Genetik

Israelische Forscher: Designer-Babys derzeit unrealistisch

In-vitro-Fertilisation: eine Methode zur künstlichen Befruchtung, bei der einer Frau reife Eizellen entnommen, mit dem Samen des Partners befruchtet und anschließend wieder in die Gebärmutter eingesetzt werden Foto: Thinkstock

Eine gezielte Züchtung von menschlichen Designer-Babys ist nach einer neuen wissenschaftlichen Studie nach heutigen Erkenntnissen unrealistisch. Das geht aus einer am Donnerstag im amerikanischen Fachjournal »Cell« erschienen Studie israelischer Forscher hervor.

In einem Gedankenexperiment und weiteren Berechnungen hatten die Wissenschaftler durchgespielt, ob sich im Rahmen von künstlicher Befruchtung im Reagenzglas Embryonen nach bestimmten Merkmalen wie Körpergröße, Intelligenz oder Sportlichkeit auswählen lassen. Diese Eigenschaften werden nicht durch ein einziges Gen bestimmt, sondern durch eine Vielzahl von Genen und genetischen Varianten. Für ihre Berechnungen verwendeten die Wissenschaftler die Genom-Daten von 102 jüdischen Paaren und 1000 griechischen Männern.

Die Wissenschaftler hatten gedanklich und rechnerisch durchgespielt, ob sich Embryonen nach Merkmalen wie Körpergröße, Intelligenz oder Sportlichkeit auswählen lassen.

»polygenic scores« Mithilfe sogenannter »Polygenic Scores« – genetischen Mustern, die aus einem statistischen Vergleich der Erbanlagen von Tausenden Menschen gewonnen werden – versuchten sie, für Embryos den Intelligenzquotienten und Größe zu errechnen. Dabei stellten sie fest, dass selbst bei der Auswahl der erwünschten in-vitro-befruchteten Embryonen maximal eine IQ-Steigerung um 2,5 Punkte und eine Größenveränderung um etwa 2,5 Zentimeter möglich wäre. Die Voraussagen der Wissenschaftler, wer etwa der oder die Größte sein müsste, waren zudem meistens falsch.

Ein ganz praktisches Problem solcher Methoden ist zudem, dass bei einer Reagenzglasbefruchtung fast nie eine ausreichend große Auswahl lebensfähiger Embryos entsteht. Die Wissenschaftler betonen laut »Cell«, dass sie sich mit den ethischen Fragen einer Herstellung von Designerbabys nicht befasst haben.

Der Bonner Humangenetiker Markus Nöthen sieht aber auch rein biologische Probleme: Selbst wenn es irgendwann funktionieren sollte, menschliche Eigenschaften durch Methoden der Reproduktionsmedizin zu verbessern, sei es wahrscheinlich, dass man sich das »Wunschdesign« durch Nachteile an anderen Stellen des Genoms erkaufen würde, weil dieselben Gene eben auch andere Eigenschaften beeinflussen.  kna

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  21.12.2025

Glosse

Das kleine Glück

Was unsere Autorin Andrea Kiewel mit den Produkten der Berliner Bäckerei »Zeit für Brot« in Tel Aviv vereint

von Andrea Kiewel  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Ab jetzt nur noch mit Print-Abo oder Es gibt viele Gründe, auf 2026 anzustoßen

von Katrin Richter  20.12.2025

Musik

Louis-Lewandowski-Festival hat begonnen

Der Komponist Louis Lewandowski hat im 19. Jahrhundert die jüdische Synagogenmusik reformiert. Daran erinnert bis Sonntag auch dieses Jahr ein kleines Festival

 18.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  18.12.2025

Ausstellung

Pigmente und Weltbilder

Mit »Schwarze Juden, Weiße Juden« stellt das Jüdische Museum Wien rassistische und antirassistische Stereotype gleichermaßen infrage

von Tobias Kühn  18.12.2025

Kulturkolumne

Vom Nova-Festival zum Bondi Beach

Warum ich keine Gewaltszenen auf Instagram teile, sondern Posts von israelischen Künstlern oder Illustratorinnen

von Laura Cazés  18.12.2025