Deutsches Technikmuseum Berlin

Aspirin und Nora

Das Deutsche Technikmuseum Berlin erinnert von Mittwoch an in einer Sonderausstellung an jüdische Erfinder, Ingenieure und Fotografen, die von den Nazis vertrieben und verfolgt wurden. »Es gibt keine politikfreien Felder in der Gesellschaft – auch in der Technik nicht«, sagte Berlins Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) am Montag bei der Vorstellung des Ausstellungsprojekts.

Dokumentiert sind unter dem Titel »Orenstein & Loewe« die Lebensläufe von 20 Persönlichkeiten. Dazu gehören die Namensgeber der Ausstellung, der Rundfunkindustrielle Siegfried Loewe (1885–1962) und der Lokomotivbauer Alfred Orenstein (1885–1969), aber auch der Pharmazeut Arthur Eichengrün (1867–1949), der maßgeblich das Schmerzmittel »Aspirin« entwickelte. Beleuchtet wird aber auch das Schicksal eines Straßenbahnschaffners, der von den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) 1936 wegen seiner jüdischen Abstammung entlassen wurde.

Präsentation Zudem widmet sich die durch das ganze Haus verteilte Ausstellung dem Schicksal des Radiofabrikanten Manfred Aron, der seinen Rundfunkgeräten den Kunstnamen Nora gab, um sie nicht als Produkt eines jüdischen Unternehmers erkennbar zu machen. Mit der dezentralen Präsentation der einzelnen Ausstellungsstelen soll deutlich werden, dass es keine speziell deutsch-jüdische Technikgeschichte gebe, sagte der Kurator Alfred Gottwaldt: »Es war ein gemeinsames Leben in einem Staat, der der Staat der Juden wie der Nichtjuden war.«

Die Ausstellung wird im Rahmen des Berliner Themenjahres »Zerstörte Vielfalt« gezeigt. Das in dreijähriger Vorbereitungszeit entwickelte Themenjahr wurde zum 80. Jahrestag des Machtantritts der Nazis Ende Januar eröffnet. Bis November, wenn sich die Reichspogromnacht von 1938 jährt, sind über 600 Veranstaltungen an mehr als 100 Orten der Stadt geplant. Die Ausstellung im Deutschen Technikmuseum ist bis Ende Dezember zu sehen. epd

www.sdtb.de

Bonn

Beethoven-Haus zeigt Ausstellung zu Leonard Bernstein

Die lebenslange Beschäftigung des Ausnahmetalents mit Beethoven wird dokumentiert

 25.04.2024

Potsdam

Chronist der neuen Weiblichkeit

Das Museum Barberini zeigt Modiglianis Menschenbilder in neuem Licht

von Sigrid Hoff  25.04.2024

München

Ausstellung zeigt Münchner Juden im Porträt

Bilder von Franz von Lenbach und anderen sind zu sehen

 25.04.2024

Wien

Spätwerk von Gustav Klimt für 30 Millionen Euro versteigert

Der Künstler malte das »Bildnis Fräulein Lieser« kurz vor seinem Tod

 25.04.2024

Los Angeles

Barbra Streisand: Lovesong als Zeichen gegen Antisemitismus

Für die Serie »The Tattooist of Auschwitz« singt sie das Lied »Love Will Survive«

 25.04.2024

Kommentar

AfD in Talkshows: So jedenfalls nicht!

Die jüngsten Auftritte von AfD-Spitzenpolitikern in bekannten Talk-Formaten zeigen: Deutsche Medien haben im Umgang mit der Rechtsaußen-Partei noch viel zu lernen. Tiefpunkt war das Interview mit Maximilian Krah bei »Jung & Naiv«

von Joshua Schultheis  24.04.2024

Meinung

Der Fall Samir

Antisemitische Verschwörungen, Holocaust-Relativierung, Täter-Opfer-Umkehr: Der Schweizer Regisseur möchte öffentlich über seine wirren Thesen diskutieren. Doch bei Menschenhass hört der Dialog auf

von Philipp Peyman Engel  22.04.2024

Essay

Was der Satz »Nächstes Jahr in Jerusalem« bedeutet

Eine Erklärung von Alfred Bodenheimer

von Alfred Bodenheimer  22.04.2024

Sehen!

Moses als Netflix-Hit

Das »ins­pirierende« Dokudrama ist so übertrieben, dass es unabsichtlich lustig wird

von Sophie Albers Ben Chamo  22.04.2024