Nachruf

Der Zauberdoktor des Theaters

Peter Brook (1925–2022) Foto: picture alliance / empics

Der britische Theaterregisseur Peter Brook, der mit Inszenierungen wie »Sommernachtstraum« und »Die Tragödie der Carmen« international berühmt wurde, ist tot. Er sei im Alter von 97 Jahren am Samstag in Paris gestorben, schrieb die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Brooks persönliches Umfeld am Sonntag.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Der Regisseur gilt als einer der wichtigsten Vertreter des zeitgenössischen europäischen Theaters. Von Kritikern wurde er immer wieder in höchsten Tönen gelobt und als »Zauberdoktor des Theaters« bezeichnet.

Brook erfand eine eigene Theatersprache und hatte großen Einfluss auf das moderne Theater. Er inszenierte viele Klassiker - darunter immer wieder William Shakespeare - auf eigentümliche Weise. So verzichtete er auf Bühnendekoration und optische Effekte und stellte den körperlichen Ausdruck in den Vordergrund. Seine Stücke wurden deswegen etwa auch als asketisch bezeichnet.

Brook war immer auf der Suche nach einer ursprünglichen Theaterkunst. »Ein Mann geht durch den Raum, während ihm ein anderer zusieht; das ist alles, was zur Theaterhandlung notwendig ist«, schrieb der Kultregisseur in seiner 1968 erschienenen, viel beachteten Schrift »Der leere Raum«. Die Schauspieler sollten ganz im Mittelpunkt der Inszenierung stehen.

Während Brook sich anfänglich hauptsächlich mit Stücken von Shakespeare auseinandersetzte, folgten später Stücke von Friedrich Dürrenmatt, Jean-Paul Sartre oder Peter Weiss.

Brook wurde am 21. März 1925 in London als Sohn jüdischer Einwanderer geboren. Noch als Student brachte er 1943 mit einer eigenen Theatertruppe eine Inszenierung heraus, später arbeitete er als Regisseur für verschiedene Häuser.

1962 wurde er mit Peter Hall einer der Direktoren der berühmten Royal Shakespeare Company in Stratford-upon-Avon. Immer wieder brachte er Stücke mit zeitgenössischen, gesellschaftskritischen Aspekten auf die Bühne.

Seit Anfang der 1970er Jahre lebte er in Paris. Dort gründete er das Institut für Theaterforschung und siedelte seine Theatergruppe an der Bühne Bouffes du Nord an. Das Theater erlangte Kultstatus.

Die meisten seiner gemeinsam mit einer vielsprachigen und kosmopolitischen Truppe entwickelten Inszenierungen wurden zunächst in dieser »magischen Höhle« vorgestellt, bevor sie auf Welttournee gingen.

Mit seinen Schauspielerinnen und Schauspielern arbeitete er an sprachunabhängigen Kommunikationsformen im Theater. Er entwickelte eine Lautsprache, die kulturübergreifend verständlich sein sollte. »Ich setzte meine Fähigkeit ein, Schauspielern zu helfen, verborgene Qualitäten ans Tageslicht zu bringen«, sagte er einst in einem Interview mit »France Inter«.

Zu seinen weltweit bekanntesten Inszenierungen gehören unter anderem auch »Der Sturm«, »Das Mahabharata« und »Tierno Bokar«. Das »Mahabharata« - ein Hindu-Epos und wichtiges religiöses und philosophisches Werk - brachte Brook in einer Mammut-Inszenierung von neun Stunden auf die Bühne.

Brook wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Er war Commander of the Order of the British Empire und Ritter der französischen Ehrenlegion.

2010 gab er die Leitung der Bühne Bouffes du Nord ab. Seitdem lebte Brook zurückgezogen. Er wird in Erinnerung bleiben als einer, der im modernen Theater über Jahrzehnte neue Maßstäbe gesetzt hat.

Meinung

Die Universität Leipzig kuscht vor BDS-Anhängern

Die Absage eines Vortrags des Historikers Benny Morris legitimiert die Erpresserlogik israelfeindlicher Gruppen

von Chris Schinke  02.12.2024

Rezension

Unschöne neue Welt

Autokraten handeln vernetzt. Das macht sie umso gefährlicher, befindet Anne Applebaum in ihrem neuen Buch

von Ralf Balke  02.12.2024

Restitution

Massive Kritik an Gesetzentwurf zur Rückgabe von NS-Raubgut

Bei Sachverständigen ist der Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Rückgabe von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut durchgefallen. Er sei ungeeignet. Deutschland falle damit bei der Restitution zurück

von Stefan Meetschen  02.12.2024

Berlin

Anne Frank Zentrum feiert 30. Jubiläum

Anlässlich seines 30-jährigen Bestehens lädt das Anne Frank Zentrum in Berlin am Wochenende in die Ausstellung »Alles über Anne« ein. Der Eintritt ist frei

von Stefan Meetschen  02.12.2024

Abgesagter Vortrag

Benny Morris nennt Rassismus-Vorwurf »absurd«

Die Universität Leipzig hatte einen Vortrag des israelischen Historikers mit Verweis auf »Sicherheitsbedenken« sowie Aussagen, die als »rassistisch gelesen werden können«, abgesagt

 02.12.2024

Berlin

Sunnyi Melles: »Als kompliziert zu gelten, halte ich aus«

Selbst Brad Pitt ist ein Fan der jüdischen Schauspielerin

 02.12.2024

Kulturkolumne »Shkoyach!«

Hauptsache, richtig verbunden

Wie ich die Telekom besiegte – in der härtesten Nachrichtenwoche meines Lebens

von Ayala Goldmann  02.12.2024

Dokumentation

Antisemitismus und »Palästinensismus« unter syrischen Geflüchteten

In Frankfurt am Main organisiert das Tikvah Institut eine Konferenz zur aktuellen Antisemitismusforschung. Günther Jikeli hat am Sonntag eine Studie zu Syrern in Deutschland vorgestellt

von Günther Jikeli  01.12.2024

Glosse

Der Rest der Welt

Wie mir ein Münchener Lachs-Tatar gegen Flugangst half

von Katrin Richter  01.12.2024