Hollywood

Die »göttliche Miss M.«

Bette Midler Foto: picture alliance/United Archives

Den Spitznamen »göttliche Miss M.« bekam Bette Midler vor über 50 Jahren nach Auftritten als Nachtclubsängerin im
New Yorker Schwulen-Club »Continental Baths«, mit Barry Manilow am
Piano. Ihr erstes Album nannte sie prompt »The Divine Miss M« (1972).

Die tanzende, singende und schauspielernde Comedy-Ikone, die in Hawaii in einer armen jüdischen Familie aufwuchs, ist seit Jahrzehnten für ihre unverblümte, beherzte Art bekannt. Dem Jewish Chronicle sagte sie einmal in einem Interview: »Ich bin der Beweis, dass man zwischen Kakerlaken aufwachsen kann und trotzdem später zum Dinner mit dem Präsidenten im Weißen Haus sitzt.«

Als Late-Night-Moderator Stephen Colbert im Oktober Midler nach ihrem Halloween-Kostüm fragte, erklärte sie in der Talkshow resolut, sie werde keinen BH, kein Korsett und kein figurbetontes Spandex tragen - »denn ich bin fast 80 und ich habe es satt«, witzelte der Star. Am 1. Dezember feiert die Schauspielerin und Sängerin den runden Geburtstag. 

Jährliche »Hulaween«-Gala

Auf ihrer jährlichen »Hulaween«-Gala im Oktober trug Midler ein schwarzes Kleid mit tiefem Ausschnitt, dazu eine Schallplatte als Kopfschmuck in ihrer roten Lockenmähne, ihrem zweiten Album »Bette Midler« aus dem Jahr 1973 nachempfunden. 

Midlers »Hulaween« in New York ist eine Charity-Veranstaltung, deren Einnahmen dem »New York Restoration Project« (NYRP) zufließen. Vor 30 Jahren startete Midler ihr Herzensprojekt zur Verschönerung verdreckter Gärten und Parkanlagen in New York. Mit freiwilligen Helfern und Spenden säubern sie Grünflächen, pflanzen Bäume und legen Gemeindegärten an. Sie hätten schon über 78.000 Bäume an Anwohner in fünf Stadtteilen verschenkt, teilte die gemeinnützige Organisation im Oktober mit. 

Bette Midler ist im Alter als Aktivistin nicht zu bremsen. Auf Instagram hat sie 1,6 Millionen Follower. Online und in Talkshows lässt die »Die göttliche Miss M« als erklärte Donald-Trump-Kritikerin regelmäßig Dampf ab. »Wir sehen uns beim Protestmarsch!«, schrieb sie Mitte Oktober, als Millionen Menschen bei Massenprotesten unter dem Motto »No Kings« gegen die Politik und Machtanhäufung Trumps auf die Straße gingen. 

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Immer noch wirbelt sie auf der Bühne und vor der Kamera herum. Midler katapultierte Anfang der 70er-Jahre mit der Rockoper »Tommy« und dem Album »The Divine Miss M.« auf die Weltbühne, seither hat sie über ein Dutzend Alben aufgenommen.

Broadway-Auftritte und Comedy-Erfolge

Nach Broadway-Auftritten und Comedy-Erfolgen gab sie mit einer Charakterrolle ihr Leinwand-Debüt. »The Rose« (1979), in dem sie Aufstieg und Ende der Rock- und Blues-Sängerin Janis Joplin verkörperte, brachte ihr auf Anhieb eine Oscar-Nominierung ein. Die zweite Nominierung als Hauptdarstellerin holte sie 1992 mit dem Drama »For the Boys – Tage des Ruhms, Tage der Liebe«. 

Als freche Blondine in Hits wie »Zoff in Beverly Hills«, »Ruthless People« und »Zwei Mal Zwei« zählte sie in den 80er Jahren zu Hollywoods Top-Verdienerinnen. In der Fantasy-Komödie »Hocus Pocus« gehörte sie 1993 zum schwesterlichen Hexen-Trio. An der Seite von Danny DeVito glänzte sie in »Schnappt Shorty« (1995), mit Diane Keaton und Goldie Hawn wurde sie im »Club der Teufelinnen« (1996) zur rachsüchtigen Ehefrau. In der Horror-Komödie »Die Frauen von Stepford« (2004) war sie die Quertreiberin unter braven Gattinnen.

Im wirklichen Leben ist Midler seit über 40 Jahren mit dem Performance-Künstler Martin von Haselberg (76) verheiratet, der teilweise in Deutschland aufwuchs. Ihre gemeinsame Tochter Sophie (39) gab in Woody Allens »Irrational Man« (2015) ihr Schauspieldebüt.

Zu Midlers Sammlung von Grammys, Emmys und Golden Globes kam 2017 noch der Tony-Theaterpreis hinzu. Am New Yorker Broadway gewann sie die Auszeichnung als beste Schauspielerin in einem Musical für die Titelrolle in »Hello, Dolly!«.

Mit 80 Jahren ist beruflich noch lange nicht Schluss. Im November postete Midler auf Instagram, dass sie derzeit mit Jonah Hill und Kristen Wiig den Film »Cut Off« drehe. Hill führt bei der Komödie auch Regie. Er und Wiig spielen Geschwister, denen die reichen Eltern plötzlich den Geldhahn abdrehen, Midler mimt die Mutter. Der Streifen soll im nächsten Sommer in die Kinos kommen. 

Nach »Hocus Pocus 2« (2022) ist auch noch ein dritter Teil der Hexenkomödie in alter Besetzung mit Midler, Kathy Najimy und Sarah Jessica Parker geplant.  Die Fans können also auf weiteren Kinoauftritte der »göttlichen Miss M« hoffen.

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