Kunst

Bemühen um Aufklärung

»Schweres Schweben« vom russischen Maler Wassily Kandinsky in der Ausstellung »Bestandsaufnahme Gurlitt. ›Entartete Kunst‹ – Beschlagnahmt und verkauft« Foto: dpa

Die Ausstellung »Bestandsaufnahme Gurlitt. ›Entartete Kunst‹ – Beschlagnahmt und verkauft« ist am Mittwochabend im Kunstmuseum Bern eröffnet worden. »Bei der Aktion ›Entartete Kunst‹ handelt es sich um eines der dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte«, sagte die deutsche Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) bei der Eröffnung.

»Sie steht für die Verhöhnung, Verfolgung und Entrechtung vieler Künstlerinnen und Künstler.« Die Ausstellung in Bern sei ein wichtiger Teil des Bemühens um Aufklärung und Transparenz, sagte Grütters. Indessen mahnte der Jüdische Weltkongress die Bundesregierung, dafür zu sorgen, dass private Eigentümer von Nazi-Raubkunst die Kunstwerke zurückgeben.

Dix Das Berner Kunstmuseum zeigt Werke aus dem »Kunstfund Gurlitt« noch bis zum 4. März. Vertreten sind Künstler der Moderne wie Ernst Ludwig Kirchner, Franz Marc und Otto Dix. Die Schau ist Teil einer Doppelausstellung mit der Bundeskunsthalle in Bonn, die an diesem Donnerstag eröffnet wird. Die Bonner Präsentation trägt den Titel »Bestandsaufnahme Gurlitt. Der NS-Kunstraub und die Folgen« und zeigt ab dem 3. November Gemälde, Zeichnungen, Grafiken und Skulpturen aus der Sammlung Gurlitt.

Der übergeordnete Titel »Bestandsaufnahme Gurlitt« der beiden Schauen verweist auf den aktuellen Forschungsstand zum Kunstfund. Der im Mai 2014 gestorbene Cornelius Gurlitt hatte seine Sammlung dem Kunstmuseum Bern vermacht. Es handelte sich dabei um den Nachlass seines Vaters Hildebrand Gurlitt, der Kunsthändler unter den Nazis war. 2012 war der sogenannte Schwabinger Kunstfund beschlagnahmt worden. Seitdem wird nach der Herkunft der Bilder geforscht. Einige Bilder wurden inzwischen den rechtmäßigen Erben zurückgegeben.

Provenienz Unterdessen kritisierte der Präsident des Jüdischen Weltkongresses, Ronald S. Lauder, die Rolle deutscher Kunsthäuser. »Es gibt weiterhin Museen und Sammlungen, die keine Provenienzforschung betreiben«, sagte Lauder der Hamburger Wochenzeitung »Die Zeit« (Ausgabe 45). Zudem seien Archive noch immer nicht in dem Maße zugänglich, wie sie es eigentlich sein sollten, sagte Lauder. »Einige Institutionen ziehen es vor, sich hinter Datenschutzverordnungen zu verstecken.«

Nun müssten auch private Eigentümer von Nazi-Raubkunst dazu verpflichtet werden, den rechtmäßigen Eigentümern ihre Kunstwerke zurückzugeben. »Ich befürchte, dass private Sammlungen dafür mehr Anreize brauchen werden«, sagte Lauder weiter. »Für mich ist das eine der wichtigsten Aufgaben der Bundesregierung.«

Bei der Ausstellungs-Eröffnung am Mittwoch in Bern hob Kulturstaatsministerin Grütters die Bedeutung der Kunstwerke für die Gegenwart hervor: »Mit ihrer wechselvollen Geschichte erzählen die Werke nicht nur von der Ausgrenzung zahlreicher Künstlerinnen und Künstler. Sie appellieren auch an unseren demokratischen Widerstandsgeist gegen populistische Parolen.« Der Berner Ausstellungsteil könne auch lehren, sich »gegen jede Form staatlicher, politischer und weltanschaulicher Vereinnahmung im Dienst eines Kollektivs zu verteidigen«, sagte Grütters. epd

Hollywood

Jesse Eisenberg will eine seiner Nieren spenden

Der Schauspieler hatte die Idee dazu bereits vor zehn Jahren

 03.11.2025

Glosse

Der Rest der Welt

Herbstkaffee – und auf einmal ist alles so »ejn baʼaja«

von Nicole Dreyfus  02.11.2025

Wittenberg

Judaistin kuratiert Bildungsort zur Schmähplastik

Die Darstellung der sogenannten »Judensau« an der Wittenberger Stadtkirche, der früheren Predigtkirche des Reformators Martin Luther (1483-1546), gehört in Deutschland zu den bekanntesten antisemitischen Darstellungen des Mittelalters

 02.11.2025

Zahl der Woche

8 jüdische Gemeinden

Fun Facts und Wissenswertes

 02.11.2025

Aufgegabelt

Wareniki mit Beeren

Rezepte und Leckeres

 02.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  02.11.2025

Debüt

Katharsis und Triumph

Agnieszka Lessmann erzählt in ihrem Roman über transgenerationales Trauma und das Gefühl des Ausgegrenztseins, aber auch von einer jungen Frau, die sich selbst wiederfindet

von Sara Klatt  02.11.2025

Hören!

»Song of the Birds«

Der Mandolinist Avi Avital nimmt sein Publikum mit auf eine emotionale Klangreise entlang des Mittelmeers

von Nicole Dreyfus  02.11.2025

Künstliche Intelligenz

Wenn böse Roboter die Menschheit ausrotten

Die amerikanischen Forscher Eliezer Yudkowsky und Nate Soares entwerfen in ihrem neuen Bestseller ein Schreckensszenario. Ist KI tatsächlich so bedrohlich?

von Eva C. Schweitzer  02.11.2025