Musik

Höllenritt nach Gaza

Plattencover zu »Gaza Trip« Foto: pr

In der Hitliste der ruppigsten israelischen Bands dürfte »Malox« mühelos auf einem der vordersten Plätze landen. Malox besteht zwar nur aus gerade einmal zwei Musikern, Eyal Talmudi und Roy Chen. Doch beider Instrumente, das Saxofon und das Schlagzeug, sind nicht gerade für zarte Zwischentöne bekannt. Erst recht nicht, wenn es nur eine einzige Spielform gibt: Volle Kanne!

Dazu passen auch die Songtitel. »The Nice Skinhead«, »Acid in Paris« und vor allem der Titelsong ihrer jüngsten CD Gaza Trip machen deutlich, dass es hier nicht um eine Kutschfahrt zum Ponyhof geht, zumal Gaza bei vielen in der Beliebtheitsskala gleich hinter Mossul und Aleppo rangiert. Gaza Trip ist vielmehr ein musikalischer Höllenritt!

Speed-Metal Doch sollte man sich nicht gleich vom ruppigen Äußeren abschrecken lassen. Die 13 Songs, die Eyal Talmudi und Roy Chen hier spielen, haben Sinn und Verstand. Sie sind eine kluge Mischung aus Punk, Ska und Jazz. Selbst Vergleiche zu den Speed-Metal-Ekstasen eines John Zorn sind gar nicht so abwegig.

Doch es gibt noch weitere Orientierungspunkte im Kosmos von Malox, zum Beispiel die Dub- und Hip-Hop-Sounds von Echo & Tito alias Echo Morgenstern und Tom Iddan. Die Sängerin und der Soundtüftler aus Jerusalem haben auf Gaza Trip gleich mehrere Gastauftritte. Das Gleiche gilt auch für die Geschwister Maya und Nadya B. Dunietz oder den Gitarristen Uri Brauner Kinrot, den meisten bekannt von der israelischen Surfpunkband Boom Pam.

Israel ist ein kleines Land. Man kennt sich. Man macht etwas zusammen. So entsteht auf Gaza Trip bei genauerem Hinsehen – und vor allem beim zweiten Hinhören – ein miniaturhaftes Abbild der israelischen Indie-Rock-Szene, wie sie sich beispielsweise alljährlich im November beim Indie City Festival in Jerusalem trifft.

Dudelsack Allein schon der Blick auf den Saxofonisten Eyal Talmudi dürfte reichen, um die Vielschichtigkeit dieser Szene zu beschreiben. Nicht nur, weil er neben Saxofon auch Klarinette und Dudelsack spielt, sondern auch, weil er eine Art musikalische Allzweckwaffe ist. Talmudi überlebt als Künstler in Israel, weil er beinahe jede Form der Musik spielt und spielen kann (da ist er nicht der einzige Musiker in Israel).

Neben seiner Mitgliedschaft in der Speed-Klezmerband Oy Division tritt Talmudi mit so unterschiedlichen Musikern wie der deutschen Free-Jazz-Ikone Günter »Baby« Sommer oder der israelischen Gitarrenrocklegende Berry Sakharof auf. Ein weites Feld für einen Saxofonisten. Reich wird man nicht damit. Grund genug, auch mal harte Kante zu zeigen.

Malox: Gaza Trip. Greedy For Best Music 2016/Indigo

Israel

Pe’er Tasi führt die Song-Jahrescharts an

Zum Jahresende wurde die Liste der meistgespielten Songs 2025 veröffentlicht. Eyal Golan ist wieder der meistgespielte Interpret

 23.12.2025

Israelischer Punk

»Edith Piaf hat allen den Stinkefinger gezeigt«

Yifat Balassiano und Talia Ishai von der israelischen Band »HaZeevot« über Musik und Feminismus

von Katrin Richter  23.12.2025

Los Angeles

Barry Manilow teilt Lungenkrebs-Diagnose

Nach wochenlanger Bronchitis finden Ärzte einen »krebsartigen Fleck« in seiner Lunge, erzählt der jüdische Sänger, Pianist, Komponist und Produzent

 23.12.2025

Hollywood

Ist Timothée Chalamet der neue Leonardo DiCaprio?

Er gilt aktuell als einer der gefragtesten Schauspieler. Seine Karriere weckt Erinnerungen an den Durchbruch des berühmten Hollywood-Stars - der ihm einen wegweisenden Rat mitgab

von Sabrina Szameitat  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025