Finale

Benis Welt

Seit ein paar Wochen läuft Otto’s Eleven auch in den Schweizer Kinos. Otto’s Eleven ist eine deutsche Komödie von und mit Otto Waalkes. Glaubt man der Kritik, ist der Film ein ziemlicher Flop. Aber in dem Streifen spielt Stephanie Berger mit. Und die war Miss Schweiz 1995. Als sie die ersten Gesichtsfalten bekam, entdeckte sie den Humor. Jetzt tingelt sie mit einem Stand-up-Comedyprogramm durch die Festsäle Deutschlands. Ihr bester Witz: »Letzthin erzählte ich meinen Freunden, dass ich in meinem Leben erst drei Männer hatte. Da hieß es bereits, ich würde mit der halben Schweiz schlafen!«

Deshalb wollte ich eigentlich Otto’s Eleven mit Freunden zusammen anschauen. Dann aber erhielt ich einen Rundbrief eines streng religiösen Gemeindemitglieds, der vor »Otto Haisch« (Der Mann Otto) warnte! »Liebe Eltern, erbarmt euch der Seelen eurer Kinder und eurer Familie, und hütet euch vor allem Unglück und schlimmen, schädlichen Dingen …« Dann forderte der ehrenamtliche Hüter der Moral auch noch: »Und du sollst das Schlechte aus deiner Mitte ausmerzen!«

moral Ich war tief beeindruckt und rief meine Freunde an. Es tue mir leid, sagte ich ihnen, aber ich könnte diesen unzüchtigen Film nie im Leben anschauen, höchstens vielleicht in zwei Jahren, wenn er im Fernsehen liefe! Doch bis dahin: nie, nie, nie. Ein Freund meinte, er könne mich nicht verstehen. In Otto’s Eleven kämen keine Sexszenen vor, was ich denn gegen diesen Film hätte. Doch ich blieb bei meiner Meinung und Religion. Dieser »Otto Haisch« würde sich nicht an meiner jüdischen Moral vergreifen. Punkt! Basta! Jedes Mal, wenn mich die Freunde auf den Film ansprachen, steigerte sich mein Massada-Gefühl. Ich würde nicht wanken, nicht nach links und nicht rechts. Schließlich bin ich Lehrer und für die Reinheit der Seelen unserer Kinder mitverantwortlich. Mögen meine Freunde in die Hölle kommen, tut mir wirklich aufrichtig leid. Aber mich würde Otto nicht verderben. Amen und nochmals Amen!

An dieser Stelle würde ich jetzt am liebsten aufhören. Leider hat die Geschichte aber eine unerwartete Wendung genommen. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass mein Hebräisch nicht mehr das Beste ist. »Otto Haisch« heißt, richtig übersetzt, »jener Mann«. Und gemeint war nicht Otto Waalkes sondern Jesus von Nazareth, vor dem der bigotte Amateurrabbi uns hatte warnen wollen. Lust auf den Film habe ich jetzt aber trotzdem keine mehr. Stephanie Berger soll, sagen meine Freunde, immer züchtig gekleidet gewesen sein.

Musik

»Piano Man« verlässt die Bühne: Letztes Billy-Joel-Konzert

Eine Ära geht zuende: Billy Joel spielt nach zehn Jahren vorerst das letzte Mal »Piano Man« im New Yorker Madison Square Garden. Zum Abschied kam ein Überraschungsgast.

von Benno Schwinghammer  26.07.2024

Zahl der Woche

16 Sportarten

Fun Facts und Wissenswertes

 26.07.2024

Lesen!

Ein gehörloser Junge und die Soldaten

Ilya Kaminsky wurde in Odessa geboren. In »Republik der Taubheit« erzählt er von einem Aufstand der Puppenspieler

von Katrin Diehl  25.07.2024

Ruth Weiss

»Meine Gedanken sind im Nahen Osten«

Am 26. Juli wird die Schriftstellerin und Journalistin 100 Jahre alt. Ein Gespräch über ihre Kindheit in Südafrika, Israel und den Einsatz für Frauenrechte

von Katrin Richter  25.07.2024

Streaming

In geheimer Mission gegen deutsche U-Boote

Die neue Action-Spionagekomödie von Guy Ritchie erinnert an »Inglourious Basterds«

von Patrick Heidmann  25.07.2024

Bayreuth

Das Haus in der Wahnfriedstraße

Die Debatten um Richard Wagners Judenhass gehen in eine neue Runde. Nun steht sein antisemitischer Schwiegersohn Houston Stewart Chamberlain im Fokus

von Axel Brüggemann  25.07.2024

Sehen!

»Die Ermittlung«

Der Kinofilm stellt den Aussagen der Zeugen die Ausflüchte der Angeklagten gegenüber

von Ayala Goldmann  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Literatur

Dieses Buch ist miserabel. Lesen Sie dieses Buch!

Eine etwas andere Kurzrezension von Ferdinand von Schirachs Erzählband »Nachmittage«

von Philipp Peyman Engel  24.07.2024 Aktualisiert