Berlin

Jeanine Meerapfel ist neue Akademie-Präsidentin

Jeanine Meerapfel Foto: dpa

Jeanine Meerapfel ist neue Präsidentin der Berliner Akademie der Künste (AdK). Die 400 Delegierten wählten am Samstag mit der 71-jährigen deutsch-argentinischen Filmregisseurin, Drehbuchautorin und Film-Dozentin erstmals eine Frau an die Spitze der seit 1669 bestehende Künstlervertretung.

Meerapfel wurde am 14. Juni 1943 als Tochter deutsch-jüdischer Flüchtlinge in Buenos Aires geboren. Anfang der 60er-Jahre ließ sie sich dort zur Journalistin ausbilden und arbeitete in ihrer Heimatstadt als Redakteurin und freie Journalistin. 1964 kam sie nach Deutschland und studierte mit einem Stipendium des DAAD bis 1968 am Institut für Filmgestaltung der Hochschule für Gestaltung in Ulm.

Filmkritikerin Von 1970 bis 1980 schrieb Meerapfel Filmkritiken und veranstaltete Filmseminare in Ulm und an verschiedenen Goethe-Instituten. 1981 hatte sie mit Malou ihr Spielfilm-Debüt. Bis 2012 folgen weitere elf Filme.

1984 war sie Mitglied der Jury der Berliner Filmfestspiele. 1990 erhielt Meerapfel eine Professur mit dem Schwerpunkt Regie von Dokumentar- und Spielfilmen an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Seit 2002 befindet sich ihr schriftliches Archiv in der Akademie der Künste Berlin, wo sie seit vielen Jahren Mitglied ist.

Autobiografisch 2011 drehte Jeanine Meerapfel in Frankfurt den Spielfilm Der deutsche Freund, eine deutsch-argentinische Koproduktion, die ein Jahr später ins Kino kam. Er trägt nach Aussagen Meerapfels deutlich autobiografische Züge.

Jeanine Meerapfel folgt dem Plakatkünstler Klaus Staeck, der die Berliner Akademie der Künste von April 2006 bis jetzt leitete. Die AdK geht auf Initiative des damaligen Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg und späteren König Friedrich I. in Preußen zurück, der sie am 11. Juli 1696 zunächst als Interessengesellschaft der Maler, Bildhauer und Architekten ins Leben gerufen hatte. hso

Interview

»Mascha Kaléko hätte für Deutschland eine Brücke sein können«

In seinem neuen Buch widmet sich der Literaturkritiker Volker Weidermann Mascha Kalékos erster Deutschlandreise nach dem Krieg. Ein Gespräch über verlorene Heimat und die blinden Flecken der deutschen Nachkriegsliteratur

von Nicole Dreyfus  08.11.2025

Erinnerungskultur

»Algorithmus als Chance«

Susanne Siegert über ihren TikTok-Kanal zur Schoa und den Versuch, Gedenken neu zu denken

von Therese Klein  07.11.2025

Erinnerung

Stimmen, die bleiben

Die Filmemacherin Loretta Walz hat mit Überlebenden des KZ Ravensbrück gesprochen – um ihre Erzählungen für die Zukunft zu bewahren

von Sören Kittel  07.11.2025

New York

Kanye West bittet Rabbi um Vergebung

Der gefallene Rapstar Kanye West hat sich bei einem umstrittenen Rabbiner für seine antisemitischen Ausfälle entschuldigt

 07.11.2025

Rezension

Mischung aus Angst, alptraumhaften Erinnerungen und Langeweile

Das Doku-Drama »Nürnberg 45« fängt die Vielschichtigkeit der Nürnberger Prozesse ein, erzählt weitgehend unbekannte Geschichten und ist unbedingt sehenswert

von Maria Ossowski  07.11.2025

Interview

Schauspieler Jonathan Berlin über seine Rolle als Schoa-Überlebender und Mengele-Straßen

Schauspieler Jonathan Berlin will Straßen, die in seiner Heimat Günzburg nach Verwandten des KZ-Arztes Mengele benannt sind, in »Ernst-Michel-Straße« umbenennen. Er spielt in der ARD die Rolle des Auschwitz-Überlebenden

von Jan Freitag  07.11.2025

Paris

Beethoven, Beifall und Bengalos

Bei einem Konzert des Israel Philharmonic unter Leitung von Lahav Shani kam es in der Pariser Philharmonie zu schweren Zwischenfällen. Doch das Orchester will sich nicht einschüchtern lassen - und bekommt Solidarität von prominenter Seite

von Michael Thaidigsmann  07.11.2025

TV-Tipp

Ein Überlebenskünstler zwischen Hallodri und Held

»Der Passfälscher« ist eine wahre und sehenswerte Geschichte des Juden Cioma Schönhaus, der 1942 noch immer in Berlin lebt

von Michael Ranze  07.11.2025

Provenienzforschung

Alltagsgegenstände aus jüdischem Besitz »noch überall« in Haushalten

Ein Sessel, ein Kaffeeservice, ein Leuchter: Nach Einschätzung einer Expertin sind Alltagsgegenstände aus NS-Enteignungen noch in vielen Haushalten vorhanden. Die Provenienzforscherin mahnt zu einem bewussten Umgang

von Nina Schmedding  07.11.2025