Leipzig

Horizonterweiterung

Rund ein Dutzend israelische Künstlergruppen treten bei dem Festival am Theater der Jungen Welt auf. Foto: dpa

Platsch!» Wassertropfen spritzen herum, als die Muschel sich in die See stürzt. Mit ihren Spielkameraden – Fische und Frutti di Mare – tollt sie herum. Später tauchen sie zu einem frisch gebackenen Wrack hinab, zum Schluss wird ein Schokoladentalerschatz fürs Publikum gehoben.

Zwei Matrosinnen führen diese beiden kleinen Spielzeuge in Aquarien und erzählen eine Geschichte in Aquamarinblau. Ihr magisches Figurentheater Tiny Ocean wird das Train Theater bald in Leipzig präsentieren, wenn das Duo aus Jerusalem zu Gast beim Sommertheater des Theaters der Jungen Welt (TdJW) ist. Das Festival widmet sich dieses Jahr schwerpunktmäßig Israel. Rund ein Dutzend Künstlergruppen aus dem jüdischen Staat wird während der dreiwöchigen Veranstaltung in Leipzig auftreten.

Austausch «Eine Horizonterweiterung ist dringend notwendig», sagt Jürgen Zielinski nicht nur mit Blick auf die jüngsten israelfeindlichen und antisemitischen Vorfälle in jüngster Zeit in Deutschland. Seit Jahren setzt der TdJW-Intendant nicht nur bewusst die Themen Antirassismus und Antisemitismus auf den Spielplan. Es geht ihm auch ganz allgemein um den deutsch-israelischen und deutsch-jüdischen Austausch.

Mit dem Leipziger Gemeinde- und Kulturzentrum Ariowitsch-Haus verbindet das TdJW eine langjährige Partnerschaft. Immer wieder spielt sein Ensemble in Israel, und genauso oft kommen Künstler von dort zu Besuch nach Leipzig.

Und nicht irgendwer wird da mitten in der Stadt auftreten. Als eine der ersten Künstlergruppen trat am Sonntag die renommierte Kibbutz Contemporary Dance Company 2 auf. Zwischen ekstatischen Zuckungen und erotischen Lockungen entfesselten die Tänzer einen dynamischen, Energie überschießenden Dialog mit dem Publikum. Und das ganz nonverbal. Die Verständlichkeit jenseits von Sprachbarrieren ist der gemeinsame Nenner aller Gastspiele.

Toleranz Die Zumutungen, mit einem unkooperativen Nachbarn zusammenarbeiten zu müssen, führte ebenfalls am Wochenende das Nephesh Theatre aus Tel Aviv mit Neighbors vor Augen. Ein ironischer Wink, über Frieden und Toleranz nachzudenken.

Kleinkinder schickt das Elmina Theater aus Tel Aviv am Donnerstag dieser Woche mit einem musikalischen Bewegungsabenteuer auf eine spannende Reise. Für ihre multimediale Tanzshow steigt das Machol Shalem Dance House (Jerusalem) in Drachenkostüme und hantiert mit Tablets.

Zwei Stücke – einerseits vom japanischen Butoh inspiriert, das andere setzt sich mit Ulrike Meinhof auseinander – zeigt die junge Choreografin Ronnie Heller (Tel Aviv). Ausreichend Chancen zur Horizonterweiterung bestehen also – und wenn es die Perspektive einer Muschel ist.

Theater der Jungen Welt Leipzig: «Welt im Zelt». Bis 24. Juni

www.theaterderjungenweltleipzig.de

Genetik

Liegt es in der Familie?

Eierstockkrebs ist schwer zu erkennen. Warum ein Blick auf den Stammbaum nützen kann

von Nicole Dreyfus  23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Stefan Wimmer  23.11.2025

Aufgegabelt

Linsenpfannkuchen von König David

Rezept der Woche

von Jalil Dabit, Oz Ben David  22.11.2025

TV-Tipp

TV-Premiere: So entstand Claude Lanzmanns epochaler Film »Shoah«

Eine sehenswerte Arte-Dokumentation erinnert an die bedrückenden Dreharbeiten zu Claude Lanzmanns Holocaust-Film, der vor 40 Jahren in die Kinos kam

von Manfred Riepe  21.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  21.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  21.11.2025

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  21.11.2025