Finale

Der Rest der Welt

Freunde versuchen, mich zu trösten. Es sei vielleicht nur eine Phase ... Foto: Getty Images/iStockphoto

Finale

Der Rest der Welt

An alle Väter: Sind Sie Ihren Töchtern auch peinlich?

von Beni Frenkel  20.02.2020 13:29 Uhr

In ein paar Tagen feiert meine Große ihre Batmizwa. Sie wird also zwölf Jahre alt und gilt dann als mündige Person im Judentum. Manchmal gucke ich sie an, voller Stolz und Liebe. Was ist sie nur gewachsen in diesen zwölf Jahren!

Apfelbäumchen Dann summe ich Reinhard Meys »Apfelbäumchen«, und mein Herz ist übervoll. In diesem Moment treffen sich unsere Blicke, und meine Tochter sagt zu mir: »Papa, du nervst voll!«

Ich bin ihr nämlich vor allem eines: peinlich. Wie ich esse, wie ich mich anziehe, wie ich atme. Alles ist so peinlich.

Wenn ihre Freundin zu Besuch kommt, muss ich mich in meinem Zimmer verschanzen. Denn wenn mich ihre elf- oder zwölfjährige Freundin sehen würde, wäre die Freundschaft wahrscheinlich für immer zerstört. Weil ich eben so peinlich bin.

Ich habe meiner Tochter versprochen, auf der Batmizwa-Feier nicht zu reden oder zu tanzen. Wahrscheinlich übernehme ich die Garderobe oder räume die Teller ab. Aber dann ist die Gefahr immer noch vorhanden, dass ich sie vor allen anderen lächerlich machen würde.

Beschützer Warum ich so peinlich bin, habe ich noch nicht herausgefunden. In den ersten zehn Jahren war ich für meine Tochter der Beschützer, der Komiker, der Zuhörer und Spielkamerad. Irgendwann hörte sie auf, Händchen zu halten oder mir zuzuwinken, wenn ich am Pausenplatz vorbeilief.

Ich weiß nicht, wie das bei anderen Vätern geht. Findet die Tochter des Gemeinderabbiners ihren Vater auch ätzend? Hält sich die Tochter des Kantors die Ohren zu, wenn er zu Hause übt?
Meine Frau wirft mir häufig vor, dass ich mich zu wenig für sie interessiere. Ich frage sie deswegen: »Mäuschen, hast du eine neue Frisur?« Ich höre nur Zischen. Von der Tochter und von der Frau. Ich muss eine ganz schlimme Frage gestellt haben.

Ich versuche es auch mit Lob: »Das Kleid steht dir aber sehr gut!« – »Nein, tut es nicht, und du weißt das genau. Warum machst du dich lustig über mich?« Ich entschuldige mich natürlich gleich für meine ungehobelten Worte und scheitere kläglich.

Pubertät Freunde versuchen, mich zu trösten. Nur eine Phase der Pubertät sei das. In zehn Jahren sei alles vorüber. Zehn Jahre? So lange schaffe ich es nicht, die Luft anzuhalten und nicht peinlich zu wirken.

Gestern kam sie dann plötzlich aus dem Zimmer und schmiegte sich kurz an mich heran. »Papa, ich hätte doch gerne, wenn du bei meiner Batmizwa reden würdest. Aber versprich mir bitte nur eines …« »Nicht peinlich zu sein?« – »Genau. Denkst du, das schaffst du?« Ich werd’ mal schauen!

Holzstörche zur Geburt in Niederösterreich. Noch immer werden neben den klassischen Namen viele biblische Namen den Kindern gegeben.

Statistik

Diese hebräischen Vornamen in Österreich sind am beliebtesten

Österreichische Eltern wählen gern Klassiker. Unter den Top Ten sind auch viele Namen biblischen Ursprungs

von Nicole Dreyfus  17.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  16.11.2025

TV-Tipp

»Unser jüdischer James Bond«

Die Arte-Doku »Der Jahrhundert-Spion« erzählt die schillernde Lebensgeschichte des Ex-CIA-Agenten Peter Sichel, der seinerzeit den Ausbruch des Kalten Kriegs beschleunigte

von Manfred Riepe  16.11.2025

Aufgegabelt

Noahs Eintopf

Rezepte und Leckeres

 16.11.2025

Kunst

Illustrationen und Israel-Hass

Wie sich Rama Duwaji, die zukünftige »First Lady von New York«, auf Social Media positioniert

von Jana Talke  13.11.2025

Kino

Zwischen »Oceans Eleven« und Houdini-Inszenierung

»Die Unfassbaren 3« von Ruben Fleischer ist eine rasante wie präzise choreografierte filmische Zaubershow

von Chris Schinke  13.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

 13.11.2025

Film

Dekadenz, Krieg und Wahnsinn

»Yes« von Nadav Lapid ist provokativ und einseitig, enthält aber auch eine tiefere Wahrheit über Israel nach dem 7. Oktober

von Sascha Westphal  13.11.2025