München

Bayerisches Nationalmuseum restituiert NS-Raubgut

Das Bayerische Nationalmuseum in München Foto: imago images/imagebroker

Das Bayerische Nationalmuseum gibt am 13. Mai fünf Silberobjekte aus dem ursprünglichen Eigentum von Therese Lippmann, Olga Maier und Karl Sonnenthal an deren Erben zurück. Das teilte das Haus am Donnerstag in München mit. Die Restitution nehme Generaldirektor Franz Matthias Kammel vor.

Die Stücke entstammen laut Mitteilung der sogenannten NS-Silberabgabe: Als jüdisch eingestufte deutsche Staatsbürger wurden im Februar 1939 durch eine staatliche Verordnung gezwungen, ihren Schmuck und alle Objekte aus Edelmetall gegen eine geringe Entschädigung abzuliefern.

ERWERB Aus diesen Beständen habe das Bayerische Nationalmuseum in den Jahren 1939 und 1940 vom Städtischen Leihamt München insgesamt 322 Silberobjekte erworben. Zwei Drittel von ihnen seien bis 1969 an die ursprünglichen Eigentümer oder ihre Erben zurückgegeben worden.

Unter den Empfängern der fünf Objekte ist ein entfernter Verwandter des Schriftstellers Lion Feuchtwanger.

Unter den Empfängern der jetzigen fünf Objekte ist dem Museum zufolge Jorge Feuchtwanger. Dessen Urgroßvater Max Shemaja Feuchtwanger war seit 1925 erster Vorsitzender der Münchner orthodoxen Gemeinde Ohel Jakob gewesen, deren Name auf die heutige Synagoge am Jakobsplatz überging.

Sein Urgroßonkel Heinrich Lippmann war der erste jüdische Frontsoldat, der im Ersten Weltkrieg für Bayern gefallen ist. Etwas entfernter verwandt ist der Schriftsteller Lion Feuchtwanger, der in der unmittelbaren Nachbarschaft des Nationalmuseums seine Kindheit verbrachte.

SCHICKSALE Die Schicksale der Geschädigten stünden beispielhaft für die stufenweise Entrechtung der Münchner Juden, heißt es. Die von Israel über Südafrika und Großbritannien bis in die USA verstreuten Nachfahren von Olga Maier hätten sich entschieden, zwei Leuchter zur Erinnerung an die verfolgte Verwandte dem Jüdischen Museum München zu übergeben. Dessen Direktor Bernhard Purin werde sie in Empfang nehmen.

2019 begann das Nationalmuseum mit der systematischen Forschung nach den rechtmäßigen Besitzern der 112 Stücke, die in den Sammlungen verblieben waren, wie es heißt. Die Suche nach den Nachfahren von 65 jüdischen Familien und Einzelpersonen, werde seit 2021 durch das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste und Bayerns Kunstministerium finanziell gefördert. Fast die Hälfte der Fälle sei nun restituiert oder zur Restitution freigegeben. kna

Glosse

Der Rest der Welt

Herbstkaffee – und auf einmal ist alles so »ejn baʼaja«

von Nicole Dreyfus  02.11.2025

Wittenberg

Judaistin kuratiert Bildungsort zur Schmähplastik

Die Darstellung der sogenannten »Judensau« an der Wittenberger Stadtkirche, der früheren Predigtkirche des Reformators Martin Luther (1483-1546), gehört in Deutschland zu den bekanntesten antisemitischen Darstellungen des Mittelalters

 02.11.2025

Zahl der Woche

8 jüdische Gemeinden

Fun Facts und Wissenswertes

 02.11.2025

Aufgegabelt

Wareniki mit Beeren

Rezepte und Leckeres

 02.11.2025

Geheimnisse & Geständnisse

Plotkes

Klatsch und Tratsch aus der jüdischen Welt

von Bettina Piper, Imanuel Marcus  02.11.2025

Debüt

Katharsis und Triumph

Agnieszka Lessmann erzählt in ihrem Roman über transgenerationales Trauma und das Gefühl des Ausgegrenztseins, aber auch von einer jungen Frau, die sich selbst wiederfindet

von Sara Klatt  02.11.2025

Hören!

»Song of the Birds«

Der Mandolinist Avi Avital nimmt sein Publikum mit auf eine emotionale Klangreise entlang des Mittelmeers

von Nicole Dreyfus  02.11.2025

Künstliche Intelligenz

Wenn böse Roboter die Menschheit ausrotten

Die amerikanischen Forscher Eliezer Yudkowsky und Nate Soares entwerfen in ihrem neuen Bestseller ein Schreckensszenario. Ist KI tatsächlich so bedrohlich?

von Eva C. Schweitzer  02.11.2025

Musik

Yuval Weinberg wird Chefdirigent des Rundfunkchors Berlin

Ab der Spielzeit 2028/29 übernimmt der Israeli auch die Position des Künstlerischen Leiters

 31.10.2025