Glosse

Der Rest der Welt

Ausgetrickst, Mensch! Foto: Getty Images / istock

Glosse

Der Rest der Welt

Ich allein zu Haus oder Meine Sabra Silvia

von Beni Frenkel  31.01.2019 10:13 Uhr

Frau und Kinder waren eine Woche in Israel. Die Hochzeit der besten Freundin meiner Frau stand an. Zurück blieben: ich, die Katze, das Kaninchen. Das Kaninchen heißt Silvia. Es gehört meiner Tochter.

Kurz vor ihrer Abreise ins Heilige Land war Tobias, der Lebenspartner von Silvia, schwer erkrankt. Wir waren dreimal bei der Tierärztin. Die lebenserhaltenden Maßnahmen kosteten so viel wie zehn neue Kaninchen. Beim vierten Mal bettelte ich: »Frau Doktor, bitte einschläfern!«

Ich musste meiner Tochter bei allen Göttern schwören, gut auf Silvia aufzupassen.

Das war ein schlimmer Schlag für unsere Tochter. Ich musste ihr bei allen Göttern schwören, gut auf Silvia aufzupassen. Ich guckte Silvia an. Sie flüchtete in ihr Häuschen.

Ich sage es mal vorsichtig: Es gibt sympathischere Tiere als Silvia. Ich legte ihr am Donnerstagmorgen einen Kopfsalat hin. Als Dank wollte mir das Nagetier in den Finger beißen.

Balkon Als die Familie am Freitag in Tel Aviv landete, erhielt ich eine Nachricht: »Wir sind gut gelandet. Wie geht es Silvia?« Gute Frage. Ich guckte in den Stall. Keine Silvia. Ich guckte vom Balkon runter. Auch nichts. Ich schrieb zurück: »Silvia geht es hervorragend.« Dann ging ich zur Arbeit.

Kurz vor Schabbat kam ich nach Hause. Ich machte Kiddusch und aß Bamba mit Mayonnaise. Dazu trank ich eine Flasche Wein. Irgendwann hörte ich vom Balkon her einen dumpfen Knall. Silvia lebte also immer noch. Sie stieß immer wieder mit ihrem Kopf gegen das Gitter. Ich hob das Tier aus dem Käfig. Silvia strampelte mit ihren Hinterbeinen gegen mein Gesicht.

Schreck Ich schrie auf. Es tat höllisch weh. Vor Schreck ließ ich sie fallen. Silvia überlebte den Sturz und flüchtete sich hinter das Bett. Meine Frau kommt dort nur mit dem Staubsaugeraufsatz durch. »Dann bleib doch dort!«, herrschte ich das Lieblingswesen meiner Tochter an.

Ich machte Kiddusch und aß Bamba mit Mayonnaise.

Silvia nahm die Einladung an. Sie verrichtet dort auch ihr Geschäft. Es roch bestialisch. Und erst das schöne Parkett!

Möhren Langsam begann ich, mir Sorgen zu machen. Am Sonntag versuchte ich, das Tier mit Möhren aus seiner Deckung zu locken. Die Tochter schickte mir eine Nachricht: »Ich vermisse Silvia so sehr! Schick mir bitte ein Foto von ihr!« Ich schrieb meiner Frau: »Wo ist der Ansatz vom Staubsauger?«

Da kam mir die Katze in den Sinn. Ich warf Leckerlis in die Ritze, wo ich Silvia vermutete. »Fass!«, spornte ich die Katze an und zeigte mit dem Finger in die Richtung. Aber die Katze legte sich auf den Rücken und wollte gekrault werden.

Mühsam schob ich das Bett zur Seite. Silvia gurrte mich feindlich an. Ich packte das wilde Tier und sperrte es wieder in seinen Käfig. Ich war geschafft, aber andererseits tief beeindruckt. So viel Wille und Kraft – das kenne ich sonst nur von den Israelis.

Computerspiel

Lenny Kravitz wird James-Bond-Bösewicht

Als fieser Schurke will der Musiker im kommenden Jahr dem Agenten 007 das Leben schwer machen – allerdings nicht auf der Kinoleinwand

 12.12.2025

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

Aufgegabelt

Latkes aus Dillgürkchen

Rezepte und Leckeres

 12.12.2025

Kulturkolumne

Lieber Chanukka als Weihnachtsstress?

Warum Juden es auch nicht besser haben – was sich spätestens an Pessach zeigen wird

von Maria Ossowski  12.12.2025

Kommerz

Geld oder Schokolade?

Der Brauch, an den Feiertagen um Münzen zu spielen, hat wenig mit den Makkabäern oder dem traditionellen Chanukkagelt zu tun. Der Ursprung liegt woanders

von Ayala Goldmann  12.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Singend durch Paris oder Warum unser Chanukka-Song der beste ist

von Nicole Dreyfus  12.12.2025

Literatur

Deutsch-Hebräischer Übersetzerpreis für Helene Seidler

Die Schriftstellerin wurde für die Übersetzung des Romans »Unter Freunden stirbt man nicht« von Noa Yedlin ausgezeichnet

 12.12.2025

Zürich

Protest gegen ESC-Teilnahme Israels: Nemo gibt Pokal zurück

Mit der Zulassung Israels verrate der Gesangswettbewerb seine Werte von »Einheit, Inklusion und Würde für aller Menschen«, so Nemo

 12.12.2025

Meinung

Nemo unverbesserlich

Nemo gibt mit Rückgabe der ESC-Siegertrophäe auch Haltung ab. Statt Rückgrat zu zeigen, schwimmt das Schweizer Gesangswunder von 2024 im postkolonialen Strom mit

von Nicole Dreyfus  12.12.2025