»Survivors«

Gesichter des Überlebens

Bill Gates, Superstar Rihanna, die ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton und Barack Obama sowie Amtsinhaber Donald Trump – sie alle haben schon vor der Kamera des 1968 in München geborenen Martin Schoeller gestanden. Anfang der 90er-Jahre wurde er in New York Assistent der bekannten amerikanischen Fotografin Annie Leibovitz, Lebensgefährtin der Schriftstellerin Susan Sontag.

Big Head Dort entwickelte er auch die sogenannte »Big-Head«-Porträttechnik, die so etwas wie sein Markenzeichen werden sollte und ihm zahlreiche Jobs bei so renommierten Magazinen wie »The New Yorker«, »Esquire« oder »National Geographic« bescherte: hyperdetaillierte Nahaufnahmen von Personen, die meist sehr großzügig dimensioniert sind. Genau nach dieser Methode funktioniert auch sein neuestes Projekt »Survivors«.

Auf Initiative des deutschen Freundeskreises von Yad Vashem hatte Schoeller in Israel zahlreiche Porträtaufnahmen von Schoa-Überlebenden gemacht. Darunter auch von Naftali Fürst. Anlässlich der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz vor genau 75 Jahren durch die Rote Armee sind nun 75 davon in einer Ausstellung in Essen zu sehen, die am Dienstag im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet wurde.

Zeitzeugen Bis zum 26. April ist die Schau für Besucher zugänglich. Anschließend werden die Fotografien in zahlreichen anderen Museen auf der ganzen Welt gezeigt. Ein Begleitfilm sowie Zeitzeugengespräche wie das mit dem Überlebenden Herbert Rubinstein, seit vielen Jahrzehnten in der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf aktiv, sollen das Ausstellungsprogramm abrunden.

»Mehr denn je fühle ich mich der großen Verantwortung verpflichtet, Antisemitismus zu bekämpfen, wann immer ich ihn sehe, und alles zu tun, um sicherzustellen, dass so etwas wie der Holocaust nie wieder passieren kann«, bringt Schoeller seine Motivation für das Projekt auf den Punkt. Er sagt weiter: »Ich denke, dass die Menschen eine Verantwortung für ihre Geschichte haben. Wenn jeder auf seine eigene Geschichte blicken und versuchen würde, daraus zu lernen, und dieses Wissen dann letztendlich nutzen würde, um sich selbst und die Gesellschaft zu verbessern, dann würde das uns alle als Menschen voranbringen.«

Yad Vashem Für Yad Vashem ist das Ganze ebenfalls eine Herzensangelegenheit. Auf der Webseite der Gedenkstätte heißt es: »Jedes Foto vermittelt mehr, als Worte jemals könnten, und bietet uns ein Stück persönlicher und kollektiver Geschichte.« Yad Vashem betont: »Da die Überlebenden weiter altern, ist dies eine der letzten Möglichkeiten, das Angesicht dieser Menschen festzuhalten.«

Die Ausstellung »Survivors. Faces of Life after the Holocaust« ist bis zum 26. April im UNESCO-Welterbe Zollverein in Essen zu sehen.

Israelischer Punk

»Edith Piaf hat allen den Stinkefinger gezeigt«

Yifat Balassiano und Talia Ishai von der israelischen Band »HaZeevot« über Musik und Feminismus

von Katrin Richter  23.12.2025

Los Angeles

Barry Manilow teilt Lungenkrebs-Diagnose

Nach wochenlanger Bronchitis finden Ärzte einen »krebsartigen Fleck« in seiner Lunge, erzählt der jüdische Sänger, Pianist, Komponist und Produzent

 23.12.2025

Hollywood

Ist Timothée Chalamet der neue Leonardo DiCaprio?

Er gilt aktuell als einer der gefragtesten Schauspieler. Seine Karriere weckt Erinnerungen an den Durchbruch des berühmten Hollywood-Stars - der ihm einen wegweisenden Rat mitgab

von Sabrina Szameitat  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Glosse

Das kleine Glück

Was unsere Autorin Andrea Kiewel mit den Produkten der Berliner Bäckerei »Zeit für Brot« in Tel Aviv vereint

von Andrea Kiewel  20.12.2025