Peppi lebt ein busy, cooles Leben in der Stadt und erfährt zufällig, dass er nicht zum Klassentreffen in der Heimat eingeladen worden ist. Dafür ist er dann überraschenderweise nicht zu busy, nicht zu cool - er gerät sogar geradezu in Panik. Peppi setzt sich nachts betrunken ins Auto und rast heim.
Unterwegs auf der Autobahn beginnt er zu erzählen – direkt an den Zuschauer gewandt – seine Geschichte und die seines Teenager-Ichs in den Nullerjahren. Die Serie »Chabos« startet am 22. August im ZDF-Streamingportal und wird im Fernsehen am 24. und 31. August sowie am 7. September ab 20.15 Uhr bei ZDFneo gezeigt.» Arkadij Khaet, bekannt unter anderem für den Kurzfilm »Mazel Tov Cocktail«, ist Co-Regisseur und Drehbuchautor von »Chabos«.
Es ist eine Serie, die bewusst für Millennials beworben wird – also all jene, die grob zwischen 1980 und 1995 geboren wurden. Peppis Teenagerzeit findet um 2006 herum in Duisburg statt – er gelt sich die Haare in Spikes, fährt Kickboard, glüht mit Apfelschnaps vor und trägt einen MP3-Player stolz am Halsband über den Pausenhof. Und dem Klapphandy fehlt immer Guthaben. Kommt jedem bekannt vor, der damals aufwuchs.
»Com’on, das war eine Zeit, als man sich auf Kazaa einen Film heruntergeladen hat und plötzlich vor einem Tierporno saß«, sagt der erwachsene Peppi direkt ans Publikum gewandt und holt mit solchen Verweisen die Zielgruppe der Serie immer wieder selbst zurück in ihre Erinnerungen. Oder erinnert sentimental an den Zusammenhalt von Jugendcliquen: »Es war so ’ne geile Zeit, wir waren einfach die besten Freunde.« Waren sie das? Rückblende: Eine verhängnisvolle Nacht im Jahr 2006
Denn es blieb nicht so geil und es lief sogar einiges gehörig schief - 18 Jahre Kontaktpause zu der Clique folgte. Und nun ist der erwachsene Peppi (gespielt von Johannes Kienast) nicht mal zum Klassentreffen eingeladen. Er düst also nach Hause und trifft in Duisburg rasch auf die ersten damaligen Kumpels - in Millennial-Deutsch, er trifft auf die »Chabos«.
Und der heute 36-Jährige erzählt nun endlich von diesen folgenreichen Tagen im Jahr 2006 - nach der einen Nacht, in der die Kumpels illegal einen Kino-Film heruntergeladen haben. Unzählige Male haben sie das gemacht, aber jetzt hagelt es eine Abmahnung wegen Urheberrechtsverletzung. Peppi kann das seinen Eltern nicht sagen und die Jungs brauchen viel Geld. Sie fassen also einen Plan. Wann hat man das letzte Mal Overground gehört?
Sie fühlen sich als Millennial? Herzlichen Glückwunsch, das ZDF hat eine Serie für Sie gemacht. Das kann auch hart sein. Denn die Jungenclique um den Teenager-Peppi (Nico Marischka) benimmt sich zum Teil so peinlich und zum Fremdschämen wie sie es eben wohl sein muss im Teenageralter. So lautstark, so aggressiv, so sexualisiert, zugleich so unsicher und albern, bei allem mithalten wollend. Das ist stellenweise schwer erträglich zu sehen, denn wir waren das ja eben auch mal.
Doch dieses Zurück in die Vergangenheit kann auch wunderbar sein, weil die vielen kleinen Details beim Sehen und Hören Erinnerungen hervorrufen. Allein schon die Musik: Es werden Songs von Eko Fresh, Alexander Klaws, Sabrina Setlur, US5, Tokio Hotel genutzt. Und wann hat man das letzte Mal Overground gehört? Das ZDF kündigt Auftritte von Mola Adebisi, Jeanette Biedermann, DSDS-Dauergast Menderes und TV-Host Britt an. Gewalt, Coolness und Machogehabe
Das Comedy-Drama liefert zudem ein Porträt vom Aufwachsen in einer Zeit, in der Streaming- und Porno-Plattformen ins Kinderzimmer kamen. Eine Zeit, in der Ausgrenzung normal war. So wurde Freund Alba eben so genannt, weil man dachte, er sei Albaner, oder PD heißt eben PD, weil er »Polendeutscher« ist.
Es war eine Zeit in der Männer, selbst diese noch Jungs, Männer sein mussten: Erzogen wurden Peppi und seine Chabos laut dem Regie-Drehbuch-Duo Arkadij Khaet und Mickey Paatzsch »in Codes aus Gewalt, Coolness und Machogehabe«. »Denn die frühen 2000er Jahre waren eine Zeit, in der Männer noch alles sein durften – außer verletzlich«, erläutern sie laut ZDF-Mitteilung.
Der erwachsene Peppi schafft dabei im direkten Dialog mit den Zuschauern und durch seine schonungslose Erzählung, in der er sich auch oft selbst bloßstellt, eine kritische und doch zugleich liebevoll-nostalgische Einordnung - die zumindest jene, die zu der Zeit selbst ungefähr gleich alt waren, nicht fremdeln lassen dürfte.