Sehen!

Hakenkreuz am Hudson

Die Frage, ob es auch hier passieren könnte, ist nicht neu. Immer wieder einmal wurde in den USA der Gedanke durchgespielt, ob das Land sich zu einer faschistischen Diktatur eignen würde.
Meistens schüttelte man solche finsteren Gedankenspiele wie einen Albtraum wieder ab. Doch angesichts schockierender Äußerungen der republikanischen Präsidentschaftskandidaten in den vergangenen Wochen geht das Gespenst des Faschismus in den USA bedrohlicher um, als vielleicht je zuvor.

brisant In diesem Klima ist die neue TV-Serie The Man in the High Castle, die auf Deutsch ab dem 18. Dezember auf Amazon Prime zu sehen ist, so brisant, wie sie nur sein könnte. Produzent Ridley Scott fragt darin, was mit den USA passiert wäre, hätte Hitler den Zweiten Weltkrieg gewonnen.

Wie vor ihm Philip Roth in seinem Roman Verschwörung gegen Amerika ist auch Castle-Regisseur Frank Spotnitz fest davon überzeugt, dass die USA mitnichten per se gegen einen faschistischen Staat immun sind. Vom Mitläufer bis zum Handlanger gibt es in der Serie die gesamte Bandbreite an Charakteren, die Deutschland aus seiner nicht allzu fernen Vergangenheit kennt.

Die Serie spielt im Jahr 1962. Das NS-Regime hat mit einem Atombombenabwurf auf Washington den Krieg gewonnen, die USA sind in die dem Dritten Reich einverleibten Oststaaten und die japanisch besetzte pazifische Zone aufgeteilt. Über dem Times Square in New York weht die Hakenkreuzfahne, und die Welt fragt sich, wie es mit dem Reich nach dem Tod des alternden Führers wohl weitergeht.

Nazi-Amerika Protagonisten der Serie sind eine Gruppe von Widerstandskämpfern, die subversives Filmmaterial durch das Dritte Reich von Nordamerika schmuggeln. Der wahre Star ist jedoch das in blassen Tönen gezeichnete Nazi-Amerika, das noch trüber aussieht als die DDR in Florian Henckel von Donnersmarcks Das Leben der Anderen.

The Man in the High Castle lässt keinen Zweifel daran, dass sich Amerika ebenso willfährig in eine NS-Diktatur fügen würde, wie Deutschland das getan hat. »Die Implikationen der Serie sind gespenstisch«, schreibt denn auch die New York Times. »Manche Zuschauer werden sich deshalb wohl sicher abwenden.« Andere hingegen werden angesichts des derzeitigen politischen Klimas ins Grübeln kommen.

Computerspiel

Lenny Kravitz wird James-Bond-Bösewicht

Als fieser Schurke will der Musiker im kommenden Jahr dem Agenten 007 das Leben schwer machen – allerdings nicht auf der Kinoleinwand

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Aufgegabelt

Latkes aus Dillgürkchen

Rezepte und Leckeres

 12.12.2025

Kulturkolumne

Lieber Chanukka als Weihnachtsstress?

Warum Juden es auch nicht besser haben – was sich spätestens an Pessach zeigen wird

von Maria Ossowski  12.12.2025

Kommerz

Geld oder Schokolade?

Der Brauch, an den Feiertagen um Münzen zu spielen, hat wenig mit den Makkabäern oder dem traditionellen Chanukkagelt zu tun. Der Ursprung liegt woanders

von Ayala Goldmann  12.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Singend durch Paris oder Warum unser Chanukka-Song der beste ist

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Literatur

Deutsch-Hebräischer Übersetzerpreis für Helene Seidler

Die Schriftstellerin wurde für die Übersetzung des Romans »Unter Freunden stirbt man nicht« von Noa Yedlin ausgezeichnet

 12.12.2025

Zürich

Protest gegen ESC-Teilnahme Israels: Nemo gibt Pokal zurück

Mit der Zulassung Israels verrate der Gesangswettbewerb seine Werte von »Einheit, Inklusion und Würde für aller Menschen«, so Nemo

 12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025