Die umstrittene Versteigerung von Schmuck und Juwelen aus dem Besitz der verstorbenen Kaufhauserbin Heidi Horten durch das Londoner Auktionshaus Christie’s zieht weiter Kreise. Das Tel Aviv Museum of Art, eines der führende Kunstmuseen in Israel, hat nun seine Beteiligung an einer geplanten Konferenz zum Thema NS-Raubkunst, die Christie’s ausrichten will, abgesagt.
Zuvor war in Israel und den USA Kritik am Tel Aviv Museum of Art laut geworden wegen der Zusammenarbeit mit Christie’s. Das Auktionshaus hatte im Mai in der Schweiz Hortens Schmucksammlung für 180 Millionen Euro versteigert. Die Österreicherin Heidi Horten war von 1959 bis zu dessen Tod 1987 mit dem 32 Jahre älteren »Kaufhaus-König« Helmut Horten verheiratet. Er war Mitglied der NSDAP und kam unter anderem durch die sogenannte »Arisierung« von jüdischem Besitz in der NS-Zeit zu großem Reichtum.
SPENDEN Christie’s hatte angekündigt, einen Teil der Erlöse aus der Versteigerung spenden zu wollen. Die Holocaust Survivors Foundation in Amerika hatte das Kunstmuseum in Tel Aviv dennoch aufgefordert, die gemeinsame Konferenz mit Christie’s, die für Dezember in Israel geplant war, abzusagen. Man dürfe nicht »Profiteuren des Holocaust« eine Plattform bieten, »um ihre Plünderungen zu rechtfertigen«, so die Organisation, die die Interessen von Überlebenden und ihrer Angehörigen vertritt.
Es bestehe, so ihr Vorsitzender David Schaecter gegenüber der «Jewish Telegraphic Agency”, ein »klarer Interessenkonflikt«, weil ein leitender Angestellter von Christie’s auch im Vorstand einer Gruppe sitze, die Spenden für das Museum sammele. Christie’s bestritt dies jedoch und sagte, die betreffende Person sei nicht an der Planung der Konferenz beteiligt gewesen.
In einer Erklärung an die Zeitung «Israel Hayom” erklärte das Museum am Sonntag dennoch, man habe die Veranstaltung aufgrund der Reaktionen, die sie ausgelöst hat, abgesagt. »Das Tel Aviv Museum of Art nimmt die Kritik aufmerksam zur Kenntnis und ist der öffentlichen Meinung verpflichtet«, hieß es in dem Statement.
Das Londoner Auktionshaus hatte die Problematik zunächst nicht von sich aus thematisiert. Erst, nachdem an der Versteigerung des Horten-Schmucks scharfe Kritik geübt wurde, nahm es dazu Stellung und erklärte sich bereit, einen Teil der Provision aus dem Verkauf an Organisationen zu spenden, die zur Forschung über und die Erinnerung an den Holocaust beitragen.
Der Versteigerungserlös selbst wird, dem Wunsch von Heidi Horten folgend, an eine Stiftung übertragen, die philanthropische Zwecke unterstützt, darunter medizinische Forschung, das Wohlergehen von Kindern und den Zugang zur Kunst. Horten, die 2022 verstarb, hatte noch zu Lebzeiten eine Untersuchung zur NS-Vergangenheit ihres ersten Mannes und der von ihm gegründeten Kaufhauskette in Auftrag gegeben. mth