Hören!

Elternheim Haifa

Ich hab gehabt viel Glück», sagt der 85-jährige Chaim Sheffi und zeigt die Nummer, die ihm ein SS-Mann in Auschwitz auf den linken Unterarm tätowierte. Gretel Merom erzählt bei einem guten Cognac, dass sie Frankfurt am Main lange vor dem Holocaust verließ, weil sie Hitlers Mein Kampf tatsächlich ganz gelesen hatte. Ihre Eltern konnte sie nicht überzeugen. Das verfolgt die 100-Jährige bis heute. «Keiner hier ist unversehrt geblieben», fasst die 90-jährige Dina Doron zusammen. «Jeder in diesem Haus hat eine Geschichte von hier bis weiß nicht wo.»

weiterleben Das Haus ist ein Elternheim für mittellose Überlebende der Schoa auf dem Carmelberg in Haifa, das einzige seiner Art in Israel. 2010 wurde es eröffnet. In dem betreuten Wohnkomplex aus insgesamt acht Gebäuden haben 73 Überlebende der Schoa ein Zuhause gefunden. Viele der Menschen, die hier leben, sprechen noch die deutsche Sprache ihrer Kindheit. Mittendrin die 18-jährige Zoe aus Berlin.

Im Rahmen eines Freiwilligendienstes der «Aktion Sühnezeichen» gießt sie die Blumen der Bewohner, spielt mit ihnen Schach oder begleitet sie auf kleinen Spaziergängen. Vor allem aber hört die junge Deutsche die Geschichten, die nicht vergessen werden können. Der israelische Historiker Tom Segev nennt diese Generation «die siebte Million» der Opfer des Holocaust. «Kannst nichts machen», kommentiert die in den 20er-Jahren geborene Joren. «Man muss leben weiter.»

Jörn Klare hat Zoe und die Bewohner des Altenheims mit dem Mikrofon begleitet. Anlässlich des «Tags des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus» kommenden Montag strahlt der Deutschlandfunk am Freitag, den 24. Januar, um 20.10 Uhr sein Feature Ich bin gebaut aus Eisen aus. ja

«Ich bin gebaut aus Eisen». Begegnungen in einem israelischen Elternheim. DLF, Freitag, 24. Januar, 20.10 Uhr

Menschenrechte

Die andere Geschichte Russlands

»Wir möchten, dass Menschen Zugang zu unseren Dokumenten bekommen«, sagt Irina Scherbakowa über das Archiv der von Moskau verbotenen Organisation Memorial

 25.12.2025

Rezension

Großer Stilist und streitbarer Linker

Hermann L. Gremliza gehört zu den Publizisten, die Irrtümer einräumen konnten. Seine gesammelten Schriften sind höchst lesenswert

von Martin Krauß  25.12.2025

Glastonbury-Skandal

Keine Anklage gegen Bob-Vylan-Musiker

Es lägen »unzureichende« Beweise für eine »realistische Aussicht auf eine Verurteilung« vor, so die Polizei

 24.12.2025

Israel

Pe’er Tasi führt die Song-Jahrescharts an

Zum Jahresende wurde die Liste der meistgespielten Songs 2025 veröffentlicht. Eyal Golan ist wieder der meistgespielte Interpret

 23.12.2025

Israelischer Punk

»Edith Piaf hat allen den Stinkefinger gezeigt«

Yifat Balassiano und Talia Ishai von der israelischen Band »HaZeevot« über Musik und Feminismus

von Katrin Richter  23.12.2025

Los Angeles

Barry Manilow teilt Lungenkrebs-Diagnose

Nach wochenlanger Bronchitis finden Ärzte einen »krebsartigen Fleck« in seiner Lunge, erzählt der jüdische Sänger, Pianist, Komponist und Produzent

 23.12.2025

Hollywood

Ist Timothée Chalamet der neue Leonardo DiCaprio?

Er gilt aktuell als einer der gefragtesten Schauspieler. Seine Karriere weckt Erinnerungen an den Durchbruch des berühmten Hollywood-Stars - der ihm einen wegweisenden Rat mitgab

von Sabrina Szameitat  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025