Literatur

Auf der Suche nach dem Handy-Dieb

Literatur

Auf der Suche nach dem Handy-Dieb

Das neue Kinderbuch von Eva Lezzi passt in eine illustre Reihe von Großstadt-Detektivromanen – von Erich Kästner bis Andreas Steinhöfel

von Hadassah Stichnothe  29.07.2024 16:39 Uhr

Berlin mag eine aufregende Stadt sein, Jona jedoch ist nicht begeistert, dass seine Familie aus dem beschaulichen Lübeck weggezogen ist. Auch der Anfang in seiner neuen Klasse fällt ihm nicht leicht. Denn die Lehrerin setzt ihn ausgerechnet neben den angeberischen Deniz, der viel lieber neben seinem besten Freund Max sitzen würde. Dann verschwindet auch noch das Handy von Mitschülerin Laura – und plötzlich sind Deniz und Jona die Hauptverdächtigen. Was bleibt ihnen also übrig, als sich notgedrungen zusammenzuraufen und auf die Suche nach dem wahren Dieb zu machen?

Und tatsächlich: Das Handy taucht wieder auf. Wer es jedoch geklaut hat, bleibt offen. Also wird weiter ermittelt, nun mit der Unterstützung von Laura und ihrer Freundin Irina, die, wie Jona begeistert bemerkt, genau wie er Russisch spricht. Doch der Fall wird immer mysteriöser und führt die Kinder schließlich auf die Spur einer Bande gefährlicher Schmuckdiebe, die in Berlin Juweliere überfallen …

Eva Lezzis neues Buch Die Großstadt­detektive – Wer schnappt den Dieb? reiht sich ein in eine illustre Reihe von Großstadtdetektivromanen von Erich Kästner bis Andreas Steinhöfel, verleiht dem Genre jedoch einen frischen und zeitgemäßen Ton.

Deutlich diversere Kinderbande als Kästners Jungs um Gustav mit der Hupe

Lezzis Großstadtdetektive bilden zudem eine deutlich diversere Kinderbande als Kästners Jungs um Gustav mit der Hupe: Die fotobegeisterte Laura ist schwarz, Deniz kommt aus einer türkischstämmigen Familie, Irina ist gebürtige Russin und Jona jüdisch. Kenner werden sich über einige Bezüge zum jüdischen Berlin amüsieren, wie etwa den Auftritt der Rabbinerin der Synagoge Oranienburger Straße, die wegen akuter Handyfeindlichkeit in den Fokus der Ermittlungen rückt.

Doch Lezzis Berlin ist keine heile Welt: Vorurteile tragen einige der Figuren mit sich herum – und werden entsprechend herausgefordert. Entscheidend ist jedoch, dass es den Kindern gelingt, am Ende zu einer festen Clique zusammenzuwachsen.

Diese beiläufige Diversität spiegelt sich auch in den Illustrationen von Daniela Kohl wider, die unter anderem aus den Mein-Lotta-Leben-Büchern bekannt ist. Ihre Bilder rahmen als amüsante Kommentare den Text.

Schüchterner Oktopus und Birkenstocksandalen mit Socken

Da stehen die Birkenstocksandalen (mit Socken!) von Hausmeister Wandrak neben einem Paar höchst verdächtiger Sneaker am Seitenrand, während an anderer Stelle ein schüchterner Oktopus sich rasch hinter seiner Tintenwolke davonmacht – eine Fähigkeit, die auch Jona gern hätte, weswegen ihm Kohl gleich ein T-Shirt mit Oktopusmotiv verpasst. Durch seine gelungene Kombination aus zahlreichen Illustrationen, temporeicher Erzählweise und kurzen Kapiteln eignet sich der Roman auch für Wenig-Leser ab acht Jahren.

Denen, die lieber zuhören als lesen, sei das Hörbuch mit dem Schauspieler Christian Heiner Wolf empfohlen – seine Stimme verleiht jeder Figur einen ganz eigenen Charakter und meistert routiniert die Einschübe in unterschiedlichen Sprachen.

Eine gute Nachricht gibt es für alle, die gern wissen möchten, wie es weitergeht mit der verwickelten Dreierfreundschaft von Max, Deniz und Jona oder Denizʼ Schwärmerei für Laura oder sich fragen, wie sich das Team bei einem neuen Fall wohl schlagen würde: Die Großstadtdetektive sind als Auftakt einer Reihe konzipiert, auf deren Fortsetzung man sich schon jetzt freuen kann.

Eva Lezzi/Daniela Kohl: »Die Großstadtdetektive – Wer schnappt den Dieb?«. Beltz & Gelberg, Weinheim 2024, 192 S., 14 €

Israel

Pe’er Tasi führt die Song-Jahrescharts an

Zum Jahresende wurde die Liste der meistgespielten Songs 2025 veröffentlicht. Eyal Golan ist wieder der meistgespielte Interpret

 23.12.2025

Israelischer Punk

»Edith Piaf hat allen den Stinkefinger gezeigt«

Yifat Balassiano und Talia Ishai von der israelischen Band »HaZeevot« über Musik und Feminismus

von Katrin Richter  23.12.2025

Los Angeles

Barry Manilow teilt Lungenkrebs-Diagnose

Nach wochenlanger Bronchitis finden Ärzte einen »krebsartigen Fleck« in seiner Lunge, erzählt der jüdische Sänger, Pianist, Komponist und Produzent

 23.12.2025

Hollywood

Ist Timothée Chalamet der neue Leonardo DiCaprio?

Er gilt aktuell als einer der gefragtesten Schauspieler. Seine Karriere weckt Erinnerungen an den Durchbruch des berühmten Hollywood-Stars - der ihm einen wegweisenden Rat mitgab

von Sabrina Szameitat  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

Meinung

Der Missbrauch von Anne Frank und die Liebe zu toten Juden

In einem Potsdamer Museum stellt der Maler Costantino Ciervo das jüdische Mädchen mit einer Kufiya dar. So wird aus einem Schoa-Opfer eine universelle Mahnfigur, die vor allem eines leisten soll: die moralische Anklage Israels

von Daniel Neumann  21.12.2025

Film

Spannend, sinnlich, anspruchsvoll: »Der Medicus 2«

Nach zwölf Jahren kommt nun die Fortsetzung des Weltbestsellers ins Kino

von Peter Claus  21.12.2025

Gastbeitrag

Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum schweigt ihr?

Jan Grabowski fragt die deutschen Historiker, warum sie es unwidersprochen stehen lassen, wenn ein Holocaust-Experte für seine Forschungsarbeit diskreditiert wird

von Jan Grabowski  21.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025