Bühne

Er ist wieder da – leider

Klamauk: Kristian Bader als Adolf Hitler Foto: G2 Baraniak

Hitler geht immer. So oder so ähnlich musste sich das Theater am Kurfürstendamm gedacht haben, als es im vergangenen Jahr das neue Programm für das seit einiger Zeit mit großen Problemen zu kämpfende Haus konzipierte. Ob auf Seite eins des Nachrichtenmagazins »Spiegel« (»Hitlers Ende«, »Hitlers Stellvertreter«, »Hitlers langer Schatten«) oder in Dauerschleife im Programm der TV-Sender Phoenix und ZDF History: Mit dem Führer erzielt man die meisten Erfolge.

Einen – mutmaßlich nur vorläufigen – Höhepunkt erreichte die Hitler-Manie 2014 mit Timur Vermes’ Blödel-Bestseller Er ist wieder da. Der Debütroman des Journalisten wurde bisher über zwei Millionen Mal in Deutschland verkauft, in rund 40 Sprachen übersetzt und lief im vergangenen Jahr mit viel Getöse in den Kinos an. Die Kritiken waren zu Recht vernichtend: »Der Humor bleibt pubertär, die politische Fantasie bräsig, der erhobene Zeigefinger ist allgegenwärtig«, urteilte etwa das Literaturmagazin »Druckfrisch« über den »einfallslos zusammengepfuschten Naziporno«.

Premiere Am Mittwoch vergangener Woche nun feierte die Bühnenadaption des Altonaer Theaters Hamburg in Berlin Premiere. Und wie in dem Buch taucht Hitler rund 70 Jahre nach seinem Selbstmord in Berlin auf. Anfangs noch verstört von der »bunten« Gegenwart, stiftet er bei seinen Mitmenschen Verwirrung. Doch nach und nach findet er sich immer besser zurecht. Deutschland müsse von Grund auf erneuert werden, ist er überzeugt – und schürt durch die Medien mit fatalen Folgen Hass auf alles Fremde.

Gespielt wird Hitler von Kristian Bader. Mit grotesk überzogenen Grimassen und Körperbewegungen gibt er den Diktator zwischen Toilettenbesuch und geifernder Propagandarede samt rollendem »R«. Was witzig erscheinen soll, hat man bereits gefühlte 3000-mal in anderen Inszenierungen gesehen, und schon damals war es nicht lustig. Dem steht die Regie von Axel Schneider in nichts nach: Die Szenen haben nicht nur den Unterhaltungswert einer Show von Mario Barth, sie sind, handwerklich miserabel, ohne roten Faden bloß aneinandergeklatscht.

Zudem, und das ist besonders ärgerlich und unwürdig: Das Theater hatte das einzig auf Klamauk und billige Lacher basierende Stück auch für den 9. November auf dem Spielplan. Zur gleichen Zeit wurden nur wenige Hundert Meter in der Fasanenstraße die Namen der 55.696 ermordeten Berliner Juden verlesen.

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