Berlin

Crossover in Kreuzberg

Improvisation in Serie: Sebastian Studnitzky (l.) und David Orlowsky Foto: Mezzoforte / ucb

Der 1981 in Tübingen geborene Klarinettist David Orlowsky gilt als einer der führenden Klezmermusiker. Seit 2007 nimmt er mit seinem Trio regelmäßig Alben auf, die sich großartig verkaufen, und das, obwohl – oder weil? – dort ein Musiker auf Entdeckungsreise ist, der nicht das klassische Schtetl-Repertoire herunterdudelt.

Schon seine mit dem Echo-Klassikpreis ausgezeichnete CD Jeremiah, eine Zusammenarbeit mit dem Vokalensemble Singer Pur, war ein künstlerischer Grenzgang, der mit der klassischen ostjüdischen Volksmusik nichts mehr am Hut hatte. Auch Orlowskys aktuelles Album Symphonic Klezmer hat, dem Titel zum Trotz, damit nur am Rande zu tun.

arrangeure Dafür stehen auch jene fünf Arrangeure des Albums, die die zwölf bereits zuvor veröffentlichten Orlowsky-Songs in ein neues, symphonisches Gewand gegossen haben: Neben Rainer Tempel und David Bruce war auch der israelische Komponist Matan Porat beteiligt, der den Klezmer-Kontext des Songs »Balkanplatte« herauspoliert hat. »Es ist, als hätten diese Komponisten ihren persönlichen Kommentar zu meiner Musik geschrieben. Ich fand es spannend, zu sehen, wie meine Musik klingt, wenn sie durch ihren Filter gelaufen ist«, kommentiert Orlowsky das Album.

Mit von der Partie bei der CD war auch der Komponist Torsten Rasch, den der Klarinettist seit der Uraufführung von Raschs Musikdrama Die Träumenden Knaben 2009 kennt. »Mit Torsten gehe ich alle paar Monate Schnitzel essen«, sagt Orlowsky. Bei diesen Essen werden nebenbei kühne musikalische Ideen entwickelt.

Eingespielt wurden die zwölf neuen Songs von der 30-köpfigen Kammerakademie Potsdam. Orlowsky war neugierig, seine intimen Trio-Stücke im großen Klang des Orchesters zu erleben.

konzertserie Eine ähnliche Neugier motiviert David Orlowsky auch bei einer Konzertserie, die er gemeinsam mit dem Jazz-Trompeter Sebastian Studnitzky in der Emmauskirche in Berlin-Kreuzberg initiiert hat, wo die beiden jeden ersten Dienstag im Monat auftreten, gemeinsam mit höchst unterschiedlichen Gastmusikern. Pop-, Klassik- und Weltmusik-Interpreten aus aller Herren Länder treten auf: Neben dem marokkanischen Perkussionisten Rhani Krija oder der mongolischen Sängerin Urna Charhar-Tugchi sind auch ein paar der vielen Israelis zu Gast, die ihre Zelte derzeit in Berlin aufgeschlagen haben.

Dazu zählen auch der Singer/Songwriter Oren Lavie oder der Mandoline-Spieler Avi Avital. Das Prinzip ist ziemlich einfach, billig und entspricht dem improvisierten Berliner Partymodell: Jeder bringt mit, was er kann. »Wir treffen uns jeweils um 16 Uhr und proben die gemeinsamen Stücke«, sagt Orlowsky. »Arm, aber sexy« auf musikalisch.

Nächstes Konzert: Dienstag, 7. Januar, 21 Uhr, Emmauskirche am Lausitzer Platz

www.davidorlowsky.de

Glosse

Die außerirdische Logik der Eurovision

Was würden wohl Aliens über die absurden Vorgänge rund um die Teilnahme des jüdischen Staates an dem Musikwettbewerb denken? Ein Gedankenexperiment

von Imanuel Marcus  07.12.2025

Los Angeles

Schaffer »visionärer Architektur«: Trauer um Frank Gehry

Der jüdische Architekt war einer der berühmtesten weltweit und schuf ikonische Gebäude unter anderem in Los Angeles, Düsseldorf und Weil am Rhein. Nach dem Tod von Frank Gehry nehmen Bewunderer Abschied

 07.12.2025

Aufgegabelt

Plätzchen mit Halva

Rezepte und Leckeres

 05.12.2025

Kulturkolumne

Bestseller sind Zeitverschwendung

Meine Lektüre-Empfehlung: Lesen Sie lieber Thomas Mann als Florian Illies!

von Ayala Goldmann  05.12.2025

TV-Tipp

»Eigentlich besitzen sie eine Katzenfarm« - Arte-Doku blickt zurück auf das Filmschaffen von Joel und Ethan Coen

Die Coen-Brüder haben das US-Kino geprägt und mit vielen Stars zusammengearbeitet. Eine Dokumentation versucht nun, das Geheimnis ihres Erfolges zu entschlüsseln - und stößt vor allem auf interessante Frauen

von Manfred Riepe  05.12.2025

Köln

Andrea Kiewel fürchtete in Israel um ihr Leben

Während des Krieges zwischen dem Iran und Israel saß Andrea Kiewel in Tel Aviv fest und verpasste ihr 25. Jubiläum beim »ZDF-Fernsehgarten«. Nun sprach sie darüber, wie sie diese Zeit erlebte

 05.12.2025

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann schwieg bislang zur scharfen Kritik. Doch jetzt reagiert die ARD-Journalistin auf die Vorwürfe

 04.12.2025

Antisemitismus

Schlechtes Zeugnis für deutsche Schulen

Rapper Ben Salomo schreibt über seine Erfahrungen mit judenfeindlichen Einstellungen im Bildungsbereich

von Eva M. Grünewald  04.12.2025