Medien

Henri Nannen, Bertelsmann, der »Stern« und die Nazis

Foto: IMAGO/Manfred Segerer

Medien

Henri Nannen, Bertelsmann, der »Stern« und die Nazis

NS-Verbindungen: Historiker sollen Geschichte des »Stern« und seines früheren Chefredakteurs aufarbeiten

von Christof Bock  01.08.2022 18:57 Uhr

Historiker sollen die Geschichte der Illustrierten »Stern« auf Verbindungen zur NS-Zeit durchleuchten. Besonders der Umgang des früheren »Stern«-Chefredakteurs Henri Nannen (1913-1996) mit dem Nationalsozialismus wird nun zum Forschungsgegenstand für das renommierte Institut für Zeitgeschichte. 

Der Medienkonzern Bertelsmann hat die Wissenschaftler mit der unabhängigen Untersuchung beauftragt, wie das Mutterhaus des »Stern« am Montag mitteilte. Bertelsmann reagiert damit auf die Debatte um die NS-Vergangenheit Nannens. 

»Der Forschungszeitraum wird die Jahre ab Gründung des «Stern» durch Henri Nannen 1948 bis zu dessen Ausscheiden 1983 umfassen«, erläuterte eine Sprecherin. »Im Mittelpunkt steht dabei die Frage nach politischen, personellen und inhaltlichen Verflechtungen und Verbindungen zur Zeit des Nationalsozialismus. Aufbauend auf bereits bestehender Forschung sollen weitergehende Analysen vorgenommen werden, etwa zu Themen, Texten und der Bildsprache des «Stern».« Das umfangreiche Bildarchiv, das 2018 der Bayerischen Staatsbibliothek zur Erschließung übergeben worden war, solle dabei einbezogen werden.

Im Mai hatte ein Beitrag des Rechercheformats »STRG_F« des Norddeutschen Rundfunks (NDR) mit Details zur Vergangenheit des Ex-»Stern«-Chefredakteurs und Magazininitiators Nannen im Zweiten Weltkrieg die Debatte angestoßen. Der Nannen Preis für herausragenden Journalismus war daraufhin einmalig als »Stern Preis« verliehen worden.

Zu der jetzt initiierten Untersuchung hieß es weiter, der Vorstand von Bertelsmann habe »in Übereinstimmung und enger Zusammenarbeit mit den beteiligten Tochterfirmen und Institutionen« gehandelt. Dazu zählten die Geschäftsführung von RTL Deutschland, unter dessen Dach der »Stern« seit einem Konzernumbau angesiedelt ist, die »Stern«-Chefredaktion und die Henri-Nannen-Schule für Journalismus.

»Mit der Analyse der «Stern»-Geschichte wollen wir einen Beitrag zur Mediengeschichte der jungen Bundesrepublik ermöglichen«, ergänzte Bertelsmann-Vorstandschef Thomas Rabe. »Wir freuen uns sehr, das Institut für Zeitgeschichte hierfür als unabhängigen Partner gewonnen zu haben, den wir in seiner Arbeit vorbehaltlos unterstützen werden.«

Ziel ist laut Mitteilung, »eine sachliche Grundlage für die öffentliche Debatte zu schaffen, bereits bestehende Forschungen zu ergänzen und damit den aktuellen Kenntnisstand zur Geschichte des deutschen Journalismus nach 1945 um eine fundierte Analyse zu erweitern«. Man setze auf offenen Austausch und Transparenz, so Bertelsmann. »Angedacht ist unter anderem eine wissenschaftliche Tagung, auf der eine erste Bestandsaufnahme vorgenommen werden könnte. Alle für den historischen Forschungsprozess relevanten Quellen werden dem Institut für Zeitgeschichte zur Verfügung gestellt.« 

Angesiedelt sei die Forschungsarbeit beim stellvertretenden Direktor des Instituts für Zeitgeschichte, Prof. Magnus Brechtken. Dieser gilt als ausgewiesener Experte für die Auseinandersetzung mit dem NS-Erbe.

Filmkritik

»Nobody Wants This« – die Zweite

Die Fortsetzung der Netflix-Hit-Serie »Nobody Wants This« ist angelaufen. Allerdings sorgen diesmal vor allem die Nebenrollen für randvolle Herzen. Vorsicht Spoiler.

von Sophie Albers Ben Chamo  06.11.2025

TV-Tipp

Ein Überlebenskünstler zwischen Hallodri und Held

»Der Passfälscher« ist eine wahre und sehenswerte Geschichte des Juden Cioma Schönhaus, der 1942 noch immer in Berlin lebt

von Michael Ranze  06.11.2025

Kunst

Maler und Mentor

Eine Ausstellung in Baden-Baden zeigt Max Liebermann auch als Förderer impressionistischer Kollegen

von Eugen El  06.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 06.11.2025

Film

»Vielleicht eines der letzten Zeitdokumente dieser Art«

Die beiden Regisseure von »Das Ungesagte« über ihre Doku mit NS-Opfern und ehemaligen Mitläufern, Kino als Gesprächsraum und die Medienkompetenz von Jugendlichen

von Katrin Richter  06.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 6. November bis zum 13. November

 05.11.2025

Yitzhak Rabin

Erinnerung an einen Mord

Wie ich am 4. November 1995 im Café Moment in der Jerusalemer Azza Street vom tödlichen Anschlag auf Israels Ministerpräsident in Tel Aviv erfuhr

von Ayala Goldmann  04.11.2025

TV-Tipp

»Nürnberg 45 - Im Angesicht des Bösen«

Das Dokudrama rekonstruiert die Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse vor 80 Jahren

von Jan Lehr  04.11.2025

Hollywood

Jesse Eisenberg will eine seiner Nieren spenden

Der Schauspieler hatte die Idee dazu bereits vor zehn Jahren

 03.11.2025