Cannes

Goldene Palme für Ken Loach

Verleihung der Goldenen Palme in Cannes an Ken Loach Foto: dpa

Der 79-jährige Altmeister des britischen Kinos, Ken Loach, hat in Cannes die Goldene Palme gewonnen. Die Jury entschied sich für seinen Film I, Daniel Blake. Dies ist die zweite Palme für den Briten, der 2006 erstmals in Cannes die begehrte Auszeichnung gewonnen hatte mit seinem damaligen Film The Wind That Shakes The Barley.

I, Daniel Blake erzählt die Geschichte eines Handwerkers, der nach einer Herzattacke von seinen Ärzten krankgeschrieben ist. Das Arbeitsamt verweigert ihm jedoch wegen Unzulänglichkeiten in seinem Antrag das Krankengeld. Um sich zumindest für Arbeitslosengeld zu qualifizieren, verlangt das Amt, dass er sich aktiv um Arbeit bemüht, die er aus gesundheitlichen Gründen jedoch nicht annehmen kann – ein Teufelskreis. Loach zeigt in seinen unprätentiösen Geschichten Menschen, die um ihr Recht kämpfen.

Ehrenbär Bei der Berlinale 2013 wurde der Brite, der zunächst Jura in Oxford studierte, mit dem Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk ausgezeichnet: »Wir ehren Ken Loach als Regisseur, und wir verehren ihn als einen Menschen, der in seinen Filmen oft humorvoll gesellschaftliche Missstände widerspiegelt«, sagte Berlinale-Direktor Dieter Kosslick.

Die Auszeichnung war nicht unumstritten, erregte Loach doch mehrmals mit seiner drastischen Anti-Israel-Haltung Aufsehen. Loach gehört zu den prononciertesten Israel-Boykotteuren. Er lehnt etwa die Teilnahme an jedem Filmfestival ab, das »von der israelischen Regierung finanziert« wird.

Auch zwei israelische Filme wurden ausgezeichnet. Der israelische Regisseur Asaph Polonsky wurde für sein Debüt Shavua ve in der Kategorie »Kritiker-Woche« geehrt. Die Tragikomödie erzählt vom plötzlichen Tod und dem Umgang der Hinterbliebenen mit dem Verlust eines geliebten Menschen. Dabei versucht Polonsky, »den grotesken Humor solcher Situationen nicht aus dem Blick zu verlieren«, wie er in Cannes sagte. »Mein Film sollte lustig sein, ohne das Drama zu vergessen.«

wettbewerb Der 24-minütige Kurzfilm Anna der israelischen Regisseurin Or Sinai wurde im Wettbewerb der studentischen Regisseure als bester Film prämiert. Die Absolventin der Sam Spiegel Film und Television School in Jerusalem setzte sich mit ihrem Werk gegen mehr als 2000 andere jungen Regisseure durch.

Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert und ermöglicht es Sinai, ihren ersten Spielfilm im Rahmen der Filmfestspiele von Cannes zu präsentieren. Anna handelt von der Selbstverwirklichung einer Mutter mittleren Alters, die erstmals in ihrem Leben nur nach ihren eigenen Wünschen und Vorstellungen zu leben versucht. hso

TV-Tipp

TV-Premiere: So entstand Claude Lanzmanns epochaler Film »Shoah«

Eine sehenswerte Arte-Dokumentation erinnert an die bedrückenden Dreharbeiten zu Claude Lanzmanns Holocaust-Film, der vor 40 Jahren in die Kinos kam

von Manfred Riepe  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

TV-Tipp

Ein Skandal ist ein Skandal

Arte widmet den 56 Jahre alten Schock-Roman von Philip Roth eine neue Doku

von Friederike Ostermeyer  21.11.2025

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  21.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  21.11.2025

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  20.11.2025

Kino

»Fast ein Wunder«

Das israelische Filmfestival »Seret« eröffnete in Berlin mit dem Kassenschlager »Cabaret Total« von Roy Assaf

von Ayala Goldmann  20.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  20.11.2025

»Jay Kelly«

In seichten Gewässern

Die neue Netflix-Tragikomödie von Noah Baumbach startet fulminant, verliert sich dann aber in Sentimentalitäten und Klischees

von Patrick Heidmann  20.11.2025