Jubiläum

»Das wird spitze«

Gert Rosenthal Foto: pr

Jubiläum

»Das wird spitze«

Gert Rosenthal über seinen Vater, den Showmaster Hans Rosenthal, und 50 Jahre »Dalli Dalli«

von Katrin Richter  14.05.2021 20:09 Uhr

Herr Rosenthal, zum 50. Jubiläum von »Dalli Dalli« wird es am 15. Mai eine große Jubiläumsshow im ZDF geben, moderiert von Johannes B. Kerner. Wird das spitze?
Ja, bestimmt. Ich freue mich sehr darüber, dass es Johannes B. Kerner macht, weil wir uns schon längere Zeit kennen. Er und Britta Becker, eine ehemalige Hockey-Nationalspielerin, haben Makkabi sehr stark darin unterstützt, Hockeyspielerinnen für die Maccabiah in Israel zu finden. Ich habe Herrn Kerner neulich in der Talkshow »3 nach 9« über meinen Vater sprechen hören, und das wird sicherlich toll mit ihm, das wird spitze. Ich bin als Gast bei der Sendung eingeladen.

Was erwarten Sie sich von der Sendung?
Ich denke, dass es gut ist, aus diesem Anlass an meinen Vater und seine Show zu erinnern, die vielen Menschen so viel Spaß gemacht hat. Sie war ein Vorreiter, um prominente Persönlichkeiten an Spielen teilhaben zu lassen. Etliche hatten früher Angst, so etwas zu machen, aus Angst, sich zu blamieren. Aber das Publikum wollte Menschen, die es aus Film oder Politik kannte, in Situationen sehen, in denen einfach gespielt wurde oder in denen sie aus sich herausgehen konnten. Heute gibt es mindestens vier oder fünf solcher TV-Formate – das alles kam aber nach »Dalli Dalli«.

Welcher Teil der Sendung darf auf keinen Fall beim Jubiläum fehlen?
Typisch waren die Ping-Pong-Fragen, bei denen die Kandidaten innerhalb von 15 Sekunden im Wechsel antworten mussten. Das war das Markenzeichen der Sendung. Sicherlich wird der Spruch meines Vaters »Sie sind der Meinung, das war spitze« dabei sein.

Zum Ende der Quiz-Show wurde immer für einen guten Zweck gespendet. Ist so etwas jetzt auch vorgesehen?
Bei »Dalli Dalli« war jeder Punkt, der erreicht wurde, eine D-Mark wert. Als mein Vater schon im Krankenhaus lag, wurde beschlossen, dass die Spendenaktion weitergeführt werden soll. Mithilfe des damaligen ZDF-Intendanten Dieter Stolte, der Jüdischen Gemeinde und dem RIAS Berlin haben wir mit der Hans-Rosenthal-Stiftung das fortgesetzt, was bei »Dalli Dalli« gemacht wurde. Ich freue mich, dass auch jetzt bei der Jubiläumssendung wieder Geld gesammelt wird, um unschuldig in Not geratenen Menschen zu helfen.

War es für Ihren Vater befremdlich, dass er als von den Nazis verfolgter Jude später in Deutschland einer der beliebtesten Showmaster wurde?
Er sagte immer, dass er in Deutschland bleiben konnte, weil zwei Frauen ihn versteckt und ihre Lebensmittelkarten mit ihm geteilt hatten. Er hat sehr viel erreicht. Eine Wissenschaftlerin forscht gerade im Rahmen einer Doktorarbeit darüber und geht der Frage nach, wie es dazu kam, dass der Antisemitismus in Deutschland nach dem Krieg stark abnahm und welche Rolle mein Vater dabei spielte. Mein Vater hat das Jüdischsein nie verleugnet. Er war in der Gemeinde und im Zentralrat aktiv, hat dies aber nie nach außen getragen, weil er nicht als »Quotenjude« gelten wollte. Erst nachdem viele Zeitungen berichteten, Hans Rosenthal sei jemand, den man gerne zum Nachbarn hätte, machte er sein früheres Leben öffentlich. Er hat natürlich manchmal gesagt, dass er nicht wisse, wer von den Menschen, die ihm jetzt alle zujubeln, ihn damals angezeigt hätte. Dieser Gedanke war schon in seinem Hinterkopf. Er genoss es, von seinem Publikum geliebt zu werden. Dass ihm, der sich während der Nazizeit nicht trauen konnte, bei Tageslicht nach draußen zu gehen, später auf der Straße zugejubelt wurde, ist schon gewaltig.

Würden Sie sich wieder eine regelmäßige »Dalli Dalli«-Sendung wünschen?
Es gab zwei neue Auflagen, eine mit Andreas Türck im Nachmittagsprogramm und eine andere mit Kai Pflaume, die sehr aufwendig produziert wurde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ZDF daran wieder anknüpfen würde. Dass es jetzt eine Jubiläumsshow gibt, ist prima. Aber für eine dritte Auflage wäre es – wenn überhaupt – wohl zu früh.

Mit dem Berliner Rechtsanwalt und Notar sprach Katrin Richter.

Medien

Leon de Winter wird Kolumnist bei der »Welt«

Bekannt wurde er vor mehr als 30 Jahren mit Romanen wie »Hoffmanns Hunger«. Jetzt will der niederländische Autor Leon de Winter in Deutschland vermehrt als Kolumnist von sich hören lassen

von Christoph Driessen  29.04.2025

Fernsehen

»Persischstunden«: Wie eine erfundene Sprache einen Juden rettet

Das Drama auf Arte erzählt von einem jüdischen Belgier, der im KZ als angeblicher Perser einen SS-Mann in Farsi unterrichten soll. Dabei kann er die Sprache gar nicht

von Michael Ranze  29.04.2025

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  29.04.2025

Berlin

Antisemitismusbeauftragter für alle Hochschulen soll kommen

Details würden derzeit noch im Senat besprochen, sagte Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra

 29.04.2025

Jerusalem

Seltenes antikes Steinkapitell wird in Israel ausgestellt

Ein Fund aus dem Jahr 2020 gibt israelischen Archäologen Rätsel auf. Die Besonderheit des Steinkapitells aus römischer Zeit: Es ist mit einem mehrarmigen Leuchter - im Judentum Menorah genannt - verziert

 29.04.2025

Berlin

Jüdisches Museum erforscht Audio-Archiv von »Shoah«-Regisseur

Claude Lanzmann hat mit seiner epochalen Dokumentation »Shoah« Geschichte geschrieben. Das Jüdische Museum Berlin nimmt ein Doppeljubiläum zum Anlass, um das umfangreiche Recherchematerial des Regisseurs zu erschließen

von Alexander Riedel  29.04.2025

Köln

»Charlie Hebdo«-Überlebender stellt Comic zu NS-Raubkunst vor

»Zwei Halbakte« heißt ein 1919 entstandenes Gemälde von Otto Mueller. Die Geschichte des Kunstwerks hat der französische Zeichner Luz als Graphic Novel aufgearbeitet. Mit teils sehr persönlichen Zugängen

von Joachim Heinz  28.04.2025

Berlin

»Eine Zierde der Stadt«

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum im denkmalgeschützten Gebäude der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte eingeweiht

 28.04.2025

Paris

»Bambi«-Neuverfilmung: Nah an Felix Saltens Original

Ganz ohne Spezialeffekte und Animation: In Michel Fesslers »Bambi«-Neuauflage stehen echte Tiere vor der Kamera. Das Buch wurde einst von den Nazis verboten

von Sabine Glaubitz  28.04.2025