Studie

Hoffnung für Blutkrebspatienten

Mikroskopisches Bild des Multiplen Myeloms Foto: picture alliance / BSIP

Studie

Hoffnung für Blutkrebspatienten

Israelischen Forschern gelingt bahnbrechender Durchbruch in der Behandlung des Multiplen Myeloms

von Lilly Wolter  08.06.2023 07:28 Uhr

Neue Entwicklungen aus der israelischen Blutkrebsforschung stimmen optimistisch. Denn Forscher des Hadassah-Universitätsklinikums in Jerusalem haben in Kooperation mit der Bar-Ilan-Universität in Tel Aviv einen wissenschaftlichen Durchbruch erzielt, der staunen lässt.

Ihnen ist es jetzt gelungen, eine innovative Therapie zu entwickeln, die eine Heilungsrate von bis zu 90 Prozent bei Patienten mit Multiplem Myelom, einer speziellen Form von Blutkrebs, erzielt hat. Das Multiple Myelom galt bis vor Kurzem als unheilbar, und die Lebenserwartung für Patienten wurde zuletzt noch auf wenige Jahre geschätzt. Mit der neuen Therapie aus Israel könnten Betroffene in Zukunft auf ein langes Leben hoffen.

plasmazellen Das Multiple Myelom (auch Morbus Kahler genannt) führt zu einer abnormalen Zunahme von Plasmazellen im Knochenmark. Diese Überproduktion verursacht eine Verdrängung gesunder Plasmazellen, die der Körper zur Antikörperproduktion braucht. Die zunehmende Schwächung des Immunsystems bedingt eine Reihe schwerwiegender gesundheitlicher Probleme, einschließlich Blutarmut.

Hoffnung macht nun die sogenannte CAR-T-Zelltherapie, die ihren Ursprung in der Arbeit des israelischen Immunologen Zelig Eshhar vom Weizmann-Institut für Wissenschaften hat. Eshhar, ein Vorreiter in der genetischen Modifikation erkrankter menschlicher Zellen, hatte das Ziel, den menschlichen Körper zur Erkennung und Bekämpfung von Krebszellen zu befähigen.

Bemerkenswert ist, dass die Therapie in den Untersuchungen keine starken Nebenwirkungen zeigte, im Gegensatz zu herkömmlichen Behandlungen.

In diesem dynamischen Forschungsfeld sind seit Jahrzehnten bemerkenswerte Fortschritte zu verzeichnen. Ein zentrales Ziel besteht darin, die CAR-T-Zelltherapie zu verbessern und für weitere Krebsarten zugänglich zu machen. Und genau dieses Ziel haben die israelischen Forscherinnen und Forscher nun erreicht. Sie haben eine Form der CAR-T-Zelltherapie entwickelt, die das Immunsystem von Menschen mit Multiplem Myelom stimuliert, um den Krebs selbst zu bekämpfen. An der 18-monatigen Studie nahmen 74 Patienten teil.

fokus Die Methode legt den Fokus auf die sogenannten T-Zellen, die zu den weißen Blutkörperchen zählen und im Körper gegen Krankheitserreger wie Viren, Bakterien und Pilze vorgehen. Auch Tumore können sie bekämpfen. Diese T-Zellen werden in der neuen CAR-T-Zelltherapie zunächst isoliert. Patienten wird dafür Blut entnommen, um dann die roten und weißen Blutkörperchen voneinander zu trennen.

Danach werden die T-Zellen genetisch modifiziert, damit diese später Tumore effektiver bekämpfen können. Die verbesserten T-Zellen werden anschließend in die Körper der Patienten injiziert. Für dieses hochtechnologische Verfahren hat das Hadassah-Universitätsklinikum ein spezialisiertes Labor eingerichtet.

Besonders bemerkenswert ist, dass die Therapie in den Untersuchungen keine starken Nebenwirkungen zeigte, im Gegensatz zu herkömmlichen Behandlungen, die oft schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen, wie beispielsweise Haarausfall, Bluthochdruck oder eine erhöhte Infektionsgefahr.

medikamente Neue Behandlungen für das Multiple Myelom werden auch deshalb dringend benötigt, weil die Krankheit bei manchen Patienten nach Abschluss der Behandlung zurückkehrt oder ihre Körper nicht auf die verfügbaren Medikamente reagieren.

Polina Stepensky, die Direktorin der Abteilung für Knochenmarktransplantation und Immuntherapie für Erwachsene und Kinder am Hadassah-Universitätsklinikum, berichtete der »Jerusalem Post«, wie groß das Interesse an der neuen Behandlung ist: »Wir haben ständig eine Warteliste mit mehr als 200 Patienten aus Israel und anderen Teilen der Welt«, sagte die Wissenschaftlerin.

Aufgrund der Komplexität des Behandlungsverfahrens kann jedoch derzeit nur ein Patient pro Woche an dem noch experimentellen Therapieverlauf teilnehmen. Die Pläne sehen vor, die klinische Studie bald in den USA weiterzuführen, mit dem Ziel, in absehbarer Zeit eine Zulassung durch die US-Gesundheitsbehörde zu erlangen. Spätestens dann könnte die medizinische Innovation aus Israel noch mehr Patienten helfen – weit über den experimentellen Forschungsrahmen hinaus.

Rache

»Trigger-Thema« für Juden

Ein Filmseminar der Jüdischen Akademie untersuchte das Thema Vergeltung als kulturelle Inszenierung

von Raquel Erdtmann  01.12.2025

Wuppertal

Schmidt-Rottluff-Gemälde bleibt in Von der Heydt-Museum

»Zwei Frauen (Frauen im Grünen)« von Karl Schmidt-Rottluff kann im Von der Heydt Museum in Wuppertal bleiben. Nach Rückgabe an die Erbin erwarb die Stadt das Bild von ihr. Vorausgegangen waren intensive Recherchen zur Herkunft

 01.12.2025

Dorset

»Shakespeare In Love« - Dramatiker Tom Stoppard gestorben

Der jüdische Oscar-Preisträger war ein Meister der intellektuellen Komödie. Er wurde 88 Jahre alt

von Patricia Bartos  01.12.2025

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  01.12.2025 Aktualisiert

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 30.11.2025 Aktualisiert

Gerechtigkeit

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz 

Jüdische Verbände dringen auf Rückgabegesetz Jahrzehnte nach Ende des NS-Regimes hoffen Erben der Opfer immer noch auf Rückgabe von damals geraubten Kunstwerken. Zum 1. Dezember starten Schiedsgerichte. Aber ein angekündigter Schritt fehlt noch

von Verena Schmitt-Roschmann  30.11.2025

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  29.11.2025

Interview

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Hans-Jürgen Papier, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts, zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  29.11.2025

Hollywood

Die »göttliche Miss M.«

Die Schauspielerin und Sängerin Bette Midler dreht mit 80 weiter auf

von Barbara Munker  28.11.2025