Finale

Der Rest der Welt

Alles sicher, ganz sicher! Foto: Getty Images/istock

Heute offenbare ich Ihnen meine beiden größten Schwächen. Zuerst einmal wollen wir über meine Blasenschwäche reden. Ich renne seit 30 Jahren stets auf die Toilette. Deswegen gibt’s mich nicht auf dem Abifoto. Nur als Hinweis: »War auf Toilette«. Ich müsste das Problem einmal kontrollieren lassen. Müsste, müsste, Nordseeküste.

PARKANLAGE Andererseits können Sie mich dafür irgendwo in Zürich aussetzen, und ich kann Ihnen mindestens drei Toiletten im Umkreis von 100 Metern aufzählen. Viele sind nur mir bekannt, zum Beispiel Parkanlagen oder Brücken.

Meine Lieblingstoilette befindet sich in der Israelitischen Religionsgesellschaft Zürich (IRGZ). Die Synagoge der ultraorthodoxen Gemeinde befindet sich mitten in Zürich und hat mir schon häufig geholfen.

Ich liebe es, mich unbeliebt zu machen.

Im Unterschied zu Deutschland stehen vor den Schweizer Synagogen nur selten Wachmänner. Wer den Eintrittscode kennt, hat freien Zugang.
So auch letzte Woche. Ich rannte um mein Leben, stieß die Tür zum Gotteshaus auf und erleichterte mich. Dann wusch ich meine Hände und summte so vor mich hin.

MASSNAHMEN Plötzlich pflanzte sich ein alter Rabbiner vor mich hin und guckte mich finster an. Ich lächelte ihn an und sagte: »Schalom!« Doch das Männchen wich nicht von der Stelle. Ich guckte es verwundert an. Es war schwarz gekleidet, mit Hut und Zizit. Ich trug Dreiviertelhose und ein altes T-Shirt.

»Was machen Sie hier?« Eigentlich nur pinkeln, aber das wollte ich dem Rabbiner nicht sagen. »Sind Sie ein Spion, der unsere Gemeinde an die Polizei verrät?« Er hatte Angst wegen der Corona-Maßnahmen, die in seiner Gemeinde vielleicht nicht lückenlos eingehalten wurden.

Normale Menschen hätten dem Rabbi jetzt eine Ohrfeige gegeben oder wären um ihr Leben gerannt. Aber nun kam meine zweite Schwäche zum Vorschein. Ich liebe es, mich unbeliebt zu machen. Was machte ich also?
Ich nuschelte in meinen T-Shirt-Kragen: »Sektor 2c – clean; Sektor 2d – error«. Der Rabbi guckte mich entsetzt an. »Mit wem haben Sie da geredet?« Ich sagte langsam und deutlich: »Zentrale, Zentrale!«

SCHERZE Der Rabbi schrie: »Mojsser, Mojsser!« Das heißt: »Jüdischer Spion, jüdischer Spion!« Von rechts kam ein chassidischer Bocher mit Kaffee im Pappbecher. Es schien die passende Zeit, das Gotteshaus fluchtartig zu verlassen. Ich glaube, mit Corona verhält es sich wie mit der Religion. Man macht am besten keine Scherze darüber.

Ausstellung

Die Schocken-Show

Das Jüdische Museum Berlin ehrt den Unternehmer und Verleger Salman Schocken dank eines Stars der US-Literatur

von Sophie Albers Ben Chamo  19.06.2025

Kulturkolumne

Zwischen Kotel und Kotti

Wie KI unseren Autor berühmt machte

von Eugen El  19.06.2025

FU Berlin

Sparmaßnahmen an Berliner Hochschulen treffen wohl auch Judaistik

An der Freien Universität ist unklar, ob eine Professur neu besetzt wird.

 19.06.2025

Fürth

Jüdisches Museum sucht geraubte kleine Dame

Man werde für eine Suchaktion an alle bekannten Kunstgalerien Flyer schicken und eine Anzeige in einer überregionalen Tageszeitung aufgeben

 18.06.2025

Sachbuch

Zweistaatenlösung, erster Versuch

Oren Kessler zeigt, wie sich bereits 1936 ein Grundmuster des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern herausbildete

von Ralf Balke  18.06.2025

Zahl der Woche

8. Platz

Fun Facts und Wissenswertes

 18.06.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 19. Juni bis zum 26. Juni

 18.06.2025

Berlin

Erste Ausstellung über den Architekten Ossip Klarwein

Präsentiert werden mehr als 100 Entwürfe und Modelle, darunter ikonische Bauten des 1933 nach Palästina geflohenen jüdischen Architekten

 17.06.2025

Nachruf

Chronist einer ganzen Epoche

Michel Bergmann war ein Schriftsteller, der viele Genres beherrschte

von Ellen Presser  17.06.2025