Israel

Gesinnungspolizei

»Im Tirzu« droht der Ben-Gurion-Universität: Sollte diese nicht ihre »antizionistische Einstellung in der Politikfakultät« ändern, werde die Organisation Sponsoren aufrufen, kein Geld mehr für die Hochschule zu spenden. In einem Brief an die Präsidentin Rebecca Carmi stellte die ultrarechte Organisation ein klares Ultimatum.

Angeblich beschäftige die Uni mehr links- als rechtsgerichtete Akademiker. »Damit«, so Im Tirzu, »ermöglicht Carmi eine intellektuelle Diktatur statt akademischer Freiheit und beschränkt den intellektuellen Pluralismus«. Sollte die Universität nicht binnen 30 Tagen der Forderung nachkommen, einen Teil des Lehrkörpers zu ersetzen und den Lehrplan zu ändern, werde man sich an die Sponsoren wenden und sie bitten, ihre Gelder an einen Fonds zu zahlen. Die Ben-Gurion-Universität erklärte daraufhin, dass sie keine regelmäßigen Untersuchungen ihrer Angestellten bezüglich de- ren politischer Einstellung durchführe. Die Forderung, Professoren »auszubalancieren«, erinnere an McCarthyismus und gehe gegen alle demokratischen Werte, auf denen der israelische Staat aufgebaut sei.

McCarthy »Genauso, wie Rebecca Carmi alle Stimmen anprangert, die zu einem Boykott Israels aufrufen, so verurteilt sie jene, die zu einem Boykott israelischer Hochschulen wegen der politischen Haltung ihrer Angestellten aufrufen«, hieß es weiter. Mittlerweile schaltete sich auch Bildungsminister Gideon Saar ein und ließ verlauten, dass er alle Aktionen ablehnt, die Spenden für israelische Universitäten gefährden.

Der Minister für Minderheitenfragen, Avischay Braverman, einst Präsident der Universität, meint, dass Im Tirzu die Prinzipien der akademischen Welt offenbar nicht verstünde. Fakultätsmitglieder würden nicht wegen ihrer politischen Ansichten eingestellt, betont er. Er fügt hinzu, dass »es kein Institut in Israel gibt, das zionistischer ist als diese Universität«. Einst hatte ein Lehrbeauftragter seine Stellung dort ausgenutzt, um zum Boykott Israels aufzurufen. »Solche Außenseiter wird es immer geben«, glaubt der Minister, »und es müssen Sanktionen gegen sie verhängt werden. Dennoch sind die Hochschulen auf der Freiheit aufgebaut, jede Meinung äußern zu können.« Angst, sie könnte tatsächlich Sponsoren verlieren, hat die Universitätspräsidentin nicht. Minister Braverman jedoch sorgt sich, dass der Drohbrief den Ruf der Hochschule ungerechterweise schädigen könnte.

Sehen!

»Kleider machen Leute«

Im Staatstheater Cottbus wurde jetzt Alexander Zemlinskys Oper in der Fassung von 1913 uraufgeführt

von Maria Ossowski  10.02.2025

TV-Tipp

Der andere Taxi Driver

Arte zeigt den Thriller »A Beautiful Day« der Regisseurin Lynne Ramsay mit Joaquin Phoenix in der Hauptrolle

von Kathrin Häger  09.02.2025

Analyse

Der nette Salafist?

Was von Syriens Interimspräsident Ahmad al-Sharaa zu erwarten ist – auch im Verhältnis zu Israel

von Tom Khaled Würdemann  10.02.2025 Aktualisiert

Kulturkolumne

Was bedeutet das Wort »Jude«?

Überlegungen zu Selbstmitleid und Dankbarkeit

von Ayala Goldmann  09.02.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Als Harry und Sally so langweilig wie Mayonnaise waren

von Katrin Richter  09.02.2025

Zahl der Woche

160 Meter

Fun Facts und Wissenswertes

 09.02.2025

Aufgegabelt

Pancakes

Rezepte und Leckeres

 09.02.2025

New York

Trauer um Tony Roberts

Der Schauspieler starb am vergangenen Freitag an den Folgen einer Lungenkrebserkrankung

 08.02.2025

Bildung

Wissenschaftsfreiheit und Antisemitismus

Die Bundestagsresolution gegen Judenhass an Hochschulen und die Verantwortung der Universitäten. Ein Gastkommentar von Frederek Musall

von Frederek Musall  07.02.2025