DVD-Tipp

Es war einmal in Hollywood

Hollywoodproduzent Harvey Weinstein (2012) Foto: imago

DVD-Tipp

Es war einmal in Hollywood

»Unantastbar: Der Fall Harvey Weinstein« erzählt die Geschichte des verurteilten Sexualverbrechers

von Frank Arnold  18.05.2020 17:57 Uhr

Sein Fall hat etwas ins Rollen gebracht: Die Enthüllungen über Harvey Weinsteins »gewohnheitsmäßiger« Gewalt gegen Frauen haben viele Opfer, auch von anderen Tätern, ermutigt, ihr Schweigen zu brechen – ein Schweigen, das oft Jahre oder sogar Jahrzehnte andauerte.

Bemerkenswerterweise geht dieses Verhalten Weinsteins zurück bis in das Jahr 1978, als er noch gar nichts mit Kino zu tun hatte, sondern in Buffalo als Musikpromoter arbeitete. Im Februar dieses Jahres sprach eine Jury Weinstein schuldig.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Zu Wort kommen in dem Dokumentarfilm »Unantastbar: Der Fall Harvey Weinstein« mehrere der Opfer Weinsteins, aber auch ehemalige Mitarbeiter sowie Journalisten, die jahrelang recherchierten, aber am Ende aufgeben mussten (wie Ken Auletta), beziehungsweise Erfolg hatten (wie Ronan Farrow, Megan Twohey und Jodi Kantor).

Am eindringlichsten ist der Film immer dann, wenn Frauen beschreiben, wie Weinstein sich ihnen annäherte und für den Zuschauer in den Pausen, die sie machen, ihre Anstrengung sichtbar wird, über das Geschehen zu sprechen, selbst wenn es lange zurückliegt.

Das Muster ist immer dasselbe: Er bestellt die Frauen auf sein Hotelzimmer (was nicht so ungewöhnlich war, wie man denkt, weil er bei Festivals immer von dort aus arbeitete und da tagsüber auch Regisseure zu Geschäfts- und Drehbuchgesprächen empfing), fordert dann sexuelle »Gefälligkeiten« ein, bedrängt sie dabei mit seiner puren Körperfülle, bis sie nachgeben – und zahlt später hohe Abfindungen als Schweigegeld, wenn seine Anwälte das für ratsam halten.

Letztlich geht es um Macht. »Will you really make me an enemy for five minutes of your time?«, fragt er eine Frau, die zögert, seinen Avancen nachzugeben. Selbst vor der Freundin eines leitenden Angestellten seiner Firma macht er nicht halt. Irgendwann wird vielleicht einmal ein Buch erscheinen, das sich mit Weinsteins Umgang im Filmgeschäft beschäftigen wird. Hier ist zumindest davon die Rede, wie brutal Weinstein regelmäßig mit seinen Mitarbeitern umsprang und von seiner »Fixierung auf die Oscars«, für die er aufwendige Kampagnen forcierte.

Was sich auszahlte: Mehrere Jahre in Folge konnte er triumphierend einen Oscar für den besten Film in die Kameras halten.

Meinung

Gratulation!

Warum die Ehrung der ARD-Israelkorrespondentin Sophie von der Tann mit dem renommierten Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis nicht nur grundfalsch, sondern auch aberwitzig ist

von Lorenz Beckhardt  02.12.2025 Aktualisiert

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  02.12.2025

Streaming

Gepflegter Eskapismus

In der Serie »Call my Agent Berlin« nimmt sich die Filmbranche selbst auf die Schippe – mit prominenter Besetzung

von Katrin Richter  02.12.2025

Jean Radvanyi

»Anna Seghers war für mich ›Tschibi‹«

Ein Gespräch mit dem Historiker über die Liebesbriefe seiner Großeltern, Kosenamen und hochaktuelle Texte

von Katrin Richter  02.12.2025

TV-Kritik

Politisierende Ermittlungen

In »Schattenmord: Unter Feinden« muss eine arabisch-stämmige Polizistin den Mord an einem jüdischen Juristen aufklären

von Marco Krefting  02.12.2025

Kommentar

Schiedsgerichte sind nur ein erster Schritt

Am 1. Dezember startet die Schiedsgerichtsbarkeit NS-Raubkunst. Doch es braucht eine gesetzliche Regelung auch für Werke in Privatbesitz, meint unser Gastautor

von Rüdiger Mahlo  01.12.2025

Rache

»Trigger-Thema« für Juden

Ein Filmseminar der Jüdischen Akademie untersuchte das Thema Vergeltung als kulturelle Inszenierung

von Raquel Erdtmann  01.12.2025

Wuppertal

Schmidt-Rottluff-Gemälde bleibt in Von der Heydt-Museum

»Zwei Frauen (Frauen im Grünen)« von Karl Schmidt-Rottluff kann im Von der Heydt Museum in Wuppertal bleiben. Nach Rückgabe an die Erbin erwarb die Stadt das Bild von ihr. Vorausgegangen waren intensive Recherchen zur Herkunft

 01.12.2025

Dorset

»Shakespeare In Love« - Dramatiker Tom Stoppard gestorben

Der jüdische Oscar-Preisträger war ein Meister der intellektuellen Komödie. Er wurde 88 Jahre alt

von Patricia Bartos  01.12.2025