Berlin & Brandenburg

»Eine Riesenchance«

Nicola Galliner bei der Eröffnung des 25. Jüdischen Filmfestival Berlin & Brandenburg Foto: dpa

Frau Galliner, das 26. Jüdische Filmfestival Berlin & Brandenburg findet unter Corona-Bedingungen statt: sowohl in ausgewählten Kinos als auch online. Wie wirkt sich diese »Hybrid«-Version aus?
Jedes Jahr nach Festivalende bekomme ich Anfragen von Leuten, wie sie unsere Filme sehen können. Das war bisher nicht möglich, denn die meisten Filme haben weder einen Verleih noch werden sie im Fernsehen gezeigt. Dieses Jahr sind fast alle Filme online zu sehen. Das ist großartig.

Das Online-Angebot ist sogar von Vorteil wegen einer höheren Reichweite?
Für uns ist das Online-Format eine Riesenchance. Alle Zuschauer in Deutschland können unsere Filme online sehen. Dabei unterstützt uns auch der Zentralrat sehr, der alle Gemeinden über das Festival informiert.

Gab es auch Bedenken von Filmemachern?
Natürlich wollen gerade die internationalen Produktionen sichergehen, dass die Online-Filme nicht kopiert werden können. Das können wir garantieren, denn wir arbeiten mit einer sehr renommierten Firma zusammen.

War die Filmauswahl bereits getroffen, als Corona begann? Das JFBB präsentiert mit 44 nationalen und internationalen Produktionen wieder ein vielseitiges Programm.
Die Filmauswahl beginnt, wenn das letzte Festival zu Ende geht. Das Gerüst stand lange vor Corona. Ziemlich bald gab es Überlegungen zu einem Online-Festival; im Mai teilten uns unsere Förderer mit, dass die Eröffnungsgala ausfallen wird. Je näher der September kam, umso klarer wurde, dass aber auch in Kinos Filme wieder gezeigt werden können. Wir entschieden uns bewusst für kleine, unabhängige Kinos, um sie zu unterstützen, so das City Kino Wedding. Dort zeigen wir in Anwesenheit des israelischen Botschafters Jeremy Issacharoff als Eröffnungsfilm den israelischen Spielfilm »Incitement« über den Mörder von Yitzhak Rabin.

Ein sehr politischer Film.
Ja, denn wir sind auch ein politisches Festival. »Incitement« von Yaron Zilberman ist kein klassischer Eröffnungsfilm. Ich habe ihn ausgesucht, weil er große Aktualität für uns hat. Nach Halle ist dieser Film auch für Deutschland relevant. Denn er zeigt eines sehr deutlich: Es gibt keine Einzeltäter.

Was sind weitere Tipps?
Wir haben wunderbare israelische Dokumentarfilme, etwa »There Are No Lions in Tel Aviv« über die Geschichte des Zoos von Tel Aviv oder den ungarischen Spielfilm »Those Who Remained«, der 2019 bei den Oscars eingereicht wurde.

Gibt es auch Filmgespräche?
Ja, sogar zu jedem Film – weil man online jeden erreichen kann. So etwa mit einer australischen Regisseurin. Ohne die Online-Option hätte es diese Möglichkeit nicht gegeben. So viel steht jetzt schon fest: Einen Teil des Online-Angebots werden wir wohl auch in Zukunft beibehalten.

Mit der Leiterin des Jüdischen Filmfestivals sprach Katharina Schmidt-Hirschfelder.

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann wird heute mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Bislang schwieg sie zur scharfen Kritik an ihrer Arbeit. Doch jetzt antwortete die ARD-Journalistin ihren Kritikern

 04.12.2025

Antisemitismus

Schlechtes Zeugnis für deutsche Schulen

Rapper Ben Salomo schreibt über seine Erfahrungen mit judenfeindlichen Einstellungen im Bildungsbereich

von Eva M. Grünewald  04.12.2025

Literatur

Königin Esther beim Mossad

John Irvings neuer Roman dreht sich um eine Jüdin mit komplexer Geschichte

von Alexander Kluy  04.12.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Katrin Richter, Imanuel Marcus  04.12.2025

Show-Legende

Mr. Bojangles: Sammy Davis Jr. wäre 100 Jahre alt geworden

Er sang, tanzte, gab den Spaßmacher. Sammy Davis Jr. strebte nach Erfolg und bot dem Rassismus in den USA die Stirn. Der Mann aus Harlem gilt als eines der größten Showtalente

von Alexander Lang  04.12.2025

Preisvergabe

Charlotte Knobloch kritisiert Berichterstattung von Sophie von der Tann

Dass problematische Berichterstattung auch noch mit einem Preis ausgezeichnet werde, verschlage ihr die Sprache, sagt die Präsidentin der IKG München

 04.12.2025

Philosophie

Drang zur Tiefe

Auch 50 Jahre nach ihrem Tod entzieht sich das Denken Hannah Arendts einer klaren Einordnung

von Marcel Matthies  04.12.2025

Kulturbetrieb

»Wie lange will das politische Deutschland noch zusehen?«

Der Bundestagskulturausschuss hörte Experten zum Thema Antisemitismus an. Uneins war man sich vor allem bei der Frage, wie weit die Kunstfreiheit geht

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025