München

Fremdenlegion und Frauenkleider

Hermann Landshoff: Selbstbildnis Foto: muenchner-stadtmuseum.de

München

Fremdenlegion und Frauenkleider

Das Stadtmuseum zeigt Bilder des Modefotografen Hermann Landshoff

von Alexander Kluy  30.12.2013 14:13 Uhr

»I owe everything to Landshoff« – Ich verdanke alles Hermann Landshoff. Dies soll Richard Avedon gesagt haben, einer der wichtigsten Modefotografen des 20. Jahrhunderts. Und doch ist der jüdische Münchner Hermann Landshoff (1905–1986) heute nahezu unbekannt. Das liegt daran, dass sein künstlerischer Nachlass von 3600 Originalabzügen mehr als ein Dutzend Jahre in einem kleinen amerikanischen Museum deponiert war, wo er wissenschaftlich nicht aufbereitet wurde.

Das hat in den letzten zwei Jahren erst gründlich das Münchner Stadtmuseum geleistet, nachdem die Aufnahmen aus Amerika herausgeklagt und dem gegenüber von Synagoge und Jüdischem Museum gelegenen Haus am St. Jakobsplatz übereignet worden waren.

flucht Landshoff, Sohn eines angesehenen Dirigenten und Musikwissenschaftlers, war ursprünglich Karikaturist und Theaterfotograf. Erst nach der Flucht 1940 via Fremdenlegion über Marseille nach New York wurde der Autodidakt hochgeschätzter Fotograf der renommiertesten New Yorker Modejournale wie Harper’s Bazaar und Mademoiselle.

In der ausgreifenden Münchner Retrospektive sind bis zum bis 21. April mehr als 250 Abzüge zu sehen: witzige, überraschende Modeaufnahmen, einfühlsame Porträts von surrealistischen Künstlern und subtile von Wissenschaftlern, darunter Albert Einstein und Robert Oppenheimer. Erstmals öffentlich ausgestellt ist die eindrucksvolle Suite von Porträts von Fotografenfreunden, von Martin Munkácsi über André Kertesz und Alfred Stieglitz bis zu den eine Generation jüngeren, aufstrebenden Richard Avedon und Robert Frank. Wohl eine der schönsten Fotoausstellungen der letzten Jahre.

»Hermann Landshoff – eine Retrospektive. Photographien 1930–1970«, Münchner Stadtmuseum, bis 21. April

www.muenchner-stadtmuseum.de

Sachbuch

Die Gruppe 47, Günter Grass und die ersten »Shitbürger«

»WELT«-Herausgeber Ulf Poschardt rechnet in seinem neuen Bestseller »Shitbürgertum« auch mit der Kontinuität des deutschen Judenhasses ab. Ein exklusiver Auszug

von Ulf Poschardt  01.09.2025

Kulturkolumne

Das Hessenlied

Wie aus einem Sowjetbürger ein Besser-Wessi wurde

von Eugen El  01.09.2025

Bundesamt für Statistik

Dieser hebräische Vorname ist am beliebtesten bei Schweizer Eltern

Auch in der Schweiz wählen Eltern weiterhin häufig biblische Namen für ihr Neugeborenes

von Nicole Dreyfus  01.09.2025 Aktualisiert

Meinung

Das Gerücht über Israel

Die Geschichte des Antisemitismus ist eine Geschichte der Lüge. Was früher dem Juden als Individuum unterstellt wurde, wird nun Israel als Nation vorgeworfen

von Daniel Neumann  01.09.2025 Aktualisiert

Medizin

Revolutionäre Implantation

Ein israelisches Biotech-Unternehmen plant die weltweit erste Übertragung künstlichen Rückenmarks

von Sabine Brandes  31.08.2025

Solidarität

Israels Präsident ehrt Springer-Chef Döpfner

Isaac Herzog: »Döpfner handelt aus tiefer Verpflichtung gegenüber den Werten von Freiheit und Demokratie«

 31.08.2025

Aufgegabelt

Spätsommer im Glas: Granatapfel-Slushie

Rezepte und Leckeres

 31.08.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Zwei Croissants, einen starken Kaffee und drei Tagträume von Tel Aviv, bitte

von Nicole Dreyfus  31.08.2025

Interview

»Von Freude und Schmerz geprägt«

Susan Sideropoulos über ihr neues Buch, den Tod ihres Vaters und darüber, wie man in schweren Zeiten glücklich wird

von Mascha Malburg  31.08.2025