Igor Levit

»Chance zum Durchatmen und In-mich-gehen«

Der Pianist Igor Levit spielt beim Eröffnungs-Vorkonzert des Schleswig-Holstein Musik Festivals Foto: picture alliance/dpa

Der Pianist Igor Levit (35) blickt heute mit einer gewissen Dankbarkeit auf die Corona-Zwangspause zurück. »Ich schaue zurück auf eine Zeit, die mir eine Chance gegeben hat zum Durchatmen, aber auch eine Chance zum In-mich-Gehen, eine Chance für eine ganz andere Art der Kommunikation mit meinem Publikum, eine Chance des Zeit-Habens und der Reifung«, sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Levit zählt zu den führenden Pianisten seiner Generation und hatte im ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 mit seinen Twitter-Konzerten viele Menschen erreicht und berührt.

BEETHOVEN-SONATEN »Ich weiß um die luxuriöse Position, in der ich war, ich konnte mir diese Chance buchstäblich leisten, andere konnten das nicht«, sagte der Pianist, der unter anderem mit der Einspielung sämtlicher Beethoven-Sonaten (2019) berühmt geworden war. »Für andere war das eine ausschließlich dunkle Zeit.« Er selbst habe aber feststellen dürfen, »was es heißt, mehr Raum zu haben«.

Damit habe auch seine Entscheidung zu tun, weniger Auftritte zu absolvieren. »Ich habe im Vergleich zu Kolleginnen und Kollegen relativ spät angefangen, sehr viele Konzerte zu spielen. Das erste Jahr, wo ich wirklich viel gespielt habe, da war ich 26. Seitdem waren es Jahre von höchster Geschwindigkeit und Intensität.«

FREIRÄUME Nun brauche er mehr Raum: »Ich möchte Zeit und Ruhe haben, um auch andere Dinge zu machen. Damit ein Konzerterlebnis idealerweise immer frisch, neu und inspiriert bleibt, dazu muss es Freiräume geben. Wenn es die nicht gibt, gerät man in die Mühle der Routine. Deshalb: Weniger und bewusster. Mehr durchatmen.«

Levit ist auch politisch engagiert und meldet sich etwa gegen Antisemitismus und Rechtsextremismus zu Wort. Einen Gang in die Politik schließt er aber aus. »Dass ich wahrnehmbar aktiv bleibe, das steht außer Frage, aber dass ich mich institutionell einbinden lasse - nein.«

Am 9. September erscheint Levits neues Album Tristan mit Werken von Hans Werner Henze, Richard Wagner, Gustav Mahler und Franz Liszt. Am 6. Oktober soll der Dokumentarfilm Igor Levit - No Fear von Regina Schilling herauskommen. dpa

Bonn

Beethoven-Haus zeigt Ausstellung zu Leonard Bernstein

Die lebenslange Beschäftigung des Ausnahmetalents mit Beethoven wird dokumentiert

 25.04.2024

Potsdam

Chronist der neuen Weiblichkeit

Das Museum Barberini zeigt Modiglianis Menschenbilder in neuem Licht

von Sigrid Hoff  25.04.2024

München

Ausstellung zeigt Münchner Juden im Porträt

Bilder von Franz von Lenbach und anderen sind zu sehen

 25.04.2024

Wien

Spätwerk von Gustav Klimt für 30 Millionen Euro versteigert

Der Künstler malte das »Bildnis Fräulein Lieser« kurz vor seinem Tod

 25.04.2024

Los Angeles

Barbra Streisand: Lovesong als Zeichen gegen Antisemitismus

Für die Serie »The Tattooist of Auschwitz« singt sie das Lied »Love Will Survive«

 25.04.2024

Kommentar

AfD in Talkshows: So jedenfalls nicht!

Die jüngsten Auftritte von AfD-Spitzenpolitikern in bekannten Talk-Formaten zeigen: Deutsche Medien haben im Umgang mit der Rechtsaußen-Partei noch viel zu lernen. Tiefpunkt war das Interview mit Maximilian Krah bei »Jung & Naiv«

von Joshua Schultheis  24.04.2024

Meinung

Der Fall Samir

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Essay

Was der Satz »Nächstes Jahr in Jerusalem« bedeutet

Eine Erklärung von Alfred Bodenheimer

von Alfred Bodenheimer  22.04.2024

Sehen!

Moses als Netflix-Hit

Das »ins­pirierende« Dokudrama ist so übertrieben, dass es unabsichtlich lustig wird

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2024