»Bnei Aruba«

Auf Messers Schneide

Entweder bringt Yael Danon (Ayelet Zurer) den Spitzenpolitiker um, oder ihre Familie stirbt. Foto: Netflix

Wenn es um hochspannende Thriller-Serien geht, hat Israel seit einigen Jahren die Nase vorn. Sei es Hatufim oder zuletzt Fauda – israelische Produktionen können mit vergleichbaren US-Serien nicht nur mithalten, sie zeichnen sich auch, geprägt von Terror, Konflikt, Armee und Geheimdiensten, durch einen spezifisch nahöstlichen Hintergrund aus.

Der neueste Fernsehstreich heißt Bnei Aruba (Die Geiseln), deren zwei Staffeln nun im deutschen Netflix zu sehen sind. Darin nimmt eine Gruppe von Vermummten um den mysteriösen Adam Rubin (Jonah Lotan) die Familie der Chirurgin Yael Danon (Ayelet Zurer) in deren Haus in Jerusalem als Geiseln und verlangt von der Ärztin, den Premierminister Shmuel Netzer (Shmil Ben Ari) bei seiner anstehenden Operation in ihrem Krankenhaus zu töten.

Motive Schon bald wird klar, dass die Täter keine palästinensischen Terroristen sind, sondern ganz persönliche Motive haben. Hinter den Geiselnehmern steht aber noch eine viel weitreichendere Verschwörung gegen den Premier, von der sie selbst noch nichts ahnen.

Die erste Staffel wurde bereits 2013 produziert und lässt am Ende viele Fragen offen. Daher wurde drei Jahre später eine zweite Staffel vorgelegt, deren Plot zeitlich unmittelbar an die erste anschließt und die unabgeschlossenen Handlungsstränge wieder aufnimmt. Um dem Titel der Serie gerecht zu bleiben, muss wieder eine Geiselnahme her – allerdings mit frischen Geiseln, denn die Familie von Yael Danon ist in dieser Staffel nicht mehr dabei.

Im Laufe der adrenalingetriebenen Handlung ertappt sich der Zuschauer irgendwann dabei, dass er im Grunde mit Kriminellen mitfiebert, deren Motive nachvollziehbar sein mögen, die aber dennoch eine ganze Familie in Todesangst versetzen und, wenn auch unfreiwillig, mehr als eine Leiche auf ihrem Weg zurücklassen.

Spannung Auch merkt man oft erst im Rückblick, dass das, was man da gerade mit angehaltenem Atem mitverfolgt hat, eigentlich jeder Wahrscheinlichkeit Hohn spricht. Gerade in der letzten Folge geschieht in etwa zwei Stunden erzählter Zeit so vieles und an so vielen verschiedenen Orten, bewegen sich die Protagonisten anscheinend mit Lichtgeschwindigkeit von A nach B, dass auch noch der letzte Rest an Realismus verloren geht.

Das alles tut der Spannung allerdings keinen Abbruch, und damit man zwischen den Episoden nicht von allzu vielen »Aber das geht doch gar nicht«-Momenten heimgesucht wird, empfiehlt es sich, die 22 Folgen während zwei oder drei Wochenend-Marathonsitzungen anzusehen.

»Bnei Aruba« (Die Geiseln), Israel 2013–16. Regie: Omri Givon, Rotem Shamir. Mit Jonah Lotan, Ayelet Zurer u.a.

Kulturkolumne

Lob der Anwesenheit

Lahav Shani und Jason Stanley: Warum unser Autor nicht nur in der Westend-Synagoge vor Ort ist

von Eugen El  26.11.2025

Film

Shira Haas ist Teil der Netflix-Serie »The Boys from Brazil«

Die israelische Schauspielerin ist aus »Shtisel« und »Unorthodox« bekannt

 26.11.2025

Kulturkolumne

Was bleibt von uns?

Lernen von John Oglander

von Sophie Albers Ben Chamo  25.11.2025

Kultur

André Heller fühlte sich jahrzehntelang fremd

Der Wiener André Heller ist bekannt für Projekte wie »Flic Flac«, »Begnadete Körper« und poetische Feuerwerke. Auch als Sänger feierte er Erfolge, trotzdem konnte er sich selbst lange nicht leiden

von Barbara Just  25.11.2025

Jüdische Kulturtage

Musikfestival folgt Spuren jüdischen Lebens

Nach dem Festival-Eröffnungskonzert »Stimmen aus Theresienstadt« am 14. Dezember im Seebad Heringsdorf folgen weitere Konzerte in Berlin, Essen und Chemnitz

 25.11.2025

Hollywood

Scarlett Johansson macht bei »Exorzist«-Verfilmung mit

Sie mimte die Marvel-Heldin »Black Widow« und nahm es in »Jurassic World: Die Wiedergeburt« mit Dinos auf. Nun lässt sich Scarlett Johansson auf den vielleicht düstersten Filmstoff ihrer Laufbahn ein

 25.11.2025

TV-Tipp

Sie ging über Leichen: Doku »Riefenstahl« zeigt eine überzeugte Nationalsozialistin

Das Erste zeigt Andres Veiels vielschichtigen Dokumentarfilm über Leben und Wirken von Hitlers Lieblingsregisseurin Leni Riefenstahl. Der Film geht auch der Frage nach, wie ihre Filme bis in die Gegenwart ausstrahlen

von Jens Hinrichsen  24.11.2025

Nachruf

Das unvergessliche Gesicht des Udo Kier

Er ritt im Weltall auf einem T-Rex, spielte für Warhol Dracula und prägte mit einem einzigen Blick ganze Filme. Udo Kier, Meister der Nebenrolle und Arthouse-Legende, ist tot. In seinem letzten Film, dem Thriller »The Secret Agent«, verkörpert er einen deutschen Juden

von Christina Tscharnke, Lisa Forster  24.11.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025