Semperoper

Das Schicksal der Zofia Posmysz

Szene aus »Die Passagierin« Foto: Forster

Der autobiografische Roman Die Passagierin der Auschwitz-Überlebenden Zofia Posmysz ist am Samstag in einer Bühnenfassung in der Dresdner Semperoper zu erleben. Die gleichnamige Oper vollendete der polnische Komponist Mieczyslaw Weinberg (1919–1996) bereits 1968.

Das Werk sei jedoch erst 2006 in Moskau zur konzertanten und 2010 bei den Bregenzer Festspielen zur szenischen Uraufführung gelangt, teilte die Semperoper am Freitag in Dresden mit. Das Libretto stammt aus der Feder des Musikwissenschaftlers Alexander Medwedew und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Zofia Posmysz.

zeitzeugengespräch Zur Premiere am Samstag wird die 93-jährige Autorin des Romans in Dresden erwartet. Geplant ist vor der Vorstellung ein Zeitzeugengespräch mit der 1923 in Krakau geborenen KZ-Überlebenden.

Posmysz’ Stück handelt von einer zufälligen Begegnung der ehemaligen KZ-Aufseherin Lisa mit der früheren Inhaftierten Marta Ende der 1950er-Jahre auf einem Kreuzfahrtschiff. Lisa – inzwischen gut situierte Gattin des Diplomaten Walter – muss sich ihrer verdrängten Vergangenheit stellen und taumelt zwischen einem Von-sich-Weisen der Schuld, Erklärungsversuchen ihrem Mann gegenüber und Erinnerungen an das Grauen des Konzentrationslagers hin und her.

aufführung Die Oper schildere ein »erschütterndes, gleichwohl berührendes Drama, das historische Ereignisse und Einzelschicksale emotional lebendig werden lässt«, hieß es. Die Aufführung ist eine Kooperation mit der Oper Frankfurt. Dort hatte das Stück 2015 seine Premiere.

Posmysz wurde 1942 von der Gestapo in Krakau beim Verteilen von Flugblättern verhaftet und nach wochenlangen Verhören in deutsche Konzentrationslager verschleppt. Nach zweieinhalb Jahren im KZ Auschwitz-Birkenau kam sie ins KZ Ravensbrück, wo sie am 2. Mai 1945 von der US-Armee befreit wurde. Ihr Roman Die Passagierin wurde auch verfilmt. In Dresden ist die Oper bis zur Sommerpause vier Mal zu erleben. epd

www.semperoper.de

Interview

»Mascha Kaléko hätte für Deutschland eine Brücke sein können«

In seinem neuen Buch widmet sich der Literaturkritiker Volker Weidermann Mascha Kalékos erster Deutschlandreise nach dem Krieg. Ein Gespräch über verlorene Heimat und die blinden Flecken der deutschen Nachkriegsliteratur

von Nicole Dreyfus  09.12.2025

Zahl der Woche

2 Jahre

Fun Facts und Wissenswertes

 09.12.2025

Sehen!

»Golden Girls«

Die visionäre Serie rückte schon in den jugendwahnhaftigen 80er-Jahren ältere, selbstbestimmt männerlos lebende Frauen in den Fokus

von Katharina Cichosch  09.12.2025

Film

Woody Allen glaubt nicht an sein Kino-Comeback

Woody Allen hält ein Leinwand-Comeback mit 90 für unwahrscheinlich. Nur ein wirklich passendes und interessantes Rollenangebot könnte ihn zurück vor die Kamera locken.

 09.12.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Von Kaffee-Helden, Underdogs und Magenproblemen

von Margalit Edelstein  08.12.2025

Eurovision Song Contest

»Ihr wollt nicht mehr, dass wir mit Euch singen?«

Dana International, die Siegerin von 1998, über den angekündigten Boykott mehrerer Länder wegen der Teilnahme Israels

 08.12.2025

Feiertage

Weihnachten mit von Juden geschriebenen Liedern

Auch Juden tragen zu christlichen Feiertagstraditionen bei: Sie schreiben und singen Weihnachtslieder

von Imanuel Marcus  08.12.2025

Vortrag

Über die antizionistische Dominanz in der Nahostforschung

Der amerikanische Historiker Jeffrey Herf hat im Rahmen der Herbstakademie des Tikvah-Instituts über die Situation der Universitäten nach dem 7. Oktober 2023 referiert. Eine Dokumentation seines Vortrags

 07.12.2025

Zwischenruf

Die außerirdische Logik der Eurovision

Was würden wohl Aliens über die absurden Vorgänge rund um die Teilnahme des jüdischen Staates an dem Musikwettbewerb denken?

von Imanuel Marcus  07.12.2025