Großbritannien

Jonny-Greenwood-Konzerte wegen Drohungen von BDS abgesagt

Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood auf der Bühne Foto: picture alliance / Gonzales Photo/Christian Hjorth

Drohungen der antisemitischen Boykott-Bewegung BDS gegen Veranstalter in Großbritannien haben zur Absage von Konzerten des »Radiohead«-Gitarristen Jonny Greenwood geführt. Er sollte zusammen im Juni mit dem israelischen Künstler Dudu Tassa in der Londoner Hackney Church und im Beacon in Bristol auftreten.

Die beiden Musiker erklärten nun, Zensur habe zur Streichung ihrer Konzerte geführt. Die Veranstaltungsorte hätten »glaubwürdige Drohungen« erhalten und seien zu dem Schluss zu kommen, »dass es nicht sicher ist, weiterzumachen«. Die BDS-Bewegung spricht sich für wirtschaftliche, kulturelle und andere Boykotte gegen Israel aus.

Während die antisemitische BDS stets angibt, Gewalt abzulehnen, unterstützt sie den Terror gegen den einzigen jüdischen Staat und delegitimiert ihn. Prominente Musiker wie der Rocker Roger Waters sind ihre lautesten Sprachrohre.

Arabische Liebeslieder

In der Erklärung von Jonny Greenwood und Dudu Tassa heißt es: »Musiker zu zwingen, nicht aufzutreten und Menschen, die sie hören wollen, die Möglichkeit dazu zu verweigern, ist ganz offensichtlich eine Methode der Zensur und des Schweigens. Konzerthäuser zu zwingen, unsere Konzerte abzusagen, wird nicht dazu beitragen, den Frieden und die Gerechtigkeit zu erreichen, die jeder im Nahen Osten verdient.«

Der genaue Inhalt der von den Israelhassern ausgehenden Drohungen wurden nicht publiziert. Auch in Berlin ist die BDS-Gruppierung aktiv. Bei Pro-Terror-Demonstrationen ist sie sichtbar. Sie protestierte bereits vor dem 7. Oktober gegen Tourismus in Israel sowie gegen Auftritte israelischer Künstler. Im Jahr 2019 warb sie für einen Auftritt der palästinensischen Terroristin Rasmea Odeh, der allerdings von den Behörden verboten wurde.

»Jarak Qaribak« (»Dein Nachbar ist dein Freund«) heißt das Album, aus dem Jonny Greenwood und Dudu Tassa in England Songs vortragen wollten. Es besteht vorwiegend aus arabischen Liebesliedern, an denen Sänger aus dem Irak, Kuwait, dem Libanon und Syrien mitwirkten. Die palästinensische Künstlerin Nour Freteikh singt ebenfalls auf dem Album. Letztendlich transportiert »Jarak Qaribak« eine Message des Friedens.

Lesen Sie auch

Liebe und Respekt

Die beiden Künstler, deren Konzerte wegen der vorliegenden Drohungen abgesagt wurden, erwähnten in ihrer Erklärung die Band Kneecap, die aufgrund ihres Israelhasses (»Fuck Israel!«) nicht wie geplant in Deutschland auftreten wird. Die Veranstalter zogen nach einer entsprechenden Forderung des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) die Reißleine.

»Wir haben kein Urteil über Kneecap zu fällen, aber wir stellen fest, wie traurig es ist, dass diejenigen, die das Recht dieser Band auf freie Meinungsäußerung unterstützen, die gleichen sind, die am entschlossensten sind, unser Recht einzuschränken«, schrieben Greenwood und Tassa.

»Wir empfinden große Bewunderung, Liebe und Respekt für alle Künstler in unserer Band, insbesondere für die arabischen Musiker und Sänger, die erstaunlichen Mut und Überzeugung bewiesen haben, als sie zu unserer ersten Platte beitrugen und mit uns auf Tournee gingen«, so ihre Erklärung.

Wurzeln in Israel

Auch die BDS-nahe Organisation »Palestinian Campaign for the Academic and Cultural Boycott of Israel« (PACBI) unterstützt die »Proteste« gegen die Konzerte von Greenwood und Tassa in Großbritannien. Ihr Argument: Die beiden Künstler nutzten Kunst, um »Völkermord reinzuwaschen«.

Unter Israelhassern wurde der Genozid-Vorwurf gegen Israel bereits lange vor dem 7. Oktober 2023 erhoben, als die Massaker der Hamas den jüdischen Staat in den aktuellen Krieg hineinzogen. Dessen Leidtragende sind neben dem israelischen Volk, den Geiseln, deren Angehörigen und vor allem den Familien der Todesopfer auch die Bewohner Gazas.

Greenwood hat feste Wurzeln in Israel, die bis zu einer 1993 erfolgten Tournee in der Pablo Honey-Ära zurückreichen. Auf dieser Tournee lernte Greenwood seine heute Frau Sharona Katan kennen, eine israelische Künstlerin ägyptischer und irakischer Abstammung.

Ihr Neffe Reef Harush, ein Unteroffizier der Streitkräfte (IDF), wurde im vergangenen Jahr im Alter von 20 Jahren bei Kämpfen in Gaza getötet. Eines der jüngsten Konzerte von Greenwood und Tassa in Israel war ein Benefizkonzert für ihn.

Filmkritik

»Nobody Wants This« – die Zweite

Die Fortsetzung der Netflix-Hit-Serie »Nobody Wants This« ist angelaufen. Allerdings sorgen diesmal vor allem die Nebenrollen für randvolle Herzen. Vorsicht Spoiler.

 06.11.2025

TV-Tipp

Ein Überlebenskünstler zwischen Hallodri und Held

»Der Passfälscher« ist eine wahre und sehenswerte Geschichte des Juden Cioma Schönhaus, der 1942 noch immer in Berlin lebt

von Michael Ranze  06.11.2025

Kunst

Maler und Mentor

Eine Ausstellung in Baden-Baden zeigt Max Liebermann auch als Förderer impressionistischer Kollegen

von Eugen El  06.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 06.11.2025

Film

»Vielleicht eines der letzten Zeitdokumente dieser Art«

Die beiden Regisseure von »Das Ungesagte« über ihre Doku mit NS-Opfern und ehemaligen Mitläufern, Kino als Gesprächsraum und die Medienkompetenz von Jugendlichen

von Katrin Richter  06.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 6. November bis zum 13. November

 05.11.2025

Yitzhak Rabin

Erinnerung an einen Mord

Wie ich am 4. November 1995 im Café Moment in der Jerusalemer Azza Street vom tödlichen Anschlag auf Israels Ministerpräsident in Tel Aviv erfuhr

von Ayala Goldmann  04.11.2025

TV-Tipp

»Nürnberg 45 - Im Angesicht des Bösen«

Das Dokudrama rekonstruiert die Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse vor 80 Jahren

von Jan Lehr  04.11.2025

Hollywood

Jesse Eisenberg will eine seiner Nieren spenden

Der Schauspieler hatte die Idee dazu bereits vor zehn Jahren

 03.11.2025