blickt zurück auf das Filmschaffen von Joel und Ethan Coen

Die Coen-Brüder haben das US-Kino geprägt und mit vielen Stars zusammengearbeitet. Eine Dokumentation versucht nun, das Geheimnis ihres Erfolges zu entschlüsseln - und stößt vor allem auf interessante Frauen

von Manfred Riepe  05.12.2025

Köln

Andrea Kiewel fürchtete in Israel um ihr Leben

Während des Krieges zwischen dem Iran und Israel saß Andrea Kiewel in Tel Aviv fest und verpasste ihr 25. Jubiläum beim »ZDF-Fernsehgarten«. Nun sprach sie darüber, wie sie diese Zeit erlebte

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann schwieg bislang zur scharfen Kritik. Doch jetzt reagiert die ARD-Journalistin auf die Vorwürfe

 04.12.2025

Antisemitismus

Schlechtes Zeugnis für deutsche Schulen

Rapper Ben Salomo schreibt über seine Erfahrungen mit judenfeindlichen Einstellungen im Bildungsbereich

von Eva M. Grünewald  04.12.2025

Literatur

Königin Esther beim Mossad

John Irvings neuer Roman dreht sich um eine Jüdin mit komplexer Geschichte

von Alexander Kluy  04.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter, Imanuel Marcus  04.12.2025