Nachruf

Goldas Sohn

Wolfgang Menge (1924–2012) Foto: dpa

Nachruf

Goldas Sohn

Zum Tod des Fernsehautors Wolfgang Menge

von Uta Andresen  18.10.2012 14:00 Uhr

Sein letztes großes Projekt hat er nicht realisieren können. Schalom hieß die deutsch-jüdische Sitcom, die Wolfgang Menge Anfang 2000 entwickelte, die Geschichte einer jüdischen Mutter und ihres Sohnes. Die Serie, für die sich kein Sendeplatz fand, hatte autobiografische Züge. Wolfgang Menge war selbst Sohn einer jüdischen Mutter. Golda hieß sie, geboren in Rumänien. Dass sie und ihr 1924 in Berlin geborener Sohn die Schoa überlebten, verdankten sie der Tatsache, dass der Vater »Arier« war, wie es im Jargon der Nazis hieß.

Reporter Als Spross einer »privilegierten Mischehe«, so der Begriff aus den Nürnberger Rassegesetzen, wurde der junge Wolfgang Menge zwar diskriminiert, durfte zum Beispiel kein Abitur machen, aber er blieb am Leben und konnte nach 1945 durchstarten. Zuerst als Reporter im In- und Ausland, später als Drehbuchautor für das damals junge Medium Fernsehen, für das er auch erfolgreiche Serien entwickelte, von denen Ein Herz und eine Seele aus den 70er-Jahren mit Heinz Schubert in der Rolle von »Ekel Alfred« bis heute Kultstatus hat.

Dass der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Erfolgsautor jüdische Wurzeln hatte, war in der bundesdeutschen Öffentlichkeit so gut wie nicht bekannt. Menge selbst verdrängte das Thema: »Ich weiß keinen Anlass, bei dem ich es hätte sagen sollen. Man sagt doch auch nicht, ich bin Katholik.« Völlig gleichgültig war das Jüdische ihm aber offenbar nicht. An sein Schalom-Projekt sei er, betonte der Autor, »nicht völlig wie ein Goi herangegangen«.

Am Mittwoch dieser Woche ist Wolfgang Menge 88-jährig in Berlin gestorben.

Hollywood

Die »göttliche Miss M.«

Schauspielerin Bette Midler dreht mit 80 weiter auf

von Barbara Munker  28.11.2025

Literatur

»Wo es Worte gibt, ist Hoffnung«

Die israelische Schriftstellerin Ayelet Gundar-Goshen über arabische Handwerker, jüdische Mütter und ihr jüngstes Buch

von Ayala Goldmann  28.11.2025

Projektion

Rachsüchtig?

Aus welchen Quellen sich die Idee »jüdischer Vergeltung« speist. Eine literarische Analyse

von Sebastian Schirrmeister  28.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  28.11.2025

Aufgegabelt

Hawaij-Gewürzmischung

Rezepte und Leckeres

 28.11.2025

Fernsehen

Abschied von »Alfons«

Orange Trainingsjacke, Püschelmikro und Deutsch mit französischem Akzent: Der Kabarettist Alfons hat am 16. Dezember seine letzte Sendung beim Saarländischen Rundfunk

 28.11.2025 Aktualisiert

Fernsehen

»Scrubs«-Neuauflage hat ersten Teaser

Die Krankenhaus-Comedy kommt in den Vereinigten Staaten Ende Februar zurück. Nun gibt es einen ersten kleinen Vorgeschmack

 28.11.2025

Eurovision Song Contest

Spanien bekräftigt seine Boykottdrohung für ESC

Der Chef des öffentlich-rechtlichen Senders RTVE gibt sich kompromisslos: José Pablo López wirft Israel einen »Genozid« in Gaza und Manipulationen beim Public Voting vor und droht erneut mit dem Austritt

 28.11.2025

Imanuels Interpreten (15)

Elvis Presley: Unser »King«

Fast ein halbes Jahrhundert nach Elvis’ Tod deutet viel darauf hin, dass er Jude war. Unabhängig von diesem Aspekt war er zugleich ein bewunderns- und bemitleidenswerter Künstler

von Imanuel Marcus  28.11.2025